#meincoronasemester Coronaweihnacht in BBB

Von Prof. Dr. Denise Sommer
19. Dezember: Die einzige Präsenzveranstaltung, die im laufenden Semester in meinem Stundenplan stand (1 SWS!), wurde durch den neuerlichen Lockdown abrupt beendet. Das hat die Studierenden und mich wirklich enttäuscht – hatten wir uns doch für die Sitzung vor Weihnachten vorgenommen alle mit Weihnachtsmützen aufzutauchen, um den leeren Campus ein wenig zu beleben. Eineinhalb Tage zuvor mussten wir dieses Vorhaben in den virtuellen Raum verlegen.
Also BBB. Am ersten Lockdown-Tag. Raum betreten, Tontest, kurzer Gruß im Chat, Kamera aktivieren – und täglich grüßt das Murmeltier. Naja, nicht ganz, denn diesmal habe ich mir eine Weihnachtsmütze über den Headset-Bügel gezogen und schaue erwartungsvoll dem schwarzen Bildschirm entgegen. Was folgt, ist unvergesslich. Für die Berichte der Projekt-Zwischenstände haben fast alle Teams jemanden beauftragt sich mit dem Mikrofon zuzuschalten. Die Tonspur füllt sich mit Leben. Immer wieder öffnen sich nun auch Kamerabilder – zuweilen von allen Mitgliedern eines Teams. Es sind weitere Weihnachtsmützen zu sehen, aber auch Lichterketten, eine grüne Grinch-Maske, blinkende Sterne, eine Weihnachtsmann-Figur und sogar ein bunt blinkendes Rentier-Geweih. Aufgeräumt und guter Dinge berichten die Studierenden von ihren Ideen und ihrer bisher erfolgreichen Gruppenarbeit. Es sind Teams von Erstsemester-Studierenden, die sich nur selten persönlich gesehen haben, sich aber in der virtuellen Welt schnell und motiviert organisiert haben. Läuft bei uns!
Dieses Erlebnis steht für mich so kurz vor der Weihnachtspause sinnbildlich für dieses Corona-Semester. Natürlich ist nicht alles prima. Es ist anstrengend und aufwändig, immer wieder gibt es neue Unsicherheiten und Fragen, die wir selbst nicht beantworten können. Zuweilen ist es sehr still im BBB-Raum. Und doch: Die Studierenden ziehen sich nicht zurück. Moodle-WIKIS und Glossare füllen sich, auch nach Wochen der Online-Lehre werden die Aufgaben fleißig und motiviert bearbeitet, Fragen gestellt und Wünsche geäußert. Wir kommunizieren – wechselseitig und mit Bezug aufeinander, so wie es im Lehrbuch steht, nur eben selten von Angesicht zu Angesicht.
Der Berg der Herausforderungen ist inzwischen sogar wieder gewachsen und damit auch die Unsicherheit. In die Weihnachtspause können wir trotzdem guten Mutes gehen. Wir haben so viel geschafft und gestemmt in den vergangenen Wochen und Monaten – das ist einfach nur: WHAM!
Merry Christmas!
#meincoronasemester Ersti sein in der Pandemie: Wann erleben wir endlich das Studium in volleren Zügen?

Von Vanessa Höhnl
4. Dezember: Ich bin Vanessa, Erstsemester im Studiengang Medienkommunikation und ja, ich bin virtueller Student, Onlinesemester-Ersti oder auch armes Schwein – wie auch immer man es bezeichnen will.
Den lang ersehnten Start in mein Studium habe ich mir anders vorgestellt: neue Leute kennenlernen, gefüllte Hörsäle, neue Perspektiven und Motivation. Stattdessen kenne ich meine Kommilitonen nur mit Maske im Gesicht, lausche den Vorlesungen alleine in meinem Zimmer und ertappe mich immer wieder dabei, mir sagen zu müssen: „Du bist Studentin! Das ist dein Studium!“ Die Surrealität und Verwirrung, die diese Situation mit sich bringt, raubt einem so manches Mal den Antrieb.
Die Pandemie betrifft jeden. Mich glücklicherweise weder direkt persönlich noch im Bekanntenkreis. Zurzeit fühle ich wie die Einschränkungen der Pandemie auch stark auf mir lasten. Ein normaler Start ins Studium blieb mir dieses Jahr verwehrt. Das macht meinen Jahrgang zu einem ganz besonderen. Meine Mitstreiter kenne ich flüchtig, die Kontaktknüpfung fällt schwer. Wir merken uns keine Gesichter und Namen, wir ordnen unsere Kommilitonen ihrer Beteiligung in WhatsApp- oder Vorlesungschats zu. Zurückhaltende Studierende bleiben eher anonym. Uns bleiben wenige Präsenz-Veranstaltungen in denen man im Herbst draußen – eingepackt in Anorak, Schal und Mütze – dann auch noch Maske und Handschuhe tragen muss. Wiedererkennungsmerkmale? Non-existent. Leute zuzuordnen ist also nur über ihre Instagramprofile möglich.
Positiv gesehen bieten uns diese Umstände die Möglichkeit, uns voraussichtlich nächstes Jahr zum Wintersemester noch einmal ganz neu kennenzulernen und hinter die Nachrichten der Chats, das Instagramprofil gucken zu können. Sozusagen ein zweites Erstsemester… Wer hat das schon?
Momentan besteht ein Studentenalltag also daraus, seinen Dozierenden früh morgens über die Lautsprecher seines Laptops zuzuhören. Dabei wird stets versucht, sich nicht ablenken zu lassen. „Du bist Studentin! Das ist dein Studium!“ Vorlesungen werden nachgearbeitet und dann verbringt man den Abend allein, mit seinen Mitbewohnern oder vielleicht einigen Freunden aus der Heimat, falls man aufgrund der prekären Lage noch nicht umgezogen ist. Kommilitonen kennenlernen, ausgehen, sorglos sein und Spaß haben: nur schwer möglich!
Aber lasst uns doch all das Kennenlernen, zusammen feiern, sich inspirieren und motivieren lassen aufsparen und uns diese Pandemie verantwortungsvoll zusammen durchstehen. Es wird wieder besser! Irgendwann sitzen wir – nicht wieder, sondern zum ersten Mal – in vollen Hörsälen, treffen uns auf dem Campus, führen angeregte Gespräche, probieren uns neu aus und genießen das Studentenleben womöglich in volleren Zügen, als alle Studierenden vor uns.
#meincoronasemester Zusammenhalten ist die Devise

Von Prof. Andreas Kölmel
Jetzt läuft also schon das zweite Corona-Semester. Fast vollständig online, teils hybrid, mit nur sehr wenig Präsenzveranstaltungen. Das trifft vor allem die praktisch angelegten Fächer hart. Wie will man beispielsweise Kamera- und Tonequipment online erklären? Das geht nur real und durch eigenes Ausprobieren. Also müssen stringente Hygienekonzepte her. Wir gehen, solange es das Wetter zulässt, einfach nach draußen, mit Abstandsregeln, Maske und Handschuhen, versteht sich. Wir haben lange getüftelt, wie wir die Praxiskurse in Präsenz realisieren können. Bitte nicht noch ein weiteres Semester, in dem wir den Studis unsere tolle Technikausstattung vorenthalten müssen. Dennoch wird es extrem schwer, das Semester ohne Härtefälle durchzuziehen. Sobald eine Kamera ausgeliehen wird, muss sie danach sieben Tage in Quarantäne. Das wird zwangsläufig zu Engpässen führen. Deshalb mussten wir auch die Anzahl der potentiellen Drehtage für jeden Studierenden deutlich minimieren. Soweit die schlechten Nachrichten.
Jetzt zum Positiven. In den ersten Wochen habe ich alle Kurse auf die Restriktionen bezüglich der Ausleihe hingewiesen. Die Reaktion der Studierenden hat mich sehr überrascht. Ich hätte gedacht, dass es viel mehr Murren und Nörgeleien gibt. Das Gegenteil war der Fall. Sie haben akzeptiert, das die Situation nun mal so ist, wie sie ist. Sie sind eher dankbar, dass wir den Zugriff auf die Ausrüstung ermöglichen, wenn auch in deutlich eingeschränktem Maß.
Unsere Studierenden sind erwachsene Menschen, verstehen die Situation und akzeptieren die Umstände. Ich würde sogar noch weitergehen. Ich glaube, sie wissen einfach, dass wir alle unser Bestes geben. Und das können wir auch als Kompliment verstehen! Selbst wenn mal etwas schiefgeht (und das passiert leider immer wieder), lässt sich das mit diesem Grund-Verständnis alles viel leichter verzeihen. Oder?
Letztlich schweißt uns Corona noch enger zusammen, trotz räumlicher Distanz und Online-Lehre.
Das finde ich ermutigend und irgendwie auch schön. Lehren auf Distanz ist zwar sehr mühsam, aber es bringt uns irgendwie als Gemeinschaft – uns als Dozenten aber auch die Studierenden und uns – näher zusammen. Soziale Distanz, alles online, keine Kontakte, nur kleine Monitorbildchen. Und trotzdem erzeugt die ganze Situation Nähe und ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Was ich mir wünsche: schaltet Eure Kameras ein, bringt Euch noch mehr mit ein, redet live im Bild, statt nur zu chatten, diskutiert fröhlich mit. Zusammen können wir das Online-Semester so lebendig wie möglich gestalten. Lasst uns als Gemeinschaft das Beste aus diesem Corona-Semester machen. Zusammenhalten ist die Devise. Ich bin überzeugt: unsere Studierenden sehen das genauso. Oder?
#meincoronasemester Corona hat wenig mit Lust zu tun

Von Felina Wellner
2. November: Müde von Beschränkungen und endlich wieder leben wollen, ABER ... In persönlichen Auseinandersetzungen leitet das Wort aber häufig eine billige Ausrede ein: „Ich würde ja joggen gehen, aber die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei satten 40 Prozent“. Im Corona-Kontext nimmt aber jedoch eine brisante Stellung ein. Es eröffnet eine Meinungsspaltung von gesellschaftlicher Relevanz. Vor allem bei jungen Leuten wächst die Ungeduld.
Die wiederkehrende Alltagsroutine hat viel Gutes und doch erlebe ich den Hochschulstart erschöpfter als sonst. Nun startet das Semester wieder so, wie es aufgehört hat: Online, allein, mit dem Gefühl, ich müsse möglichst effektiv sein. Mir fehlt der Präsenzbetrieb, wo es in Vorlesungen und Drumherum auch um Anderes geht, um Persönlicheres, um Spaß. Nun ertappe ich mich häufiger mit dem Gedanken, ein unproduktiver Tag wäre ein verlorener Tag. Ist das nicht absurd? Die jetzige Zeit fühlt sich komisch an. Zwischenzeitlich überfällt mich das Unwohlsein und dann vergeht es wieder. Eigentlich geht es mir gut, meine Probleme sind sicherlich k(l)eine.
„Corona ist nicht schlimmer als die Grippe“, “Es handelt sich nicht um die Pest“, “Als ob Corona nach 23 Uhr ansteckender ist“ – solche und ähnliche Aussagen vertreten vor allem die junge Bevölkerungsschicht und auch ich erlebe sie in meinem Freundeskreis. Mir scheint es wie ein bloßer Kindheitstrotz, der da spricht.
Lockerungen und Beschränkungen, dynamisch verändert sich die Situation und damit einhergehende Entscheidungen. Weltweit, in Deutschland, in Niedersachsen, an Hochschulen und Arbeitsplätzen und bei uns selbst. “Richtig handeln“ wird immer schwerer und der Zwiespalt zwischen Verantwortung übernehmen und einfach normal leben wollen wächst. Keiner hat mehr Lust auf Corona, gerade wir in unserem jugendlichen Freiheitswahn wollen nicht verzichten, wollen wieder unter Menschen sein, feiern gehen, in den Urlaub fahren. Vor allem wollen wir das Gefühl haben, zu dürfen. Zurechtweisungen passen uns nicht in den Kram. Wir sind müde vom Aushalten, manche mehr, manche weniger. Dennoch: Die YOLO-Einstellung bringt uns dieses Mal nicht weiter. Die Suche nach Schuldigen in der Politik schon gar nicht. Aus dem “Du bist schuld“, “Ich will nicht mehr“, “Warum dürfen die und wir nicht?“ sind wir nun doch langsam herausgewachsen, oder? Ich denke Corona hat wenig mit Lust zu tun und schließlich müssen wohl gerade wir uns eingestehen: Wir haben k(l)eine Probleme!
#meincoronasemester Im Onlinesemester sind wir anonym
Von Marin Schartner
22. Oktober: Ich bin nun ein Ersti im Studiengang Medienkommunikation. Bewusst habe ich mich gegen eine Uni und für eine Hochschule entschieden, da ich kein Fan vom Anonymen bin. Ich mag es lieber kleiner und gemeinschaftlicher. Natürlich bringt das Online-Semester jetzt doch viel Anonymität mit sich, daher stand ich dem anfangs eher skeptisch gegenüber. Es wird erschwert, neue Freundschaften zu knüpfen, man hat selten ein Gesicht zum Namen in den virtuellen Räumen und auch der Kontakt zu den Lehrenden ist sehr oberflächlich, findet meist nur online im Chat oder über Mails statt.
Ich habe mich eigentlich auch sehr auf das Studentenleben gefreut, was sich eher am Wochenende abspielt. Das funktioniert nun aber angesichts der Auflagen einfach nicht. Das Schöne daran ist, dass wir Erstis alle im selben Boot sitzen und das gemeinsam durchleben!
Es ist also 8 Uhr in der Früh, ich sitze mit heißem Kaffee vorm Laptop, trage Kuschelsocken und einen Oversize-Pulli und höre der Vorlesung gespannt zu. Ich habe die See vor der Tür, bin auf der Insel Rügen und mache hier ein paar Tage Urlaub mit der ganzen Familie. Selbstverständlich bleibe ich aktiv und fleißig dabei!
Mein Coronasemester macht dies möglich! Es hat wie immer alles seine Vor- und Nachteile. Machen wir also das Beste draus!
Bleibt gesund, Eure Maren
#meincoronasemester Innere Konflikte
Von Jonas Giering
12. Oktober: Ich habe von der Corona Situation ein anderes Bild als es in den großen Medien und von der Regierung vertreten und vermittelt wird. Kurz gesagt, ich halte es für einen Fehlalarm und bin der Meinung, es geht schon lange nicht mehr wirklich um die Gesundheit der Bevölkerung.
Daher entstehen oft, wenn ich von den Hygieneregeln und den Einschränkungen betroffen bin, innere Konflikte. Ich sehe kaum einen Raum für Diskussionen im Großen und im Kleinen und fühle mich durch die Ankündigungen des Hausverbotes, bei nicht Einhaltung der Verordnungen, eingeschüchtert.
Ansonsten hatte ich einen schönen Start in das Semester und ich möchte mich bei meinen Dozenten bedanken. Sie haben sich auf die veränderten Bedingungen eingestellt und vermitteln Ihr Wissen so gut es geht.
#meincoronasemester Es ruckelt, aber es läuft.

Von Prof. Dr. Marc-Christian Ollrog
Salzgitter, 2. Oktober: Noch nie habe ich die KollegInnen bereits vor dem Semesterstart so angespannt erlebt: Wie wird es wohl werden? Hält die Technik? Machen die Studis mit, stellen Sie Fragen? Bange Fragen, die wir uns alle stellen – bange Fragen insbesondere in den großen Lerngruppen im Medienbereich. Individuelle Ansprache und Eingehen zählt unter normalen Umständen zu den Stärken des Kollegiums – aber im Remote-Szenario? Wie können wir insbesondere die Erstsemester an Bord holen, wenn wir sie kaum an der Hochschule in Empfang nehmen können?
Nach zwei Wochen ein erstes Durchschnaufen, keine Entwarnung. Die digitalen Vorlesungsräume sind voll, der Chat wird in der Regel höchst aktiv bedient. Die Technik funktioniert mit Abstrichen – zugegeben: gestern ist ein Lernraum mit rund 100 Studierenden abgeraucht – zum Glück erst kurz vor Schluss und die Aufzeichnung lief noch. Aber auch Veranstaltungen mit 165 Teilnehmern laufen problemlos durch – natürlich in den Basisfunktionen ohne allzu viele Sperenzchen. Daran traue ich mich erst später.
Befund: Die Stimmung in den Studigruppen ist besser als gedacht, der Chat brummt in der Regel fröhlich. Die Studierenden sind engagiert, wirken bisweilen wacher als sonst – gerade in den wenigen Präsenzveranstaltungen. Viele loben den Vorteil der Flexibilität („spart Zeit und Geld“), schätzen den Vorteil, den Ihnen das nicht-lineare Nacharbeiten der bereitgestellten Mitschnitte bieten. Die Lehrveranstaltungen selbst funktionieren ähnlich wie gewohnt – weniger Interaktion freilich (die verlagert sich v.a. in den Chat). Man spricht vor allem selbst, was Dozenten in der Regel weniger stört (déformation professionelle), erklärt noch mehr, ruhiger. Kürzer sind die Vorlesungen dadurch keinesfalls, eher im Gegenteil.
Auch Neues entsteht: Viele Dozenten machen sich neue Gedanken über die Stoffvermittlung und das Erreichen der Lernziele, die sie sich andernfalls wohl nicht gemacht hätten. Wie kann man den Stoff durch Einsatz der geeigneten Materialien auf Moodle in Lektionen so strukturieren, dass er die Lehrinhalte erschließt und die intendierten Lernziele ermöglicht? Das ist herausfordernd und spannend zugleich. Die Hoffnung: Davon einiges beizubehalten, auch wenn die Pandemie überwunden ist. Die erzwungene Innovation also nutzen und gezielt verstetigen.
Skurril: Oder „Hogwarts-Feeling“, wie eine Studierende so treffend formuliert. Wer hätte gedacht, dass es so schwer ist, sich in digitalen Räumen zu treffen? Derselbe Link kann Dozenten und Studierende im digitalen Raum in unterschiedliche Hörsäle führen, etwa wenn die Studierende diesen über eine andere Plattform anwählen. Zum Glück sind die Studis auch über StudIP oder andere Kanäle erreichbar. Da geht noch was. Schnittstellenfreie Kommunikation geht anders.
Und dennoch: Das Semester ist gestartet. Ein wenig ruckelig zwar, aber insgesamt besser als befürchtet. Das erste Feedback der Studis ist konstruktiv: „Fast wie eine normale Vorlesung“, sagen viele. Aber doch halt nur fast. Der kleine Scherz, der Schwatz mit den Studis am Rande fehlen, das gemeinsame Abhängen am Campus in den Poolräumen – alles, was irgendwie Gemeinschaft stiftet, fällt weniger aus. Das Kennenlernen der Studierendengruppen untereinander dauert dann sicher länger – ebenso das Kennenlernen von Studis und Lehrenden. Social Distancing auch in der Lehr-Lernbeziehung. Man bleibt auf Distanz – aber wenigstens in Reichweite. Und verabredet sind wir sowieso: Bis morgen dann also, wenn wir alle wieder den Big Blue Button drücken oder uns in den digitalen Hörsaal „zoomen“.
#nohomeoffice Home-Office? Schön wär’s
Von Mandy Dziuba
Tag 99 – Freitag, der 19. Juni. Während der Corona-Krise arbeiten? Für viele Berufstätige in Zeiten des Home-Office kein Problem mehr – sie arbeiten mittlerweile ganz bequem von zuhause aus. Doch in manchen Jobs ist das unmöglich: Auch ich zähle zu denjenigen, die jeden Tag zur Arbeit fahren. In meinem Fall ist das eine Apotheke. Menschen aller Altersgruppen und sozialen Schichten müssen nach wie vor mit Arzneimitteln versorgt werden, angefangen bei fiebrigen Kleinkindern über Schwangere mit Sodbrennen bis hin zu von Bluthochdruck geplagten Managern – sie alle finden den Weg in die Apotheke. Meine Arbeit lässt sich nicht bequem vom Sofa aus erledigen, ich stehe Tag für Tag hinter einer Plexiglasscheibe, bediene Kunden im vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,5 m und trage während der gesamten Arbeitszeit selbstverständlich meinen Mund-Nasen-Schutz.
Die eigentliche Herausforderung besteht für mich aber nicht etwa darin, für die Einhaltung des Katalogs an Hygiene- und Abstandsvorschriften zu sorgen, sondern die Kunden überhaupt erst zu verstehen. War es eine Rezeptbestellung, eine Beleidigung oder tatsächlich ein freundliches Wort, das der Kunde gerade in seinen Mundschutz gebrabbelt hat? Alles ist bereits vorgekommen, auch die Kunden werden verständnislos und teilweise sogar richtig unfreundlich – dabei zählen viele von ihnen zur Risikogruppe.
Zum Glück ist ein Großteil der Kunden nach wie vor freundlich und weiß es zu schätzen, dass meine Kollegen und ich nicht bequem von zuhause aus arbeiten, sondern wie gewohnt täglich in der Apotheke stehen und Arzneimittel ausgeben. Das muntert uns auf, ganz besonders am Ende eines 8-Stunden-Tages in dem Moment, in dem wir die Masken abnehmen und jedes Mal aufs Neue erstaunt darüber sind, wie viel Luft man normalerweise bekommt.
#wecandoit Geschafft: ein Semester Home-Uni
Von Sandra Winter
Tag 98 – Donnerstag, der 18. Juni. Das Sommersemester hatte gerade erst begonnen – dann kam Corona und stellte uns alle vor riesige Herausforderungen. Hand aufs Herz: dieses Semester hat mich einige Nerven gekostet. Was am schlimmsten war? Für mich persönlich war es das Aushalten von Ungewissheit. Es gab Tage, da hätte ich am liebsten im Fünfminutentakt mein Ostfalia-Postfach aktualisiert, in der Hoffnung neue Informationen über den aktuellen Stand zu bekommen. Ich hatte tausend Fragen, aber keine Antworten. Wie lange müssen wir noch in der Onlinelehre bleiben? Wie schreibe ich ein Forschungsprojekt mit quantitativer Erhebung in Zeiten von Corona? Wie produziere ich einen Beitrag mit strengen Kontaktbeschränkungen, aber ohne Equipment? Wann war nochmal die nächste Onlinekonferenz für die Marketing-Vorlesung? Werden wir unsere Prüfungen ablegen können? Wie kann ich das alles schaffen, obwohl die Welt um mich herum gerade im Ausnahmezustand ist? Und welcher Tag ist heute eigentlich?
Aus dem gemeinsamen Lernen in Präsenzlehre wurde das Lernen allein zu Hause. Auf all das war niemand vorbereitet. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich meinen Rhythmus in diesem sonderbaren Semester gefunden hatte. Ich bin es zwar gewohnt, eigenverantwortlich zu lernen und zu studieren, aber mit dieser neuen Situation musste ich erstmal warm werden. In diesem Semester kam eine ordentlich Portion „Bring es dir selber bei!“, Geduld und Selbstdisziplin zu meinem Workload hinzu. Mit der gestiegenen Verantwortung kamen aber auch mehr Freiheiten: Studieren wann ich will, auch nachts um halb zwei. Die Vorlesung von Freitag später nacharbeiten, ist ja aufgezeichnet worden. Dem Dozenten noch schnell eine Frage via Telegram schicken und zeitnah eine Sprachnachricht mit Feedback bekommen. Ein Referat online halten. Vom Sofa aus. Ganz entspannt.
Wann wieder Normalität in die Hochschullehre kommt, das steht noch nicht fest. Vielleicht wird auch das kommende Wintersemester wieder ein digitales Semester. Das wäre zwar jammerschade, aber wir hätten einen großen Vorteil: wir wären darauf vorbereitet.
#auchkinderwerdendepressiv Wer denkt an die Kinder (und Familien)?
Von Prof. Dr. Marc-Christian Ollrog
Tag 76 - Mittwoch, der 27. Mai. Meine Söhne sind wütend. Schon seit Wochen. Wütend, weil ihnen ihr Leben genommen ist – die Schule, ihre Freunde, die KiTa, der Sport, das Schwimmen und jede Aussicht auf baldige Verbesserung der Lage. Der eine leidet still, der andere laut – Papa und Mama lassen sie ihre ganze Wut spüren. Und da hat sich einiges aufgestaut. Warum sollten Sie morgens aufstehen? Wozu sich noch an Regeln halten? Die Ordnung ist doch ohnehin dahin. Als die Spielplätze vor drei Wochen wieder öffnen, ist das ein kurzes Aufatmen. Ein Strohfeuer. Nun öffnen Shoppingmalls, Fitnessstudios, Spielhallen und vielleicht sogar Bordelle vor KiTas, obwohl sich die Zeichen verdichten, dass Kinder eher keine Rolle als Virusüberträger spielen. Es ist verstörend, wie wenig an die gedacht wird, die später mal Verantwortung übernehmen sollen in diesem Land. Der Eindruck, der bleibt: Kinderrechte spielen in diesem Land keine Rolle. Das Grundrecht auf Bildung – offenbar ausgesetzt. Das macht mich wütend.
#GLÜCK Glück in der dunkelgefärbten Pechsträhne (4/4)
Von Lena Isenberg
Tag 76 - Mittwoch, der 27. Mai: Die Monate April und Mai vergehen so schnell wie noch nie. Ich recherchiere für neue, spannende Themen und bin auf den Drehs dabei. Auch wenn nichts nach Plan läuft, ist doch alles nochmal gut gegangen. Ich hatte Glück – verdammt viel Glück – in der dunkelgefärbten Pechsträhne.
(Anmerkung der Redaktion: die Beiträge 1-3 finden sich im Corona-Tagebuch März)
#UNIENTZUG Ich vermisse die Uni
Von Moritz von Haken
Tag 76 – Mittwoch, der 27. Mai. Dieser Tag wird genau wie der Tag davor… und wie der Tag davor…. und wie der Tag davor.
Selten hat eine Aussage aus einer Fernsehserie meinen Gemütszustand so treffend dargestellt. Dieser Spruch hier kommt von Nelson Muntz von den Simpsons.
Denn mittlerweile bin ich so in diesem Trott aus aufstehen, essen, Uniaufgaben, Videospiele spielen und wieder schlafen gehen gefangen, dass ich erst Mitte Mai gemerkt habe, dass der April schon wieder vorbei ist.
Mein ohnehin schon zerschossener Schlafrhythmus hat sich nun final dahingehend entwickelt, dass ich vor 2 Uhr morgens einfach nicht mehr müde werde. Sollte ich doch versuchen, früher zu schlafen, ist es so, als versuche man eine Eiche mit einer Laubsäge zu fällen. Kann dauern.
Und so vorteilhaft es doch ist, sich beim Onlineunterricht in seiner Bettdecke und hinter der Kamera-aus-Taste zu verstecken, so wenig kommt das Gefühl auf, dass man gerade tatsächlich etwas lernt. Ich dachte nie, dass ich das einmal sage, aber: Ich vermisse die Uni.
#Zombiesundzuvielfreizeit Lieber Alfred (5/5): Ich mag Zombies nicht!
Von Kerem Acin
Tag 75 - Dienstag, der 26 Mai. Apropros Zombies: Ich bin bei The Walking Dead bei Staffel sieben und finde Zombies sehr unlogisch. Tote, die aufgrund eines Parasiten, der sich im Gehirn ansetzt, wieder zum Leben erweckt werden und unbändigen Appetit auf Menschenfleisch bekommen.
Hier eine Liste der unlogischen Sachen:
- Der Parasit müsste in der Lage sein, die komplexen motorischen, als auch sensorische Fähigkeiten des Menschen zu übernehmen, was sehr unwahrscheinlich ist.
- Warum gelten biologische Regeln nicht für Zombies? Blutverlust (und Blut ist wichtig, da Sauerstoff Lieferant, was gebraucht wird, um ATP zu ADP zu synthetisieren, was Muskeln, also auch das Gehirn, brauchen, um zu funktionieren) ist für Zombies komplett irrelevant. Sie laufen mit Verletzungen umher, die für soviel Blutverlust sorgen, dass jeder normale Mensch, in wenigen Minuten bewegungsunfähig wäre.
- Warum essen sie überhaupt Menschenfleisch …?
Ich habe viel zu viel Freizeit. Montag öffnen zum Glück die Fitnessstudios wieder. Ansonsten komm ich noch mit einem Knacks aus der Quarantäne.
#nachtrag Lieber Alfred (4/5): Von Impfgegnern zu Influencer, Teil 2
Von Kerem Acin
Tag 74 - Montag, der 25. Mai. Nachtrag zu gestern: Ähnliches gilt aus meiner Sicht für Klimawandel-Leugner, Veganer, Rechtspopulisten, Flacherdler und vielleicht auch für Kanye West. Auf jeden Fall für Leute, die denken, Yoga und Wasser-Aerobic sei richtiger Sport. „Ich habe so einen Muskelkater vom Wasser-Aerobic“, einen Satz, den noch niemand gesagt hat. Influencer, die denken, das sei ein echter Beruf, Selfie-Stick-Nutzer und Leute, die ihr Handy im Straßenverkehr benutzen und über die Straße watscheln wie Zombies.
#duning-kruger-effekt Lieber Alfred (3/5): Von Impfgegnern zu Donald, Teil 1
Von Kerem Acin
Tag 73 - Sonntag, der 24. Mai. Ach, wenn wir schon bei Impfgegnern sind - Stichwort: Duning-Kruger-Effekt. David Duning und Justin Kruger untersuchten, warum meist dumme Menschen so stark von sich selbst überzeugt sind (bspw. Trump). Sie stellten fest: Diesen Personen fehlt die Fähigkeit der Metakognition. Also die Fähigkeit, Gedanken und Erkenntnisse zu reflektieren. Von außen wirkt es wie Selbstvertrauen, doch eigentlich herrscht im Kopf nur Durchzug, gähnende Leere, absolutes Vakuum. „We need a wall! Between the U.S and Mexico to stop the illegal immigration“, eine Idee, die zu Zeiten von Passagierflugzeugen irgendwie doch sehr, sehr blöd ist, nicht wahr? Wenn Intelligenz fliegen könnte, dann wäre dieser Donald ein Fisch.
#sprechendegegenstände Liebes Tagebuch (2/5): Ich bin Belle, aus die Schöne und das Biest
Von Kerem Acin
Tag 72 - Samstag, der 23. Mai. Mittlerweile rede ich mit den Gegenständen in meiner Wohnung. Teeo (Meine Teetasse) ist aber auch ein ausgezeichneter Zuhörer. Nicht so wie die Mikrowelle. Blöde Mikrowelle. Sie meinte zu mir: „Noch eine Tafel Schokolade? Schon mutig, bei diesem Bauch.“ Den Rest der Schokolade verzehrte ich weinend in der Toilette. Langsam fühle ich mich wie Tom Hanks in Cast Away (dt. Verschollen). Außerdem finde ich Impfgegner lächerlich. Eine fehlende Impfung sorgt für ein komplettes gesellschaftliches Aus. Und sie erzählen von einer weltweiten Verschwörung aller politischen Organe und Medien. Anstatt einfach anzusehen, dass sie falschliegen. Übrigens: mein Tagebuch ist benannt nach dem Kellner von Batman.
#keinsport Liebes Tagebuch (1/5): Ich bin nicht schwanger

Von Kerem Acin
Tag 71 - Freitag, der 22. Mai. Mann, bin ich fett geworden. Ich schaue in den Spiegel und ziehe mein Shirt hoch. Mein Bauch springt raus und begrüßt mich. Ich hüpfe häufiger leicht auf und ab, um den Speckanteil anhand der Schwabbelqualität festzustellen. Als Frau könnte ich erzählen, dass ich schwanger bin. Von sechsmal die Woche Fitness- und Kampfsporttraining runter auf null. Seit zehn Wochen kein Sport. Heimtraining ist nicht dasselbe. So wie Tofu für einen Fleischfresser. Dafür hatte ich viel Zeit zum Lesen. Khalil Gibrans „Der Prophet“ kann ich Poesiefans empfehlen. „Schnelles Denken, langsames Denken“ von Daniel Kahneman für alle, die eher Fachbücher mögen.
#fluchtandienordsee Urlaub in Deutschland macht sich bezahlt
Von Marie-Kristin Schildwächter
Tag 69 – Mittwoch, der 20. Mai. Stets wurde man im Freundes- und Bekanntenkreis nur belächelt. „Wie, ihr macht Urlaub in Deutschland? Ja, selbst schuld.“
Aber jetzt in verdutzte und neidische Gesichter zu blicken, wenn man erzählt, dass man dem Homeoffice Ade sagt und in den Urlaub fährt, macht alles wieder wett. Und zwar doppelt. Irgendwann musste es sich schließlich einmal lohnen, ein Nordseeurlauber zu sein.
So ganz entkommt man Corona zwar leider nicht: Auch hier gelten Abstandhalten und Maskenpflicht. Aber mit den Füßen im Sand, dem Wind um die Nase und einem Bierchen in der Kralle ist der ganze Mist doch viel besser zu ertragen.
#leinenlos Alltagshunger
Von Dennis Geldmacher
Tag 68 – Dienstag, der 19. Mai. Was haben sich meine desinfektionsmittelgezeichneten Hände danach gesehnt, endlich wieder die Karte einer Gaststätte aufzuschlagen. Nach Wochen des Abwaschs in Jogginghosen folgen nun die Tage der klassischen Gemütlichkeit. Das verspricht zumindest der Plan, der auf dem Papier so einladend klingt wie ein frisch bezogenes Bett: Naherholung im Harz mit anschließendem Gaumenschmaus bei bayrischer Blockhütten-Atmosphäre. Das klingt nach Normalität!
Aber hätte ich nicht schon vor Tagen den Tisch reservieren müssen? Jetzt, wo die Leine etwas lockerer sitzt, rennen all die Isolationsgeplagten mit Sicherheit einem kleinen Familienbetrieb die Bude ein. Vor meinem geistigen Auge bilden sich Schlangen bis zum Parkplatz. Doch im Restaurant begrüßt mich eine gespenstische Leere. Nachdem mir der maskierte Kellner das Formular zuschiebt, auf dem ich meine Kontaktdaten hinterlasse, wird mir klar, dass Normalität keine Regierungsentscheidung ist. Sie kommt mit der Zeit. Vielleicht ist es in ein paar Wochen schon so weit.
#socialdistancetraining Endlich wieder Feldhockey!
Von Karoline Steinbock
Tag 67 – Montag, der 18. Mai. 20:30 Uhr. Mit dem Hockeyschläger in der Hand stehe ich auf dem Kunstrasenplatz. Seit über zwei Monaten habe ich auf diesen Moment gewartet. Seit einer Woche ist das Mannschaftstraining unter freiem Himmel wieder erlaubt. Doch auch hier ist Social Distancing das Gebot der Stunde. Heißt: zwei Meter Abstand zueinander, keine Zweikämpfe, keine Wettkampfsimulation. Trainiert wird in festen Fünfergruppen, um im Zweifel Infektionsketten nachzuvollziehen. Der Ligabetrieb ist bis August ausgesetzt und es gibt noch keinen konkreten Plan, wie er wieder aufgenommen wird. Außer Techniktraining steht also im Moment nicht viel auf dem Plan. So schön es auch ist, das Team wiederzusehen und Bälle aufs Tor zu schlagen, wie ein richtiges Mannschaftstraining fühlt sich das am Ende nicht an. Was fehlt, ist der Kontakt zu allen Mitspielern und die Vorbereitung auf Punktspiele. Mit Blick auf die aktuelle Situation ist das wohl aber die mit Abstand beste Lösung.
#NeueWege Nichts ist unmöglich
Von Sandra Winter
Tag 67 – Montag, der 18. Mai. Die letzten zwei Monate kommen mir vor wie ein halbes Jahr. Die Welt scheint eine andere zu sein. Sie ist unsicherer und unvorhersehbarer geworden. Plötzlich kommen Dinge in Bewegung. Digitalisierungsschübe an Schulen und Hochschulen, Home-Office und ein Nachdenken über das, was systemrelevant ist. Wissenschaftler stehen jetzt im Rampenlicht. Fakten, Informationen und journalistischen Medien kommt besondere Aufmerksamkeit zu. Wir fragen uns, was wirklich wichtig ist. Wir erinnern uns, wie wichtig Debatten innerhalb einer Demokratie sind und denken über die Welt nach Corona nach. Kommt nach der Sorge ums Klopapier nun die Sorge um unsere Demokratie? Hoffentlich nicht. Diese neue, auf gefühlten Wahrheiten basierende Empörungskultur besorgt mich.
Was in zwei Monaten ist? Ich weiß es nicht. Aber ein paar Dinge sind mir klar geworden. Ich möchte unbesorgter sein. Ich möchte mich mehr einmischen und nicht den ohnehin schon lautesten das Wort überlassen. Ich möchte geduldiger sein. Mit mir und dem, was ich von mir erwarte. Ich möchte unaufgeregter sein. Die kleinen Momente mehr wertschätzen. Jede Krise bietet Chancen. Chancen, die wir ergreifen können. Neue Wege, die wir gehen können.
#DIYFUN Pinterestlover
Von Frederike Hagedorn
Tag 66 - Sonntag, der 17. Mai. 20:32 Uhr. Ich sitze am Schreibtisch. Links von mir ein Gläschen Wein, rechts von mir Bastelutensilien. Ich öffne den Laptop und rufe Pinterest auf. Pinterest ist mittlerweile mein bester Freund… Wir verbringen viele Abende miteinander und immer kommt etwas Tolles dabei raus!
Ob Geburtstagskarten, Kerzen oder Fotoalben, seit der Quarantäne bin ich irgendwie auf dem DIY-Trip gelandet. Um ehrlich zu sein, überlege ich schon, ob ich nicht mal etwas bauen will. Ein Regal oder so. Oder ein Palettenbett? Pinterest sagt, das ist ganz leicht.
Was für die Uni tun? Ja, ne also manchmal mache ich das auch… ich habe zum Beispiel meine Uni-Ordner endlich mal schön beschriftet und verziert. Ach, und einen Kalender habe ich gebastelt mit To-Do-Listen, aber die sind noch nicht ganz fertig. Sobald ich mein Zimmer von dem ganzen Bastelzeug befreit habe, setze ich mich auch sofort an die Hausarbeit. Aber erst muss ich noch diese Foto-Box ausprobieren. Da gibt’s eine ganz einfache Anleitung für. Habe ich übrigens auf Pinterest gefunden. Sieht echt toll aus!
#Familienchaos Die ganze Familie zu Hause
Von Anna Schorlemer
Tag 65 - Samstag, der 16. Mai. Als große Schwester steht bei mir als erstes die Verpflichtung auf dem Programm – also ab nach Hause! Im Gepäck? Natürlich die gute Laune!
Die Grundschule geschlossen und meine Eltern im Home-Office: Schlüsselpersonal-Chaos. Zuhause angekommen, muss ich meinen Geschwistern schnell verklickern, dass das die aufregendste Zeit ihres Lebens wird! Nach den morgendlichen Schulaufgaben verwandeln wir den Keller in einen Tanzraum. Leider stellt meine Schwester schnell fest, dass ich kein guter Ersatz für ihre Ballettlehrerin bin. Also behelfen wir uns mit YouTube – super! Wir unternehmen Entdeckungstouren durch den Wald, bauen ein Tipi und basteln Dekoration für meine Mutter, die jeden verkümmerten, gebastelten Schmetterling voller Freude ins Küchenfenster hängt. Mein Bruder übt sich im Bogenschießen und Weitwurf. Alles läuft super, bis er meine Schwester mit einem Stock auf den Kopf trifft. Dabei habe ich doch ausdrücklich durch den Garten geschrien: „Aber nicht auf uns oder die Katze zielen!“. Halb so wild, außer dass meine Schwester nun behauptet, sie sei jetzt immun gegen Corona.
#Bundesligaamstart Leidenschaft vs. Vernunft

Von Linus Burkel
Tag 63 - Donnerstag, der 14. Mai. Die Wiederaufnahme der Bundesligasaison startet an diesem Wochenende. 66 Tage mussten Fans ausharren (auch ich), um endlich wieder mit ihrem Lieblingsteam mitzufiebern. Als sich letzte Woche die Nachricht verbreitet, dass die Bundesliga wieder los geht, habe ich mich zuerst sehr gefreut. Mein erster Gedanke: Ablenkung in der tristen Zeit von Corona. Nicht gerade tiefsinnig, wenn man bedenkt, was alles dahintersteckt.
Geisterspiele. Trainer und Auswechselspieler mit Masken am Rand. Aber hey, der Trainer darf die Maske wenigstens zum Schreien absetzen. Aus den Boxen im Stadion sollen Fangesänge eingespielt werden und auch Fanpappaufsteller sind im Gespräch. Was uns letztendlich erwarten wird, werden wir sehen. Aber ob ich mich nach meiner anfänglichen Euphorie überhaupt freuen sollte? Ich denke nicht. Alle zwei Tage werden die Spieler auf Corona getestet. Ethisch vertretbar? Nein. Die Tests wären anderswo deutlich effektiver einzusetzen. Und trotzdem werde ich es mir ansehen.
#bananenbrot Homeworkout oder der Gang zum Kühlschrank?
Von Angelique Domke
Tag 59 - Sonntag, der 10. Mai. 9:30 Uhr – Zeit zum Aufstehen. Erstmal Instagram checken; nachschauen, was Carmushka, Novalanalove & Co heute so machen. Wie jeden Morgen. Das ist mittlerweile zum Ritual geworden. Irgendjemand muss mir schließlich sagen, was man in der Quarantäne so alles machen kann. Resultat: Bananenbrot hier, Bananenbrot da. Wohin man auch schaut… Corona scheint eine klare Nebenwirkung mit sich zu bringen: Das Bananenbrot-Syndrom.
14 Uhr – Update: Das Bananenbrot ist fertig. Was nun? Schnell Instagram um Rat fragen. Neue Accounts – neue Lieblingsbeschäftigung: das Dance-Workout von Pamela Reif. Ihre Workouts gehen in der Quarantäne voll durch die Decke. Meine Motivation dafür hält sich heute aber ehrlich gesagt in Grenzen.
20 Uhr – Fazit: Die Gesellschaft scheint sich in zwei Lager zu spalten: Die einen bekommen mit dem Weg zum Kühlschrank gerade so ihre 100 Schritte am Tag zusammen, die anderen machen ein Homeworkout nach dem anderen. Es gibt scheinbar nur zwei Arten, wie man aus der Quarantäne kommt: fit wie Pamela Reif oder man kugelt sich eben raus. Ich bin mir noch nicht sicher, welcher Gruppe ich angehören werde. Heutiger Stand: 1:0 für das Bananenbrot. Aber Morgen ist ein neuer Tag. Das Workout gibt sich sicherlich nicht so leicht geschlagen.
#Aufdistanz Abends gibt es nur noch Uni
Von Kassandra Lenser
Tag 57 – Freitag, der 8. Mai. 21:35 Uhr und ich liege in meinem Bett und bin unmotivierter denn je. Gerade stelle ich mir vor, wie ich mit meinen Freunden in einem Raum sitze mit einem Glas Wein vor mir. Wir warten nur darauf, dass es 00:00 Uhr wird und wir uns auf den Weg in die Braunschweiger Innenstadt machen können.
Nachtrag: 00:32 Uhr... Jetzt bin ich dabei, Aufgaben für die Uni zu erledigen – vergeblich, verzweifelt, verpflichtet.
#coronatanz Corona-Tanz-Elfchen
Von Natascha Jastrzemski
Tag 56 – Donnerstag, der 7. Mai.
Rechts
Links rechts
Links rechts links
Rechts links rechts links
Rechts
Schritt 1: Tanzpartner schnappen
Schritt 2: Tanz Elfchen verinnerlichen
Schritt 3: Dabei hüpfen und die Füße zueinander bewegen
Schritt 4: Immer schneller und schneller werden
#NERVENKITZEL Illegal, legal, egal
Von Jan-Ole Smidt
Tag 55 – Mittwoch, der 6. Mai. Dürfen Studenten ihren Zweitwohnsitz aktuell besuchen oder nicht? Grauzone? Ehrlich sagt: Keine Ahnung. Solche Fragen scheinen noch nicht genau beantwortet zu sein. Zumindest gibt es kein offizielles Statement des Studentenwerks Ost-Niedersachsen.
Investigativ-Journalisten tanzen im Rahmen ihrer Recherche manchmal auf dem Drahtseil zwischen Legalität und Illegalität. Medienstudierende der Ostfalia hören davon nur in Vorlesungen, können aber laut Vorschrift darin keine praktischen Erfahrungen sammeln. Außer, Corona bestimmt das Alltagsleben. Wer zurzeit einen Reportagetermin in der Nähe seines Studienortes vereinbart und deshalb aus der Heimat zur Zweitwohnung fährt, könnte illegal unterwegs sein. Ein Glück, dass in Niedersachsen noch nicht überall Kennzeichen kontrolliert werden.
Reportage mit Nervenkitzel. Auch, wenn vermutlich keine Polizeistreife die Harzer Wälder durchkämmt, um Nachwuchsredakteure auf frischer Tat zu ertappen.
#Profsimhomeoffice Unfreiwillig Bastelmutter - aus dem klebrigen Alltag einer Professorin
Von Prof. Dr. Denise Sommer
Tag 54 – Dienstag, der 5. Mai. Es begann mit dem Roboter. Bastelbogen heruntergeladen, Teile bunt angemalt und auf Pappe geklebt. Ausgeschnitten, gefaltet, zusammengesteckt, fertig: Ein lustiger, bunter Papp-Roboter aus der Steckwelt von enemenebu. KIKA sei Dank. Noch ein Handyfoto von Sohnemann und Roboter – das war in Woche 1 der Corona-Zeit.
Danach kamen die Pinguine. Dann die Maus. Und die Eule. Der Koala. Das Auto und der Bus. Affe, Löwe, Frosch, Drache und Fische. Sie stehen aufgereiht auf der Küchenablage. Die Krise als Chance für neue Hobbies? Prokrastination? Mitnichten! Familien-Home-Office mit Kita- und Grundschulkind. Bastelprojekte und Tuschfarben, Pflanzensamen und Grundrechenarten, Bälle und Bobbycar rund um die Uhr.
Wie? Online-Vorlesungen und virtuelle Seminare? Telefonsprechstunden und Studierendenmails? Forschungsbericht und Team-Telko? Kommissionsarbeit? Ach, das schüttele ich aus dem Ärmel, während ich mit Klebestift die Pappe bestreiche, um den Kopf vom Steckmonster aufzukleben. Sie ist eben nicht systemrelevant, die Hochschule. Deshalb tun wir das jetzt nebenbei.
Und als nächstes? Den Bastelbogen für das Steckboot haben wir schon ausgedruckt. Und den für das Stinktier. Enemenebu und raus bist Du!
#moria Leave No One Behind

Von Emily Mae Walter
Tag 53 – Montag, der 4. Mai. Am Wochenende hat mich das zweite #stream4water-Festival von VIVA CON AGUA ziemlich zum Nachdenken gebracht. Gemeinsam mit deutschen Künstlern wie Bela B oder AnnenMayKantereit sammelten sie Spenden für ihre gemeinnützigen Projekte.
Viele thematisierten dabei die furchtbaren Verhältnisse im Flüchtlingscamp Moria auf Lesbos. Klar, ist es nervig, zu Hause zu bleiben, sich nicht mit seinen Freunden treffen zu können und im Sommer nicht in den Urlaub oder auf die geplanten Festivals zu können. Verstehe ich alles - geht mir genauso. Aber so viele Menschen verbringen diese Zeit in für uns unvorstellbaren Verhältnissen. Und das, unabhängig von der aktuellen Pandemie. Ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert, wenn sich das Virus dort ausbreitet. Durch konkrete und lebhafte Beispielerzählungen wurde mir immer wieder bewusst, wie sehr man seine eigene Situation schätzen muss, solange man gesund ist. Wir können die Zeit in unseren eigenen vier Wänden verbringen, haben Netflix und Menschen, mit denen wir online in Kontakt bleiben können. Und ja, wir haben auch genug Klopapier und Nudeln, so lustig es auch klingen mag.
#schnippschnapphaareab An die Schere, fertig, los!

Von Natascha Jastrzemski
Tag 53 - Montag, der 4. Mai. Es ist so weit: tagelang, ach was, wochenlang habe ich auf diesen Moment gewartet. „Ich halte das nicht mehr aus! Schau mal, wie ich auf‘m Kopf aussehe“, hallt es aus dem Bad. Vorfreude steigt in mir auf. Mein Einsatz. Wer wollte dem Freund nicht schon immer mal einen super fetzigen Haarschnitt verpassen? Nun gut, dass es nicht so einfach ist, habe ich schon vermutet. Aber was soll’s! Wie oft habe ich nach misslungenen Friseurbesuchen schon von Mutter, Freund und Co. gehört: „Ach, stell dich nicht so an, das sind doch nur Haare. Das wächst doch auch wieder!“ Voller Tatendrang greife ich erst zum Rasierer und dann zur Schere. Nach einigen Zentimetern weniger, zahlreichen YouTube-Tutorials und einem aufheulenden Rasierer bleiben mir nur noch folgende Worte an meinen Prinz Eisenherz: Das sind doch nur Haare!
#Abnachhamburg Für einen Spaziergang nach Hamburg

Von Leonie Wenschauer
Tag 52 – Sonntag, der 3. Mai. Ein Sonntag wie jeder andere in der Quarantäne. Als ich die ersten zwei Aufgaben des Tages beendet habe, ist es mittlerweile 10:30 Uhr. Dann ruft meine Mutter an. Sie spricht mit doppelter Geschwindigkeit und fragt mich: „Hast du Lust in zehn Minuten los nach Hamburg zu fahren?“. Überfordert mit der Information willige ich ein und sitze zehn Minuten später im Auto.
Mein großer Bruder wohnt mit Frau und Kind in Hamburg. Seit der Quarantäne haben wir uns nicht mehr gesehen. Nun sind wir auf dem Weg zu ihnen. Nur um ein paar gemeinsame Stunden zu verbringen. Aber wir wollen nur draußen spazieren und ein bisschen am Hamburger Strand sitzen, natürlich alles mit Abstand. Mein zwei Jahre alter Neffe freut sich riesig, uns zu sehen. Zuerst gehen wir ein wenig und dann sitzen wir am Elbstrand, wo mein Neffe stundenlang Steine ins Wasser wirft. Nach einiger Zeit machen wir uns wieder auf den Weg nach Salzgitter.
Bilanz: 4 Stunden im Auto, um für 3 Stunden die Familie zu sehen. Hat sich trotzdem gelohnt, denn ich hatte sie vermisst und wir hatten alle ein wenig Abwechslung vom langweiligen Corona-Alltag.
#Geburtstagswinker Party Nein - Konfetti Ja!

Von Sarina Obert
Tag 51 - Samstag, der 2. Mai. Zum Glück ist Konfetti noch erlaubt. Und dieses Jahr mit Maskenschutz atmet man die kleinen Einzelteile vielleicht auch mal nicht ein. Schon ein bisschen verrückt. In meinem Semester MK4 bin ich sowieso die Studenten-Omi, aber mit der 3 morgen am Anfang, fühlt es sich dann auch so richtig danach an. Aber gut, ich kann es nicht ändern und so richtig alt fühle ich mich ja auch nicht. Aber eins muss ich mal sagen: die Planung und Taktung eines Geburtstages zu Corona- Zeiten gleicht einem Timetable eines Festivals. Ich war kurz davor, meine Freunde und Familie zu bitten, sich die Kalender- und Termin-App Lopping zu installieren, damit wir die Treffen kleiner Gruppen zum Gratulieren besser organisieren können. Kleine Zeit-Slots, damit bloß nicht zu große Gruppen aufeinandertreffen. Und wie wird das so sein, wird sich dann zum Gratulieren zugewunken, statt umarmt?
#positivevibes Jackpot - trotz Corona

Von Ronja Rohlf
Tag 51 - Samstag, der 2. Mai. Statt Händeschütteln Abstand halten, statt Meetings virtuelle ViKos und TelKos, statt Berufsverkehr leere Straßen. Mein Pflichtpraktikum bei der Techniker Krankenkasse habe ich mir eigentlich etwas anders vorgestellt. Doch ich muss sagen: Jackpot – trotz Corona! Denn während einer Gesundheitskrise bei einer Krankenkasse in der Internen Kommunikation zu arbeiten, ist echt spannend! Jetzt weiß ich auch praktisch, was Krisenkommunikation wirklich bedeutet. Zwar lerne ich die meisten KollegInnen nur virtuell kennen, doch kann ich anhand der Stimmen erkennen, wer mit mir spricht – das ist doch auch etwas. Das vorherrschende Thema – wer würde es anders vermuten – Corona, Corona und noch einmal Corona. In dieser besonderen Zeit bleiben Intranet und Telefon niemals still: denn MitarbeiterInnen und Führungskräfte wollen über alle neuen Maßnahmen informiert werden. Über Arbeitsmangel kann ich mich also zum Glück nicht beklagen. Und wie es auch nach jedem Telefonat so schön heißt: Tschüss und bleibt gesund!
#hörstdumich? "Hallo, hörst du mich?" - das Mantra meiner Quarantäne
Von Valerie Hamann
Tag 50 - Freitag, der 1. Mai. Ein Satz hat mich in den letzten Wochen in allen Lebenslagen begleitet. Er gehört dazu wie neuerdings die Maske im Gesicht oder das Toilettenpapier im Einkaufswagen.
„Hallo? Hörst du mich?“ – schallt es im täglichen Zoom Call aus dem Laptop. Egal, ob Besprechung oder gemeinsame Mittagspause – alles funktioniert digital. Besonders schön ist das Home-Office, wenn man sich an den Strand der Bahamas setzt. Auch virtuell, versteht sich.
„Hey! Hört ihr das?“ Das sind meine Freunde. Wenn wir uns abends für einen ‚Virtual Vino‘ treffen und einer für die passende Hintergrundmusik gesorgt hat. Denn obwohl wir im Moment so nah beieinander sind wie seit Jahren nicht mehr, sehen wir uns nur auf dem Bildschirm, statt zusammen den Sommer einzuläuten.
„Hört ihr mich denn nicht?!“ – so ruft meine Mutter durch das elterliche Zuhause, wenn das Abendessen fertig ist. Komisch, plötzlich wieder da zu sein. Wenn die Brüder wieder zu Spielkameraden werden (aktueller Stand im Kniffelduell: 3:1 für mich) und die Wäsche wieder gewaschen wird.
„Wo bleibst du? Hörst du mich nicht?“ Das ist dann wohl meine Bachelorarbeit, die nach mir ruft, wenn ich schon wieder nicht am Schreibtisch sitze. Stattdessen backe ich Bananenbrot, mache Home Workouts oder putze begeistert die Küche. Alles, was einem eben einfällt, wenn man plötzlich (gezwungenermaßen) so viel Zeit hat…
#Homeoffice Home Office - Fluch und Segen zugleich
Von Naomi Nowak
Tag 49 - Donnerstag, der 30. April. Ich absolviere gerade mein Pflichtpraktikum beim Radio. Seit Mitte März habe ich allerdings meinen Arbeitsplatz in der Redaktion gegen meinen Schreibtisch zu Hause ausgetauscht. Seitdem arbeite ich im Home-Office. „Was für ein Paradies!“ habe ich mir anfangs noch gedacht. Jeden Tag in Gammel-Klamotten mit Assi-Palme chillen – nur ich und mein neuer bester Freund der Kühlschrank. Ja, so ein Büro zu Hause hat wahrlich seine Vorteile. Da mein Vater aus Nürnberg und seine Kollegen nun nicht mehr gemeinsam mittags in der Kantine essen gehen können, veranstalten sie regelmäßig ein Weißwurst-Frühstück per Videocall. Ach, das Leben kann so schön sein.... Je länger ich mich allerdings in dieser Situation befinde, desto öfter frage ich mich, ob denn wirklich alles so toll ist? Nach mehr als vier Wochen im Home-Office muss ich mir diese Frage mit nein beantworten. Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich Zuhause nicht mehr abschalten kann, weil jetzt mein Arbeitsplatz an dem Ort ist, an dem ich mich eigentlich von der Arbeit erholen sollte. Auch Papa, dem sein Weißwurst-Frühstück zwar hammermäßig schmeckt, fehlen im Home-Office seine sozialen Kontakte und die Gespräche mit den Kollegen am Kaffeeautomaten. Mal mag das Arbeiten im Home-Office ja ganz nett sein, aber ich freue mich auch, wenn langsam wieder Normalität in unseren Arbeitsalltag einkehrt.
#GartenvsUni Lassen Sie mich durch, ich bin Gärtnerin!

Von Paulina Schneider
Tag 48 - Mittwoch, der 29. April. Diesen Eintrag schreibe ich jetzt mit schwarzen Händen in löchrigen Gartenhandschuhen. Statt Jogginghose, habe ich Farbkleckse auf der Jeanslatzhose.
Dank dem Shutdown der Uni bin ich erstmal zurück in meiner Heimat Schleswig-Holstein. Coronazeit = Familienzeit? Quasi. Aktuell bin ich dank meiner Familie sozusagen eine Aushilfskraft, die bei der Gartenarbeit hilft. Studenten haben doch eh den ganzen Tag nichts zu tun – oder etwa doch? Naja, wer die Wahl zwischen Uni-Hausarbeit und Gartenhaus streichen hat, wählt sicher nicht den Tastatursport. Ich jedenfalls nicht. Und Gartenarbeit ist ja auch irgendwie eine Art Homeworkout. Prokrastination mal anders. Das Hochbeet steht mittlerweile und der frische Anstrich verleiht den Gartenmöbeln einen ganz neuen Glanz. Was nun? Wieder mal zurück an den Schreibtisch oder bekomme ich kurz eine Entspannungspause in der Sonne?
Oh, ich höre grade, dass sie eine neue Terrasse bauen wollen, die Pinsel sind auch noch nicht ausgewaschen. Ich geh dann mal fix. Was man nicht alles für die Familie tut.
#socialdistancingdating Wollen wir mal telefonieren?

Von Marie Bender
Tag 47 - Dienstag, der 28. April. „Wollen wir mal telefonieren? Das ist während dem Social Distancing ja die einzige Möglichkeit, um uns besser kennenzulernen." Mir läuft es eiskalt den Rücken herunter. Vor paar Tagen erst habe ich mir aus Corona-Langeweile mal wieder ein Tinder-Profil erstellt. Ohne große Erwartungen - nur zum Stalken eben. Nach ein paar Matches kommen wir ins Gespräch. Plötzlich stellt er diese Frage…
Aber was habe ich schon zu verlieren. Wenn es schlecht läuft, könnte ich einfach auflegen und die Schuld auf Netzprobleme schieben.
Dennoch steigt die Aufregung in mir hoch, ein persönliches Gespräch mit einem völlig Fremden zu führen, von dem ich bisher nur einige Bilder und Informationen über Studium und Hobbys kenne. Wie ein richtiges Date eben. Ich schenke mir schnell noch ein (großes) Glas Wein ein und zögere es heraus, den Anruf anzunehmen.
Es macht jedoch richtig Spaß, ihn mir nur durch seine Stimme und sein Lachen vorzustellen und dadurch ein ungewohnt vertrautes erstes Date zu erleben. Der nächste Schritt würde wohl ein Videoanruf sein – aber davor gibt es ja meine 3-Dates-Regel.
#Überreaktion Einkaufen bedeutet Krieg
Von Lamis Amara
Tag 47 – Dienstag, der 28. April. Seit zwei Monaten habe ich nun meine Fahrpappe und meine Mutter wollte herumkutschiert werden. „Ab zum Lidl. Ich muss einkaufen.“ Und das um 12 Uhr. Frech. Meine Schwester, als Beifahrerin selbstverständlich DJ, entscheidet sich für Ariana Grande auf voller Lautstärke. Ein Segen. Beim Lidl angekommen, musste ich also parken, doch anstatt behutsam in die Parkbox zu gleiten, rase ich in einen angrenzenden Busch (mit 5 km/h). Schuld daran ist natürlich die trällernde Stimme, die mich beim Sehen stört. Meine Schwester schreit. Meine Mutter flucht. Ich lache. „Ein Einkaufswagen pro Person!“ steht an der Tür neben dem zierlichen Sicherheitsmann. Nach zehn Minuten Wartezeit kann meine Ma rein. Hinter ihr eine Dame, die den ganzen Wagen desinfiziert und so aussieht, als würde sie Kriegsgebiet betreten. 20 min später kommt meine Mutter zurück (sie sieht noch fertiger aus als nach den Elternsprechtagen an meiner Schule), die nach einem kurzen Blick auf den leeren Beifahrersitz entscheidet, meiner Schwester hinten Gesellschaft zu leisten.
#SCHUTZMAßNAHMEN Achtung - die Maskenpflicht kommt!
Von Rebekka Renk
Tag 46 - Montag, der 27. April. Ab heute gilt auch in meiner Heimat Bispingen die Schutzmaskenpflicht. Ab sofort müssen wir uns alle in Bussen und Bahnen und beim Einkaufen an die Regelungen anpassen. Ob sich wirklich jeder daran halten wird? Noch bin ich skeptisch.
An sich ist die Maskenpflicht eine gute Sache. Sie soll uns in Zeiten von Corona noch einmal mehr vor dem Virus schützen. Trotzdem bin ich unsicher. In meinem Bekanntenkreis glauben viele Leute sogar, das Tragen der Masken könnte im schlimmsten Fall dafür sorgen, dass die anderen Vorkehrungen vernachlässigt würden. So hätten sie es im Fernsehen gehört. Für mich persönlich sind das schon wieder zu viele undurchsichtige Informationen.
Was mich bei der ganzen Sache aber wieder einmal positiv stimmt: die Menschen helfen einander. Und das nach wie vor. Erst Freitag habe ich einer Bekannten ein paar Stoffreste vorbeigebracht, die sie für das Nähen neuer Masken nutzt. Auch für mich ist eine dabei. 30 Stück – so viele stehen aktuell auf ihrer Bestellliste. Es werden sicher nicht die letzten gewesen sein.
#Dozentensicht Ich vermisse euch

Von Marcel Franze
Tag 44 – Samstag, der 25. April. Nicht nur für Studierende hat die Pandemie große Veränderung gebracht, auch der Arbeitsalltag von uns Dozierenden ist jetzt ganz anders. Wobei ganz anders eigentlich nicht stimmt. Als Dozent arbeitet man in der Regel auch unter normalen Umständen öfter von zu Hause aus. Meist zwei Tage die Woche. Der Arbeitsalltag ist also nicht viel anders, man sitzt nun nur noch mehr vor dem Computer, als sonst ohnehin schon. Was aber neu für uns ist, ist, dass wir unsere Lehre nun online halten. Anfangs hat das noch etwas gehakt, dass habt ihr vielleicht auch gemerkt, aber mittlerweile haben wir die Videokonferenz-Tools im Griff. Der ein, oder die andere findet es bestimmt auch ganz cool, dass man seinem Dozenten jetzt auf Telegramm schreiben, oder mit ihm Videosprechstunden haben kann. Ich denke, dass hiervon einiges bleiben wird, nach der Krise. Bisher habe ich auch noch keine betrunkenen, nächtlichen Sprachnachrichten oder Anrufe bekommen, das könnte sich mit Öffnung der Bars und Kneipen vielleicht ändern. Das würde ich aber billigend in Kauf nehmen, denn das würde heißen, dass wir uns auch in der Hochschule wiedersehen könnten. Denn das fehlt. Fernuni funktioniert, das wusste man auch vor der Krise schon, aber es macht mehr Spaß, mit euch im Seminarraum zu stehen und euch auf den Fluren zu begegnen. Hoffentlich wird schnell ein Impfstoff gefunden, sodass wir uns bald wiedersehen, ich vermisse euch.
PS: Abgabetermine müssen trotz Corona eingehalten werden.
#sadtimes Corona Times – Zeit für einen Drittjob?
Von Betty Rümmler
Tag 43 – Freitag, der 24. April
Lesen, Malen, Spazieren gehen, Zocken, Unterlagen sortieren und Insta Stories, von irgendwelchen Leuten anschauen, die genau so einen spannenden Alltag haben, wie ich... kann man drüber berichten, muss man aber auch nicht. Mich interessiert gerade viel mehr, warum so wenig über die finanzielle Unterstützung von Studenten gesprochen wird. Ich bin zur Zeit im Praktikumssemester und wie fast alle im Home-Office. Geld bekomme ich beim Praktikum nicht. Deshalb übe ich normalerweise einen selbstständigen Nebenjob aus. Doch nun bleibt auch hier das Einkommen aufgrund der Krise aus. Ohne Bafög auszukommen ist ohnehin schon eine Belastung für viele Studenten. Doch nun weiß zumindest ich nicht, wie es die nächsten Monate weiter geht. Soll ich vielleicht den dritten Job neben dem Bachelor annehmen? Vermutlich schon. Ich hoffe da kommt bald mal was seitens der Politik.
#Jogginghosevsjeans Aktueller Stand: 22:0 Jogginghose gegen Jeans

Von Alicia Klawitter
Tag 41 - Mittwoch, der 22. April.
09:02 Uhr morgens in Deutschland.
Mein Blick schwankt hin und her.
Angespannt halte ich die Luft an. Ich konzentriere mich. Rechts, links, rechts...links! Meine Hand greift in die linke Ecke! ...Nein! nicht zu impulsiv wählen. „Das hier ist wichtig, Alicia!“ erinnere ich mich selbst. Ich ringe mit mir. Jeden Morgen das gleiche. Jeden Morgen entscheide ich wer ich bin, wer ich sein will, wie mich andere wahrnehmen sollen. Ich stelle mir die fundamental wichtigste Frage des Tages:
….Jeans oder Jogginghose?...Jeans oder.... NEIN! Jogginghose. „JA…Jogginghose!“, wiederhole ich nochmal laut. Erleichterung macht sich in mir breit. Gute Entscheidung!
Entschieden greife ich nach der grauen Jogginghose und ziehe ein passendes T-Shirt aus meinem Kleiderschrank heraus. Ein letzter Blick in den Spiegel. "Wow, alles farblich passend! Ich bin eine modebewusste Frau."
#WEIßes Gold Auf der Suche nach dem weißen Gold

Von Leon Klein
Tag 40 - Dienstag, der 21. April. „Wir brauchen Klopapier!“, tönt die Stimme meines Mitbewohners durch die Wohnung. Dass eine derart banale Äußerung mal einen WG-internen Krisengipfel auslösen würde, konnte ich mir noch vor acht Wochen nicht vorstellen. Aber außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen! Also setzen wir uns an den Küchentisch und arbeiten gemeinsam eine Strategie aus, um das weiße Gold von 2020 zu finden. Die Supermarktbestände: ernüchternd. Von Sojamilch bis zum massierten Wagyu-Rinderfilet gibt es alles noch in Massen, aber kein Klopapier!
„Am Donnerstag wird neues geliefert“, meint die nette Dame aus dem Lager. Aber wir sollten vormittags kommen, nach 12 Uhr sei wahrscheinlich wieder alles weg. Alles klar, sollen wir es am besten gleich vorbestellen? Gibt es da ein Formular? Uns bleibt nichts als mit den Achseln zu zucken und es im nächsten Laden zu versuchen. Lang ist der Weg, hart die Konkurrenz, aber wir geben nicht auf! Und wenn wir am Ende eine Zewa-Rolle in drei Teile schneiden müssen!
#Durchhalten Bachelor of Corona

Von Karoline Steinbock
Tag 40 – Dienstag, der 21. April. Wie fühlt es sich an, während einer Pandemie seine Bachelorarbeit zu schreiben? Ungefähr so, als wäre man Teil der Band, die auf der sinkenden Titanic weiter Musik macht. Natürlich hatte ich Glück, dass meine Abgabe schon kurz bevorstand und ich nicht mehr auf die Bibliothek angewiesen war. Aber gerade nach wochenlangem Stress und Disziplin fühlt sich eine sechswöchige Verlängerung der Abgabefrist an wie ein schlechter Scherz.
Statt mit Rechtschreibkorrektur und Urlaubsplänen, musste ich mich in den letzten Wochen vor der Abgabe mit der Frage auseinandersetzten, ob und wie ich meine Arbeit überhaupt abgebe. Wie lasse ich die Arbeit binden, wenn alle Geschäfte geschlossen haben? Wie kommen die gedruckten Exemplare in die Hochschule, wenn Studierende die Gebäude nicht betreten dürfen?
Die Welt befindet sich im Ausnahmezustand, doch der Abschluss wartet nicht. The show must go on! Die Band spielt weiter!
#nächstefolge Immernoch Zuhause
Von Isabelle Sorkalla
Tag 39 - Montag, der 20. April. Ein Monat ist vergangen. Und noch immer sitze ich zu Hause rum. Naja. Damit mein Leben nicht ganz aus dem Ruder läuft, klingelt morgens um 9.30 Uhr der Wecker. Weil die Fitnessstudios ja zu sind, bin ich auf Homeworkouts umgestiegen. Es ist ja bald Sommer! Wenn ich dann nach dem morgendlichen Sportprogramm meine Aufgaben für die Uni erledigt habe, bleibt mir immer noch knapp ein halber Tag. Ich langweile mich zu Tode und vermisse meinen Alltag –irgendwann habe ich genug gechillt, meine Serien sind auch alle vorbei. Bis nachts suchte ich Netflix durch, bis der ‚nächste Folge‘-Button nicht mehr auftaucht. Also dachte ich, ich könnte mir doch mal ein Beispiel an Influencern nehmen – no hate, Hallo Humor! Was soll ich sagen? Bananenbrot habe ich gebacken und Tik Tok kenne ich auswendig. Nicht mehr lange, und ich kann diese lächerlichen Tänze nachmachen. Denn je länger die Quarantäne anhält, desto höher wird der Wein Konsum und niedriger die Schamgrenze. Als nächstes werde ich wohl puzzeln – laut Instagram ist das ja der Trend schlecht hin in Zeiten von Corona.
#Kinder Quarantäne mit Kindern

Von Alina Vogt
Tag 35 – Donnerstag, der 16. April. Ständiger Lärmpegel, Schlafentzug und Rumgebrülle – klingt nach einem gelungenen Festival, ist aber momentan Dauerzustand bei mir. Das ist Quarantäne mit Kindern.
Während andere versuchen, die Quarantänezeit mit neuen Hobbys zu füllen und für die Uni zu lernen, bin ich hin und hergerissen. Einerseits genieße ich die Entschleunigung und den Alltag mit den Kindern. Andererseits hängt die Frage, wie es denn mit dem Studium weitergeht, wie ein Damoklesschwert über mir. Jede Woche kommen neue Vorlesungen dazu, die ich nicht nacharbeiten kann. Nach der gestrigen Bundeskonferenz ist nun auch klar, dass wir alle noch ein wenig länger in der unfreiwilligen Quarantäne verbringen müssen.
Was das für mich bedeutet? Ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Und größten Respekt an die Menschen, die diese Fragen beantworten werden. Trotz allem bin ich positiv gestimmt und werde das Beste daraus machen. Jetzt muss ich aber los, der Floor (Kinderzimmer) ruft!
#bleibthumorvoll Das Virus der Titelblätter

Von Cedric Habbe
Tag 35 – Donnerstag, der 16. April. Kurzarbeit: Das Wort der Stunde. Wer überhaupt noch zur Arbeit darf, kommt nur mit Mundschutz über die Türschwelle. Klar, mir fehlen meine Kumpels und das Feiern immens. Aber hat man ansonsten als Student bislang großartig zu klagen?
Tatsächlich habe ich erstmals seit Beginn des Studiums einen geregelten Tagesablauf. Zwar sind meine geschriebenen Lernzettel derzeit nur Innendeko der (mittlerweile entstaubten) Ordner, doch immerhin existieren sie in diesem Semester. Wann habe ich zuletzt in dieser Geschwindigkeit gelesen oder überhaupt ein Buch angerührt? Muss schon die letzten 12 Male How I met your mother durchschauen her sein.
Momentan fühle ich mich morgens wie CR7 nach dem Homeworkout und nicht wie ein zerschossener Böller nach dem Suff in der Elbestraße. Bisher hat Corona meine Alltagsstruktur nicht entschleunigt oder gar zerstört - Corona hat sie mir verliehen! Brauchte es etwa eine weltweite Pandemie, den sonst oftmals verkaterten Schädel vom Sofa an den Schreibtisch zu verlagern?!
Also: Seid fleißig – aber zu Hause!
#machdasbestedraus Auf dem Dorf ist alles anders
Von Alina FItzner
Tag 33 – Dienstag, der 14. April. Außerhalb der Städte ist die Stimmung definitiv anders. Während die Menschen in der Stadt umherirren, um die womöglich letzte Rolle Toilettenpapier auf Erden zu ergattern, geht es auf dem Dorf etwas gelassener zu. Die Menschen haben Zeit. Für was eigentlich? Für alles.
Meine Tante hat mir stolz von all den Dingen erzählt, die sie endlich in Haus und Garten erledigen kann. Jedes Fenster wird geputzt, der Gartentisch auf Hochglanz poliert und das morsche Gartenhaus abgerissen. Alles Dinge, die man sonst nur ewig vor sich herschiebt.
Und noch etwas ist anders: Wurde man früher beim Waldspaziergang oft nicht einmal richtig angesehen, grinst man sich jetzt wissend zu – denn jeder genießt die kurze Auszeit in der Natur. Auch kurze Gespräche entstehen so, natürlich mit dem gebührenden Sicherheitsabstand.
Von dieser Gelassenheit können sich die Toilettenpapierjäger ruhig eine Scheibe abschneiden.
#ostern Ostern in Coronazeiten
Von Rebekka Renk
Tag 32 - Montag, der 13. April. Meerblick an Ostern. So sähe mein Ausblick heute aus. Eigentlich. Stattdessen sitze ich gemeinsam mit meiner Familie bei uns zu Hause. Auch schön. Aber die frische Brise fehlt mir trotzdem. Was mich allerdings tröstet: es geht allen so.
Aber nicht nur die Location ist dieses Jahr nicht so, wie geplant. Auch die Themen, die zur Sprache kommen, sind von Corona geprägt. Und alle spekulieren und diskutieren, wann der erste Schritt in Richtung Normalzustand gewagt wird. Ich jedenfalls fiebere dem Tag entgegen, an dem wir wieder neue Informationen erhalten. Mit der leisen Hoffnung, dass es dann heißt: „Die Universitäten und Schulen werden zeitnah wieder geöffnet!“
Fürs Erste bleibt zu hoffen, dass die Menschen sich auch an den Feiertagen flächendeckend an die Regeln gehalten haben und die vielen privaten Osterfeuer wirklich im familiären Kreis veranstaltet wurden. Denn auch wenn viele denken, ihnen würde ansonsten alles entgehen: es wird auch noch ein Leben nach Corona geben.
#HappyBirthdayToMe Ein ungewöhnlicher Geburtstag
Von Livia Mach
Tag 31 – Sonntag, der 12. April. Es ist die Nacht vor Ostersonntag, eine Minute vor Null. Mitten in der Nacht weckt mich das Geräusch meines Handys. Ein Anruf. Mit der Begrüßung, „Mach die Tür auf!“, schreit mir jemand ins Ohr. Als ich die Tür öffne, steht auf der Fußmatte eine saftige Torte und daneben eine kleine zusammengerollte Botschaft sowie eine Geburtstagskarte.
Null Uhr. „Happy birthday to you, happy birthday to you…“, höre ich jemanden leise aus der Ferne singen. Die Umrisse meiner guten Freundin erscheinen langsam aus der Dunkelheit, die genau drei Meter vor der Haustür stehen blieb. Das Kerzenausblasen meiner Geburtstagstorte gestaltet sich auch ganz anders, als geplant. Umzingelt von zahlreichen mobilen Endgeräten, welche jeweils unterschiedliche Videoanrufe ermöglichten, blase ich die 20 Kerzen auf meiner Geburtstagstorte aus. Im Laufe der Woche erreichen mich mehrere Pakete, auf denen groß geschrieben stand, „Erst am 12. April öffnen!!!“. So habe ich noch nie Geburtstag gefeiert
#Allein Apokalypse mal anders

Von Tale Schröder
Tag 28 - Donnerstag, der 9. April. Irgendwie habe ich mir die Apokalypse ja anders vorgestellt. Mehr Zombies, mehr Krieg und mehr Bösewichte. Stattdessen ist man jetzt schon ein Held, wenn man einfach nur auf der Couch liegen bleibt. Ich will mich ja nicht beschweren, aber Semesterferien waren gerade erst, das bedeutet, dass ich Netflix mittlerweile auswendig kenne.
Durch das ständige Alleinsein habe ich mich zwischenzeitlich schon ein bisschen wie Gollum gefühlt: Eine gute Seite, die mir sagt, dass ich positiv bleiben soll und eine böse Seite, die ganz laut schreit: „Bring sie alle um!“ Bis jetzt hat die gute Seite gesiegt, aber der Gesang vom Freund meiner Mitbewohnerin stellt mich schon ganz schön auf die Probe. Außerdem steht unsere WG gerade vor einer weiteren Zerreißprobe: Das Klopapier neigt sich dem Ende.
Doch ich bin mir sicher, dass wir auch diese Krise bewältigen werden und unseren täglichen Überlebenskampf weiter durchstehen! So lange werde ich weiter in meinem Bett bleiben und das Haus nicht verlassen, denn wenn selbst Kylie Jenner schon kapiert hat, dass das Corona Virus „a real thing“ ist, dann ist die Lage wirklich ernst.
#Endederkarriere Corona-Projekt: Tanzkarriere (11/11)
Autorin: Lamis Amara
Tag 27 – Mittwoch, der 8. April. Ich habe immer noch einen Muskelkater.
#Glückshormone Lustig, lustig, tralalalala
Von Kassandra Lenser
Tag 27 – Mittwoch, der 8. April. Obwohl ich den ganzen Tag unmotivierter war denn je, meine Finger für auch nur irgendwas zu krümmen, sitze ich jetzt doch hier und schreibe meine Texte für die Uni. Dabei bekomme ich einen ungewöhnlichen Lachflash. Seit Monaten hatte ich nicht mehr so ein lustiges Gefühl im Magen. Eben habe ich mich noch erkundigt, ob es besser ist, kalt oder heiß zu duschen. Jetzt sitze ich dümmlich lachend und alleine in meinem Bett und mein Körper schüttet tausende Glückshormone auf einmal aus. Komisch diese Quarantänezeit!
#immernochMuskelkater Corona-Projekt: Tanzkarriere (10/11)
Von Lamis Amara
Tag 26 – Dienstag, der 7. April. Es war nur eine halbe Stunde…
#Freizeitgestaltung Meine freiwillige Quarantäne
Von Celine Wege
Tag 26 – Dienstag, der 7. April. Am 27. März begann für mich eine freiwillige Quarantäne und so sah sie aus:
5. Tag: Backen ohne Mehl hat sich als schwierig erwiesen. Tipp an mich: Einfach Haferflocken nehmen und klein mahlen. Haben die Leute, die Mehl hamstern, noch nicht entdeckt!
7. Tag: Meine Karriere als Yogalehrerin ist übrigens auch auf diese Zeit zurückzuführen. Nur muss ich damit noch warten, bis sich meine Beine beim Yoga nicht mehr verknoten.
8. Tag: Ach und ich habe überlegt, mich nach dieser Zeit als Friseur selbstständig zu machen. Der letzte Proband ist nicht davongelaufen und ich finde, das ist ein gutes Zeichen.
10. Tag: Undercut und Jutebeutel – Ich trink die Club Mate oder gibt´s den Caffè Latte auch mit Sojamilch? (Kraftclub) Das Motto meiner Quarantänezeit.
11. Tag: Und Netflix ist jetzt auch nicht mehr wirklich gut. Kaum noch Serien und Filme über und dann lädt das Ganze immer so lange.
#Muskelkater Corona-Projekt: Tanzkarriere (9/11)
Von Lamis Amara
Tag 25 – Montag, der 6. April. Ich habe einen Muskelkater.
#Quarantäne Und plötzlich stand die Pandemie vor der Tür...
Von Jan-Ole Smidt
Tag 25 - Montag, der 6. April. Erleichterung macht sich breit. Endlich vorbei. Zwei Wochen in absoluter Quarantäne sind zu Ende. Freiheit. Weiterhin eingeschränkt, aber frei.
Das tapfere Schwesterherz leistete täglich ihren Dienst im Rettungswagen. Sie brachte einen Mann ins Krankenhaus. Atemprobleme plagten den Lungenkrebs-Patienten. Tags drauf verstarb er. Diagnose: Corona. Der erste Tote in Ostfriesland seit Ausbruch der Pandemie. „Jeder Erstkontakt steht ab sofort unter häuslicher Quarantäne“, stand im ersten Brief des Gesundheitsamtes. Also: Mundschutz auf und zu Hause bleiben. Kein Kontakt zur Außenwelt – zumindest nicht in Fleisch und Blut.
Und was hieß das jetzt für mich, ihren Bruder, und unsere Eltern? Freiwillige Quarantäne natürlich. Ein seltsames Gefühl, in den eigenen vier Wänden eingesperrt zu sein. Serienmarathon, Online-Games und Zeit zum Pauken. Nur der Tag, meine Jogginghose und ich.
Natürlich war dieser Plan zum Scheitern verurteilt. Und natürlich ist mir die Decke auf den Kopf gefallen. Daher habe ich mir nach dem Lesen unseres Freibriefs sofort den Hund geschnappt und bin eine große Runde gelaufen. Nur mein Hund und ich, aber frei.
#ersterGehversuch Corona-Projekt: Tanzkarriere (8/11)
Von Lamis Amara
Tag 24 – Sonntag, der 5. April. Die letzten Tage lag ich nur im Bett. So viel konnte ich mit meinem schwerverletzten Knöchel tatsächlich nicht machen. Heute war es besser und ich konnte wieder ohne große Schmerzen und mit Hilfe der Schiene auftreten und gehen. Es waren um die 20 Grad und ich wollte raus. Gesagt, getan. Nach 30 Minuten konnte ich nicht mehr und bin nach Hause. Was soll ich mit meinem Leben anfangen?
#Arztbesuch Corona-Projekt: Tanzkarriere (7/11)
Von Lamis Amara
Tag 21 – Donnerstag, der 2. April. Ich musste zum Arzt. Mein Arzt, der von meinen regelmäßigen Besuchen genervt sein muss, durfte mir wieder mitteilen, dass ich mir das Außenband angerissen habe und für fünf/sechs Wochen an eine Schiene gekettet bin. Ob es mir peinlich war ihm mitzuteilen, dass das beim Tanzen passiert ist? Sehr. Vorher durfte ich immerhin erzählen, dass es beim Fußball, kurz vor dem wichtigsten Treffer meiner Schulsport-Fußballkarriere passiert ist. Heute war es beim Nachtanzen von irgendwelchen Choreos eines Konsolenspiels. Ich kann stolz auf mich sein.
#karriereaus Corona-Projekt: Tanzkarriere (6/11)
Von Lamis Amara
Tag 20 – Mittwoch, der 1. April. Wie mein heutiger Tag war? Ich habe tatsächlich getanzt. Ich war voll dabei und unglaublich motiviert. Bin zur aufstrebenden Tänzerin aufgestiegen und war so stolz auf mich, wie schon lange nicht mehr. Dann passierte es: beim Lied Ugly Beauty (passend) bin ich, ich weiß nicht wie, umgeknickt. An sich nichts Schlimmes, aber ich wusste sofort, dass das das Ende meiner Karriere bedeutete und sah mein noch so junges Leben an mir vorbeizischen. Denn es traf meinen geliebten Dramaqueen-Knöchel: Instabil und unglaublich nervig. Ich kann kaum auftreten und bin verzweifelt.
#erstmalPause Corona-Projekt: Tanzkarriere (5/11)
Von Lamis Amara
Tag 18 – Montag, der 30. März. Ich war mit meiner Einstellung der letzten drei Tage nicht zufrieden. Also habe ich nach dem Aufstehen (um ca. 13 Uhr) beschlossen, wieder loszulegen und es diesmal auch wirklich durchzuziehen. Ich dachte, dass es zur Abwechslung mal gut wäre, mich mit ein bisschen Sport und ein paar Dehnübungen aufzuwärmen. Nach zwei Minuten konnte ich nicht mehr und musste erstmal acht Stunden Pause machen. Plötzlich und vollkommen unerwartet, war es auch schon 21 Uhr und fast Nachtruhe. Ich wollte natürlich auf keinen Fall die Nachbarn stören und habe beschlossen, übermorgen weiterzumachen, damit ich bis dahin genug Energie sammeln kann.
#Ablenkung Corona-Projekt: Tanzkarriere (4/11)
Von Lamis Amara
Tag 16 – Samstag, der 28. März. Die gestrige Folge von Friends hat mich echt mitgenommen. Ja, zum dritten Mal. Was gibt es besseres, als zur Ablenkung zu Liedern, wie z.B. ,,Baby Shark‘‘ zu tanzen?
Alles. Wirklich alles. Deswegen habe ich weitergeschaut und muss leider wieder enttäuschen… ich habe heute (wer hätte es gedacht) wieder nicht getanzt.
#Lichtblicke Das Leben wäre kein Leben, wenn es nicht doch irgendwie weitergeht (3/4)
Von Lena Isenberg
Tag 15 - Freitag, der 27. März: Ich schreibe kurze Zeit später einen Reporter an, den ich vor ein paar Wochen bei einem Gerichtsprozess kennengelernt habe. Damals sagte er beim Abschied: „Lena, wenn es bei dir brennt und du keine Arbeit mehr hast, melde dich bei mir und ich werde versuchen dir einen Job zu geben.“
Ich habe zwar nicht gedacht, dass dieser Moment schon so schnell kommt, doch dann sitze ich wenige Tage später bei ihm mit im Büro und recherchiere nach Themen für TV-Beiträge, die in unterschiedlichen Sender ausgestrahlt werden sollen.
#Verwirrung Corona-Projekt: Tanzkarriere (3/11)
Von Lamis Amara
Tag 15 – Freitag, der 27. März, 12 Uhr. Nach dem ernüchternden Ergebnis von gestern versuche ich es nochmal. Zur Stärkung gab es zum Frühstück ein supergesundes italienisches Soßenbrot mit Spinat à la Lamis (Pizza). Ich melde mich nochmal nach dem Training.
Ich möchte nicht lügen. Direkt nachdem ich den vorletzten Satz verfasst habe, bin ich ins Bett und habe Friends weitergeschaut. Ob ich die Serie zum dritten Mal schaue? Vielleicht. Hätte Ross mit der alten Schrulle schlafen dürfen, nur weil es zwischen Rachel und ihm gerade nicht so gut lief? (Es folgt eine kurze Analyse). Für Alle: Rachels exakten Worte waren, dass sie und ich zitiere:,,A break from us‘‘ brauchte. Ob sein Verhalten dadurch gerechtfertigt war? Natürlich nicht. Nein. Nur, weil die beiden eine Beziehungspause hatten (und uns war allen klar, dass es eine Frage von maximal 24 Stunden war, bis die beiden wieder zueinanderfinden würden), hätte er definitiv nicht mit der doofen Kuh schlafen sollen. Es war kein ‚,break-up, sondern eine Pause.A break. Hier fehlt definitiv das ,,up‘‘, welches seine Handlung gebilligt hätte. Ob ich jetzt noch verwirrter bin als vorher? Vielleicht.
#support Krankenhausbesuch ganz ohne Corona

Von Marie-Kristin Schildwächter
Tag 14 – Donnerstag, der 26. März. Über die Social-Media-Kanäle der Stadt Wolfsburg hatte ich erfahren, dass das Krankenhaus dringend Blutspenden benötigt. Wegen Corona fallen viele der öffentlichen Spenden zurzeit aus. Die Anweisung ist klar: Kommen Sie allein und halten Sie sich an die Vorgaben des Personals. Ein Satz, von dem ich nie dachte, ihn einmal zu hören.
Die Ärztin versichert mir, vor allem jetzt und auch in den nächsten Monaten seien Blutspenden ganz besonders wichtig. Weil so viele Termine ausfallen, muss das Krankenhaus oft Blutkonserven von Einrichtungen wie dem DRK dazukaufen. Der Unterschied zwischen der Spende beim DRK und im Krankenhaus? Das Blut ist direkt dort, wo es auch dringend benötigt wird und man wird für seine Spende bezahlt.
#derEntschluss Corona-Projekt: Tanzkarriere (1/11)

Von Lamis Amara
Tag 12 – Dienstag, der 24. März. Die vergangenen zwei Tage habe ich damit verbracht, alle Teile von Step Up und diversen anderen Tanzfilmen zu schauen. Ich war so inspiriert, dass ich den Beschluss gefasst habe, meine noch nicht vorhandene Tanzkarriere voranzubringen.
#Lichtblicke Nichts läuft nach Plan (2/4)
Von Lena Isenberg
Tag 11 - Montag, der 23. März: Einige Tage später erhalte ich eine E-Mail von der Redaktion, bei der ich den anderen Teil meiner Praktikumszeit absolvieren will. „Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihr Praktikum bei uns nicht stattfinden kann. Etliche Kollegen sind im Home-Office…“ Ich sitze am Küchentisch mit einer Tasse Kaffee und klappe meinen Laptop zu. Ich starre aus dem Fenster. Dunkle Märzwolken sind am Himmel zusehen. Der Regen prasselt gegen die Scheibe und in dem Moment habe ich wirklich keine Ahnung mehr wie es weiter gehen soll.
#unterschätzt Corona lag gedanklich in weiter Ferne
Von Tim Wildhofer
Tag 10 - Sonntag, der 22. März. Corona lag für mich gedanklich in weiter Ferne; „Sowas passiert hier doch nicht, überall aber doch nicht in Europa.“. So stand ich bis heute zu dem Thema. Ich habe Corona unterschätzt, habe nicht verstanden, warum die Leute so einen Wind um diese Krankheit machen. Die gesellschaftlichen Auswirkungen, die wir gerade erleben, dürften nur Wenige kommen gesehen haben. Als dann die Mitteilung durch den Seminarraum geraunt wurde, dass die Hochschule zunächst bis zum 19. April schließen würde, fühlt sich das total surreal an.
Von dem, was man zuvor herunterspielt hatte und nicht ernstnahm, war man nun Tag und Nacht umgeben. Das Plexiglas über der Supermarktkasse, die geschlossenen Läden und Spielplätze und all die Väter, denen selbst langweilig ist und ihre Kinder plötzlich auf Radtouren entführen, obwohl die doch einfach nur Fortnite mit ihren Freunden spielen wollen. Und natürlich das Studium, das mehr oder weniger erstmal auf Eis liegt. Denn die digitale Lehre funktioniert zwar, aber es gibt auch Professoren, die die Lehre überhaupt nicht weiterführen. Wie geht es wohl weiter?
#Nachtrag „Verlassen Sie bitte auf der Stelle das Redaktionshaus!“ (1/4)
Von Lena Isenberg
Tag 8 - Freitag, der 20. März: Ich erinnere mich noch zu gut an meine dritte Praktikumswoche bei dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk. An einem bewölkten Märztag bin ich auf einem Dreh mit einem Redakteur und einem Kamerateam. Als wir zurück in die Redaktion kommen, erreicht mich die Nachricht, dass der ÖRR mich aufgrund der Pandemie die nächsten Wochen nicht weiter betreuen kann. „Verlassen Sie bitte auf der Stelle das Redaktionshaus!“ Kein wirklicher Abschied. Keine netten Worte. Keine gute Erinnerung.
Ich fahre zu meiner WG und setze mich an den Küchentisch. Ich streichele die Hündin Ayla und erzähle meinem Mitbewohner Hannes das ganze Drama.
#Einschränkungen Vieles hat sich verändert
Von Rebekka Renk
Tag 8 - Freitag, der 20. März. Seit Tag 1 hat sich einiges in unserem Land verändert. Durch die Schließung der Kindergärten, Schulen, Universitäten und Hochschulen hat sich bei mir plötzlich ein Gefühl von Unsicherheit breitgemacht. Da wusste ich: die Lage ist ernst.
Jetzt ergreift die Politik Maßnahmen, um die Verbreitung des Virus einzudämmen, die es so vorher noch nie gegeben hat. Laut Angela Merkel stehen wir aktuell vor einer der größten Herausforderungen seit dem Zweiten Weltkrieg. Vom Gefühl der Unberührtheit ist nichts mehr zu spüren. Das merkt man überall. Die Regierung steht aktuell vor Problemen, denen sie sich nicht einfach entziehen kann. Dass das Bekämpfen des Virus aktuell nicht mit dem sozialen Leben, so wie wir es bisher kannten, kompatibel ist, müsste heute eigentlich jeder verstanden haben. Müsste. Leider hält sich nicht jeder an die Vorgaben, die von oben kommen. Dabei sitzen wir doch alle im selben Boot, mit dem gleichen Zielhafen: das Ende von Corona.
#Veränderungen Das Beste draus machen
Von Janina Possel
Tag 8 - Freitag, der 20. März. Ich habe den Eindruck, dass alle versuchen, das Beste aus der Krise zu machen. Einige Hürden sind bereits dank der heutigen Technik beseitigt. Andere Projekte werden an die aktuelle Situation angepasst. So wird aus einer Filmproduktion mit hochschuleigenen Kameras kurzerhand das Erstellen eines Videotagebuches mit der Handykamera. Auch mit der Online-Lehre kann ich mich inzwischen gut anfreunden. Ich betrachte das Ganze einfach als eine gemeinsame Herausforderung. Und wer weiß, vielleicht werden manche der digitalen Lösungen auch nach der Corona-Krise fortgeführt.
Zwar gibt es weiterhin Pflichten zu erledigen, es schleicht sich jedoch trotzdem ein Gefühl von Semesterferien ein. Schnell wird der gedankliche Freiraum aber anderweitig eingenommen. Ob im Radio, im Fernsehen, in der Zeitung oder in sozialen Netzwerken – das Thema Corona beherrscht die Medien. Um nicht von der Informationsflut erschlagen zu werden, informiere ich mich bewusst nur noch zwei, drei Mal am Tag über aktuelle Meldungen. Warum auch 24/7 verrückt machen lassen? Es ist Aufgabe der Medien, uns zu informieren. Inwiefern und wie stark man sich beeinflussen lässt, sollte jede/r selbst kritisch hinterfragen.
#PlanB Auf einmal betrifft es uns alle
Von Janina Possel
Tag 1 - Freitag, der 13. März. Beim Mittagessen in der Mensa scherzt man mit den Kommilitonen noch darüber, wie es wäre, wenn auch unsere Hochschule tatsächlich schließen sollte. Und dann betrifft es plötzlich doch uns alle. Mit sofortiger Wirkung wird unser Präsenzstudium in die eigenen vier Wände verlagert.
Es muss also ein Plan B her. Professoren, Dozenten und Studierende stehen nun vor einer Situation, auf die keiner vorbereitet war. Für uns Studierende heißt es erstmal: Abwarten. Wie geht es jetzt weiter? Wie sollen wir einen Film ohne die entsprechende Technik drehen? Wie beginnen wir unser Projekt, wenn ein Erstbesuch bei den Kunden eigentlich unabdingbar ist? Wie führen wir eine Übung fort, deren Hauptbestandteil die Diskussion und der Austausch mit den Kommilitonen ist? Und finden die Prüfungen wie geplant statt?