Aquaristik – Ein erhaltenes Hobby

Das Aquarium ist das heimische Fenster mit Blick in die Welt unterhalb der Wasseroberfläche. Seine Bewohner müssen einen anstrengenden und weiten Weg auf sich nehmen, um uns mit ihrer Schönheit zu erfreuen.
Daniel Wagner, Zierfischhändler und Geschäftsführer von Aquarium Lutter (Foto: Aquarium Lutter)

Die schöne und beruhigende Wirkung der Welt unterhalb der Wasseroberfläche begeistert Menschen schon seit vielen Jahren. Somit ist es kein Wunder, dass wir ein Teil dieser bezaubernden Welten für das eigene Zuhause haben wollen. Das Aquarium bietet die Möglichkeit, die Wasserbewohner live beobachten und bewundern zu können.

Doch die Aquaristik ist kein einfaches Hobby und beinhaltet viele Facetten und Möglichkeiten. 

Fische für Aquarien kommen meistens aus dem Ausland. Dort werden sie gezüchtet oder aus der Natur entnommen. Exporteure vor Ort verschicken die Tierchen dann in die Zielländer und von dort aus geht die Reise weiter bis ins heimische Aquarium. Diese Reisen sind für die kleinen Tiere beschwerlich und zerren an der Lebensqualität der Fische. Daniel Wagner ist Experte für Aquaristik und Handel mit Zierfischen und erklärt, wie er dazu gekommen ist.

 

Zucht und Entnahme im Ausland

Viele Zierfischarten würden im Ausland gezüchtet und nach Deutschland importiert, erzählt Wagner. Ein Grund dafür seien die aufkommenden Kosten für Züchtungen innerhalb Deutschlands. Da der Energieverbrauch für die Wärmeerhaltung im Becken und weiterer nötiger Technik relativ hoch ist, greifen viele Händler auf Züchtungen im Ausland zurück.

Red Fire-Zwerggarnelen „Sakura“ (Foto: Aquarium Lutter)

Dort lebende Stämme und Familien sammeln hier die Fische aus der Natur. Die Tiere werden gezielt von Hand oder mit kleinen Netzen gefangen, sodass keine Bei- oder Nebenfänge stattfinden. Die dort lebenden Stämme wissen genau, wo die gesuchten Tiere zu finden sind. Außerdem ist ihnen bewusst, zu welchen Zeiten die Fische entnommen werden dürfen, um weiterhin gesunde Populationen sichern zu können.

Die Familien erhalten ihre Aufträge von den Exporteuren, die die Tiere dann zum Beispiel nach Deutschland verschicken. Die Bezahlung ist landesentsprechend gut und fördert den Erhalt der Biotope. Eine faire Bezahlung und Behandlung ist eine wichtige Voraussetzung für die Zusammenarbeit von Händlern und Einwohnern. Bei einer nicht ausreichenden Bezahlung sind die Familien auf eine andere Arbeit angewiesen, die ihr ein höheres Einkommen sichert. Andere Arbeitsfelder in diesen Teilen der Welt könnten der Natur des Landes Schaden zufügen und somit ganze Biotope zerstören. Raubbau ist hier nur ein Stichwort für eine weitverbreitete Arbeit, die ganze Tierarten von der Erde verschwinden lassen. Darum ist „dem Zierfischhandel sehr viel daran gelegen, diese Biotope zu erhalten, um auch selbst weiterhin bestehen zu können“, meint Wagner. Der Kauf von Wildentnahmen trägt also positiv dazu bei, die Stämme zu fördern und damit die Umwelt zu erhalten.

Tiere aus von Menschen zerstörten Habitaten können teilweise im Zuchtprogrammen erhalten werden. Und so besteht die Möglichkeit, wenn diese Habitate wieder bewohnbar sind, die Tiere in ihren Ursprungsort wieder auszuwildern. Deshalb hält es Wagner für die Pflicht der Menschheit, dass diese gefährdeten Tiere nicht gänzlich von der Erde verschwinden und sieht die Aquaristik als ein „erhaltenes Hobby“.

Züchtung, Handel und Haltung in Deutschland

Verkaufsbecken mit verschiedenen Barscharten (Foto: Aquarium Lutter)

In Deutschland kontrolliere und prüfe das Veterinäramt Händler und Züchter nach den geltenden Tierschutzgesetzen (TierSchG), berichtet Wagner. Besonders im Fokus ist hier Paragraf 11 des TierSchG. Dieser Paragraf ist die Hauptgrundlage für den gewerblichen Umgang mit Tieren. Händler und Züchter müssen also beweisen, dass sie sich mit der Materie auskennen und nur Gutes für die Tiere im Sinn haben. Darüber hinaus unterstehen die Gewerbe der Aufsichtspflicht des Veterinäramts und werden aktiv geprüft und kontrolliert. Dies erfolgt unangekündigt und unregelmäßig, um eine derartige Vorbereitung auf die Termine zu verhindern. Falls beim Händler etwas nicht in Ordnung ist, trägt er das Risiko, seine Zulassung zum Züchten und Verkaufen der Tiere zu verlieren. Andernfalls kann das Amt dem Betrieb Auflagen auferlegen, welche es sofort umzusetzen gilt. Die Haltung der Tiere spielt also eine essenzielle Rolle.

Aquariumbewohner legen meistens einen weiten Weg zurück, um ein Leben in einem Glasgefäß zu führen. Daher ist es kein Wunder, dass dem Hobby Aquaristik viele kritische Meinungen gegenüberstehen. Leider wird das Thema meist nicht in seiner Vollkommenheit betrachtet und durch diese Unwissenheit in ein negatives Licht gerückt. Ist es also gerechtfertigt, Tiere als Hobby im Aquarium zu halten?

Wagner ist ein begeisterter Aquarianer und möchte den negativen Blickwinkel durch Aufklärung verändern. Denn nur wer sich ausreichend mit seinen Haustieren auseinandersetzt, kann die Haltung seines Tieres richtig abstimmen.

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