Cyberkriminalität – Klick ins Unglück

Überweisungen, WhatsApp und Navigation. Ohne das Internet wären wir heutzutage aufgeschmissen. Doch wissen wir wirklich, ob es ungefährlich ist, was wir da tun?

„Login fehlgeschlagen. Das von Ihnen eingegebene Passwort ist nicht korrekt. Account wurde nicht gefunden.“ Diese Fehlermeldungen hat wohl jeder von uns schon einmal lesen müssen. Nach mehrmaligem Eingeben unserer Daten stellen wir jedoch meistens fest, dass wir entweder einen Zahlendreher im Passwort oder Buchstaben im Usernamen vergessen oder vertauscht haben. Alles nochmal eingeben, ein Klick und man ist drin. Erleichterung.

Was aber, wenn man trotz mehrfachem Überprüfen der Daten nicht auf sein Konto zugreifen kann, obwohl jeder Buchstabe und jede Zahl korrekt ist? Verzweiflung und Panik treten ein. Und dann die Erkenntnis: man wurde gehackt!

Dieser Vorfall ist allerdings kein Einzelfall, wie manch einer vielleicht glauben mag. Laut dem Bundesamt für Sicherheit (BSI) war sogar jeder Vierte schon einmal Opfer von Internetkriminalität. Und dies kann auf unterschiedlichste Art und Weise passieren.

Das Bundeskriminalamt (BKA) definiert den Begriff „Cyberkriminalität“ als „Straftaten, die sich gegen das Internet, Datennetze, informationstechnische Systeme oder deren Daten richten (…) oder die mittels dieser Informationstechnik begangen werden“. Darunter fällt also nicht nur der Diebstahl von persönlichen Daten und Zugangsberechtigungen, sondern jegliche Infektion von elektronischen Systemen mit Schadsoftware, so wie jede illegale Tat, welche mithilfe des Internets begangen wird. So gilt neben Hacking auch der Handel mit Waffen, Drogen oder Kinderpornographie als rechtswidrig. Als Einzelpersonen sind wir aber hauptsächlich von Datendiebstahl betroffen.

Aktuelle Gefährdungslage und Bekämpfung

Cyberkriminalität ist besonders gefährlich, weil man jederzeit selbst zum Opfer werden kann. Allein durch unser Handy oder unseren Computer machen wir uns zur Zielscheibe für Hacker. Die Anzahl und Komplexität von Angriffen steigen zudem. Dies geht aus dem aktuellen Lagebild des BKA hervor. Mit über 271.000 Fällen von Cyberkriminalität im Jahr 2018 ist die Anzahl im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent gewachsen. Die Dunkelziffer wird allerdings viel höher eingeschätzt. Zu wenig Angriffe werden momentan zur Anzeige gebracht, außerdem ist ein deutlicher Rückgang zum Vorjahr zu verzeichnen. Bei jedem zweiten Angriff entsteht zudem ein finanzieller Schaden für das Opfer.

Um gegen die verschiedenen Arten der Kriminalität im Netz vorzugehen, hat das Bundeskriminalamt mehrere Einheiten zur Bekämpfung der Cyberkriminalitätins Leben gerufen. Eine der wichtigsten ist die „Zentrale Ansprechstelle für Cyberkriminalität“, kurz ZAC. Diese interagiert hauptsächlich mit Vertretern der Wirtschaft und spielt im Falle von polizeilichen Ermittlungen eine beratende Rolle. Darüber hinaus betreiben unterschiedliche Abteilungen des BKAs Internetrecherche, um illegalen Handel oder Pornographie aufzudecken und dementsprechend geeignete Maßnahmen ergreifen zu können. Auch der internationale Austausch ist hierbei wichtig, um größere oder gar internationale Angriffe schnellstmöglich aufzuklären. Hierbei wird unter anderem mit Europol und Interpol zusammengearbeitet. 2018 betrug die Aufklärungsquote 38,9 Prozent und verzeichnet somit einen leichten Rückgang, was erneut auf die steigende Professionalität der Hacker verweist.

 

Fallzahlen Cyberkriminalität 2018 (Quelle: Bundeslagebild Cybercrime 2018 (BKA), eigene Darstellung: Carina Plötz)
Entwicklung der Fallzahlen zu „Cybercrime im engeren Sinne“ in den letzten 5 Jahren (Quelle: Bundeslagebild Cybercrime 2018 (BKA), eigene Darstellung: Carina Plötz)

Malware, Trojaner und Phishing?!

Wenn von Gefahren im Internet die Rede ist, fallen häufig Begriffe wie Trojaner, Phishing oder Malware. Doch was kann man sich darunter überhaupt vorstellen?

Unter Phishing versteht man zunächst den Versuch, an persönliche Daten eines Internet-Users zu gelangen. Dies kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen.

Generell lässt sich sagen, dass die Verbreitung und Infizierung eines digitalen Gerätes mit Malware (dt.: Schadprogrammen) die Basis für einen digitalen Angriff darstellen. Durch diese Softwares können Virenschutzprogramme umgangen werden, was es für den Hacker einfach macht, Schaden anzurichten und an Dateien und Daten zu gelangen. Die Verbreitung derselben erfolgt in den meisten Fällen durch das Herunterladen infizierter Anhänge in E-Mails oder auch sozialen Netzwerken.

Mit sogenannten Trojanern erlangen Kriminelle direkten Zugang zum System ihres Opfers und können sich dadurch einen Überblick aller Aktivitäten des Betroffenen verschaffen. Oftmals wird durch Schadsoftware außerdem die Systemleistung des mobilen Endgeräts verringert oder das Gerät sogar unbrauchbar gemacht. Hacker oder Hackergruppen werden während ihrer kriminellen Machenschaften hauptsächlich von einem Ziel getrieben: Geld!

(Quelle: Bundeslagebild Cybercrime 2018 (BKA), eigene Darstellung: Carina Plötz)

Wie nicht anders zu erwarten, spielt der finanzielle Aspekt auch in diesem Deliktsbereich eine entscheidende Rolle. Und dafür muss der Verbraucher herhalten. Mit den Daten können Hacker zum einen weitere kriminelle Taten begehen und die gestohlene Identität ihres Opfers missbrauchen. Zum anderen werden Daten an Dritte verkauft. Da wir heutzutage im Internet oftmals unbedacht sehr viel über uns preisgeben und auch viele Tätigkeiten online ablaufen, machen wir uns in gewisser Weise selbst zur Zielscheibe. Es ist also nicht verwunderlich, dass besonders Zugangsdaten zum Online-Banking und unsere finanziellen Abwicklungen im Fokus der Hacker stehen. Einige Hacker gehen sogar noch dreister vor und verschlüsseln durch sogenannte Ransomware Dateien ihrer Opfer. Anschließend fordern sie für diese Lösegelder, um an schnelles Geld zu gelangen.

Risikofaktoren und Schutzmaßnahmen

Durch die gesteigerte Komplexität der Angriffe wird es für die Einzelperson immer schwieriger, sich vor Hackern zu schützen. Die Verwendung von Antiviren-Software ist deshalb mittlerweile eigentlich unumgänglich und sollte als erste Sicherheitsmaßnahme installiert werden. Vielen ist allerdings nicht bewusst, dass auch Smartphone-Nutzer in Gefahr geraten können und auch unsere kleineren Alltagsbegleiter durch entsprechende Programme geschützt werden müssen. Zahlreiche Apps sind beispielsweise manipuliert und durch den Download wird unser Endgerät mit dem Schadprogramm infiziert. So hat bereits einer von 36 Usern Apps mit schädlichen Inhalten auf seinem Handy installiert. Der amerikanische Entwickler für Sicherheitssoftware Symantec spricht davon, dass 17 Prozent der Apps im Android Store maliziöse Inhalte aufweisen. Deshalb sollte beim Herunterladen von Apps immer darauf geachtet werden, welcher Anbieter diese zum Download bereitstellt und von welcher Seite wir diese herunterladen.

Einen weiteren Risikofaktor stellen außerdem offene WLAN-Netze dar. Ohne schützende Programme sollten wir also genauer darauf achten, in welches Netz wir uns einloggen und welche Tätigkeiten wir darin ausführen. Zudem sollten regelmäßig Updates gemacht werden, da dadurch Schwachstellen im Betriebssystem ausgebessert und so die Chance auf einen Hackerangriff minimiert werden können.

Trotz der Gefahren, die im Internet lauern, ist es wichtig, sich nicht verrückt zu machen. Nicht hinter jeder Mail verbirgt sich ein Trojaner und nicht bei jedem unbekannten Link müssen direkt die Alarmglocken läuten. Trotzdem ist es hilfreich, bei Ungewissheit lieber zwei Mal hinzuschauen und sich gegebenenfalls bei entsprechenden Anlaufstellen zu informieren. Denn lieber verzichtet man auf die ein oder andere App, als durch unüberlegtes Handeln Geld, Fotos oder wichtige Dokumente zu verlieren.

Experten geben einen tiefergehenden Einblick in das Thema und verraten, welche Maßnahmen im Falle eines Cyberangriffs getroffen werden müssen und wie wir uns noch besser davor schützen können:

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