Schumacher, Ballack oder Jordan – so heißen Sportidole schon lange nicht mehr. Durch den Aufschwung von eSports kursieren heute Namen wie KuroKy, N0tail oder Miracle durch das Internet. Kein Wunder, denn allein in Deutschland spielen rund 34 Millionen Menschen Computerspiele und verfolgen gerne ihre eigenen Idole.
Verschiedene Streaming-Plattformen wie Twitch oder YouTube machen es den Enthusiasten möglich, ihren Helden beim Gaming zuzugucken. Auch große Fernsehsender beschäftigen sich mittlerweile mit eSports. So zeigt Pro7Maxx in dem Magazin „ran eSports“ alles rund um die elektronischen Sportarten. Moderiert wird das Magazin von Jona Schmitt, auf YouTube bekannt als „JustJohnny“, der seinen Erfolg ebenfalls Gamingvideos verdankt. Bei dem Sportkongress „blickpunkt sportmanagement“ in Salzgitter erklärt Schmitt, das sogenannte Storylines für eSports im TV sehr gut funktionieren und ankommen. Dabei wird nicht nur über ein Game berichtet und diskutiert, sondern auch über den Spieler an sich. Auf diese Weise werde mit dem Diskurs ein Mehrwert für die Zuschauer kreiert.
Sportvereine ziehen mit
eSports wird unter anderem in großen nationalen und internationalen Meisterschaften gespielt. Mittlerweile haben sich auch nationale Ligen in Deutschland, wie die ESL (Electronic Sports League) oder auch eine Uni-Liga, die UEG (University eSports Germany), etabliert.
Im Zuge dessen organisierten sich in Deutschland viele eSports-Vereine und Teams. Zum einen gründeten sich eSports-Gemeinschaften wie der Verein „G2 Esports“. Dieser betreut Teams, die in verschiedenen Spielen tätig sind wie beispielsweise „League of Legends“ oder „Counter Strike“. Laut des Cheftrainers des G2-„LoL“-Teams, Fabian Lohmann, ist das besondere an diesen Vereinen, dass sie nicht an eine Region oder eine Stadt gebunden sind, sondern dass die Teams aus unterschiedlichen Teilen des Landes kommen. Zum anderen ziehen sogar Bundesligavereine wie der VfL Wolfsburg oder Schalke04 nach und nehmen eSportler für ihre FIFA-Teams unter Vertrag. Die Gamer der Sportvereine treten dann ebenfalls in der Liga oder auf Turnieren für ihre Vereine gegeneinander an.
Große Preisgelder locken
Ein wichtiger Anreiz bei den Wettbewerben sind die immens hohen Preisgelder. Professionelle eSportler können mittlerweile sogar gut davon leben. Insbesondere die Preisgelder der großen Turniere sind bemerkenswert hoch. Bei der Meisterschaft des Games Dota2 „The International 2019“ betrug die Gewinnsumme rund 34,3 Millionen US-Dollar.
Auch die internationalen Turniere des viralen Spiels „Fortnite“ waren mit einem hohen Preisgeld ausgeschrieben. Etwa 15,3 Millionen US-Dollar waren für die Gamer zu holen. Diese Gelder sind fraglos mit Gehältern von erfolgreichen Fußballstars zu vergleichen: der Topspieler Mesut Özil (FC Arsenal) verdiente laut des Forbes Magazin in der Saison 2018/2019 geschätzt etwa 30,2 Millionen US-Dollar.
Aber nicht nur die Wettbewerbe sind lukrativ. Ähnlich wie man es beispielsweise von einer Fußball-Liga kennt, werden durch Sponsoring, Werbung und Medienrechte auch beim eSports weltweit große Umsätze erzielt. Nordamerika und China sind dabei am marktstärksten. Allein 37% der globalen Umsätze von eSports werden in Nordamerika erwirtschaftet, in China sind es rund 19%.
Ist eSport eine Sportart?
Trotz der hohen Resonanz und steigenden Beliebtheit steht oft die Frage zur Diskussion, ob eSports eigentlich eine richtige Sportart sei. Kann man das Gaming mit Fußball, Schwimmen und Radfahren gleichsetzen?
Es gibt einige Stimmen, die sich für die Einordnung als Sportart und einige, die sich dagegen aussprechen. So positioniert sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gegen die Einordnung als Sportart. Laut des DOSB, „passe eSports in seiner Gesamtheit […] nicht unter das Dach des DOSB“. Grund dafür sei, dass beim eSports gewinnorientierte global agierende Unternehmen im Vordergrund stehen, die über Regeln, Inhalte und Spielformen entscheiden. Der DOSB unterstütze jedoch nur gemeinwohlorientierten Sport, in dem Entscheidungen über Regeln, Spiel- und Wettkampfsysteme demokratisch getroffen werden.
Des Weiteren sind auch die Darstellungsformen über den Bildschirm und Inhalte der Spiele Gründe, weshalb sich der DOSB gegen eSports ausspricht.. Auch Reinhard Grindel, der Präsident des Deutschen Fußballbunds (DFB), ordnet eSports, insbesondere FIFA, nicht als Sportart ein: „Fußball gehört auf den grünen Rasen und hat mit anderen Dingen, die computermäßig sind, nichts zu tun […]“.
Befragt man jedoch eSportler, sehen die Stellungnahmen gleich ganz anders aus. Für die Gamer ist nicht nur die Leistung auf einem Rasenplatz für die Einordnung ausschlaggebend, sondern die Leidenschaft und das harte Training, die hinter der elektronischen Sportart stecken. Dieser Meinung ist auch Fabian Lohmann. Vor allem die Emotionen seien für ihn ein großer Bestandteil des Sports.
Eine Umfrage zum Thema eSports als Sportart aus dem Jahr 2019 ergab, dass 31% der Befragten eSports als eine Sportart bezeichnen würden. Unter den 16- bis 29-Jährigen waren sogar 38% dieser Meinung.
Zweifellos hat eSports in den letzten Jahren einen wachsenden Zuspruch erhalten und unterhält immer mehr Menschen. Trotz der Frage, ob er überhaupt ein richtiger Sport sei, gibt es viele Gaming-Begeisterte, die ihre eSportler und Teams regelmäßig in Streams verfolgen. In Zukunft wird wohl auch der demografische Wandel eine wichtige Rolle beim Erfolg des eSports spielen, denn schon heute wächst die junge Generation mit sozialen Medien und mobilen Endgeräten wie Tablets, Smartphones oder Laptops auf. Wird die Akzeptanz in den nächsten Jahren also dementsprechend einfacher? Werden wir eSports irgendwann sogar als Olympische Disziplin erleben?
Doch bei der Masse an Menschen, die mit Leidenschaft die Wettbewerbe verfolgen und gerne zusehen, wie die besten Gamer der Weltgegen einander antreten, wird die Frage nach der Anerkennung als tatsächliche Sportart zur Nebensache.