Jeder der das Smartphone intensiv nutzt, kennt den Schriftzug in der oberen Leiste des Displays. Der Hinweis „Kein Netz“ hat schon oft bei Vielen in Deutschland für Ärger und Groll gesorgt. Das belegt vor allem die Studie „The State of LTE“ von 2018 des Marktforschungsinstituts OpenSignal. Im internationalen Vergleich mit 87 weiteren Ländern belegt Deutschland hier mit gerade einmal 65,67 Prozent Platz 70 in Puncto 4G Netzabdeckung, knapp hinter Albanien oder sogar der Elfenbeinküste auf Platz 61. Die Versteigerung der neuen Funkfrequenzen soll nun den Ausbau vorantreiben und den Weg in die digitale Zukunft ebnen.
Doch ein Blick auf die Versteigerung der ersten Funkfrequenzen für den UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) Standard im Jahr 2000 verrät, dass teure Lizenzen nur die halbe Miete für ein funktionierendes Netz sind. Professor Thomas Kürner vom Institut für Nachrichtentechnik der Technischen Universität Braunschweig erklärt: „In Deutschland hatte man sich entschlossen, eine Auktion zu machen, wo am Ende dann 100 Milliarden D-Mark, also etwa 50 Milliarden Euro ausgegeben wurden, nur für die Frequenzen. Das war natürlich Geld, was dann am Ende im Netzausbau gefehlt hat. Hätte man nicht so viel Geld in der Auktion ausgeben müssen und hätte es in den Netzausbau gesteckt, würde das heute mit der Netzabdeckung ganz anders aussehen.“ Das würde jedoch noch lange nicht für eine flächendeckende Netzabdeckung sorgen. Denn die Trägerfrequenzen haben eine noch geringere Reichweite, sodass beim Ausbau neue Funklöcher entstehen würden. Zudem verlangt die Topografie Deutschlands und die ausgeprägte ländliche Wohnstruktur der Deutschen die Errichtung völlig neuer Basisnetze. Ein Plan, der erst in den nächsten zehn bis 15 Jahren vollständig realisiert werden könnte. Stirbt die Hoffnung auf ein gut ausgebautes Netz?
Nein, denn mit dem Kauf der Lizenzen müssen die Unternehmen mitunter auch bestimmte Auflagen erfüllen, die sogenannte Versorgungsverpflichtungen. Darunter fallen die Bereitstellung einer Mindestbandbreite für EndabnehmerInnen oder auch der weitere Ausbau des bisherigen 4G Netzes. Um ein flächendeckendes und funktionstüchtiges 5G Netz aufbauen zu können, müssen die Netzbetreibende also doch erst die bisherigen Löcher in den ruralen Regionen des Lands schließen. Aber das kann dauern. Der Weg zur digitalen Zukunft Deutschlands ist also bislang noch steinig und schwer. Fragwürdige Versteigerungsmethoden, sozialtopografische Merkmale und maßlos übertriebene Vorstellungen aus der Politik trüben den Blick auf eine schnelle und wegweisende Mobilfunkzukunft. Ein Paradigmenwechsel muss stattfinden, um sowohl das bisherige 4G Netz nachhaltig ausbauen und das neue 5G aufbauen zu können. Die Unsummen aus der Versteigerung könnten das erreichen, doch fließen sie in Staatskassen und nicht in den Ausbau. Eine Alternative dazu wäre die einfache Vergabe durch ein Bewerbungsverfahren, wie es zum Beispiel in Finnland der Fall ist. Eins ist klar: Die Politik muss umdenken. Erst wenn das passiert ist, besteht vielleicht die Möglichkeit, dass Deutschland in der nächsten internationalen Studie zum Mobilfunkausbau besser abschneidet.