„Fake News“– Nachdem Donald Trump beim amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2016 mit dem Begriff quasi um sich geworfen hat, ist er im täglichen Sprachgebrauch gang und gäbe geworden. Dabei sind Fake News nicht mehr in dem Kontext zu verstehen, in dem Donald Trump ihn verwendet hat. Er hat den Begriff viel mehr als Stachelung verwendet, um seine Opponenten zum Schweigen zu bringen. Inzwischen bekommen Fake News eine immer höhere gesellschaftliche Relevanz, da sie durch die digitalen Medien leichter entstehen und verbreitet werden können. In den letzten Jahren haben sie häufiger öffentliche Debatten angeheizt. Da sie deshalb scheinbar einen starken gesellschaftlichen Einfluss haben, wird es immer wichtiger, sie zu erkennen.
Falschinformationen mit positivem Effekt
Um Fake News von glaubwürdigen Nachrichten zu unterscheiden, muss zunächst geklärt werden, was sich hinter dem Begriff verbirgt. Doch wie lassen sich Fake News genau definieren? Der Begriff umfasst ein großes Spektrum an Nachrichten, die entweder frei erfunden wurden, propagandistisch sind oder Tatsachen in einem falschen Licht darstellen. Dazu sind Fake News häufig gezielt irreführend. Doch stellen sie dadurch tatsächlich eine Gefahr dar? Publizistikprofessor Martin Emmer glaubt, Falschnachrichten beziehungsweise Desinformationen werden teils überschätzt. Die Menschen würden nicht so leicht durch propagandistische Fake News instrumentalisiert werden, wie es in den Medien dargestellt wird. Teilweise können sie sogar durch bestimmte Desinformationen dazu bewegt werden, sich mit einem Thema näher auseinanderzusetzen, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Gerade dann können Fake News auch einen positiven Effekt haben, wie Emmer in einem ZEIT-Podcast erklärt. Wenn man zum Beispiel im Internet auf eine politische Falschnachricht stößt und sich durch diese mehr mit dem Thema befasst und vielleicht sogar angeregt wird, sich mehr zu engagieren, dann hat die Desinformation letztendlich etwas Gutes bewirkt. Allerdings können Menschen, die ohnehin schon eine einseitige Meinung haben, durch Falschnachrichten mobilisiert werden. Dies sei der Fall, wenn sich Menschen in ihrer Meinung durch propagandistische Fake News bestärkt fühlen und sich nicht mehr auf die Gegenseite einlassen.
Das bestätigt auch eine Studie des Juristikprofessors Dan Kahan und seiner Kollegen aus dem Jahr 2012. In dieser untersuchten sie den polarisierenden Einfluss von wissenschaftlichen Schriften und Zahlen auf die wahrgenommenen Risiken des Klimawandels. Die Teilnehmer der Studie stimmten überwiegend mit gefälschten Nachrichten überein und hielten diese für richtig, wenn sie die eigenen Ansichten vertrat. David Rand und Gordon Pennycook kommen in ihrem in der New York Times erschienenen Artikel „Why do people fall for fake news?” zu dem Schluss, dass die häufigste Ursache für das leichtfertige Glauben von Fake News auf zu wenig analytisches Denken zurück zu führen ist. Dazu haben die beiden Psychologen mehrere Studien durchgeführt. Unter anderem wurden den Teilnehmern leichte Fangfragen gestellt, um ihr analytisches Denken zu testen. Die „denkfaulen“ Leute, die auf die Fangfragen reinfielen, konnten auch öfters Falschnachrichten nicht von echten Meldungen unterscheiden.
Gut aufgeklärt gegen Fake News
Deswegen scheint zumindest ein sensibler und überlegter Umgang mit Nachrichten im Internet sinnvoll. Denn gefälschte Nachrichten müssen nicht unbedingt gleich unprofessionell aussehen. Laut einer Bevölkerungsbefragung der „PricewaterhouseCoopers International“ aus dem Jahr 2019 fühlen sich 56 Prozent der Befragten gut über Fake News aufgeklärt. Allerdings seien sich 28 Prozent der Bevölkerung nicht einmal sicher, ob sie schon mal Desinformationen gelesen haben. Dazu belegt die Befragung, dass ein Teil der Bevölkerung gar nicht erst über Fake News aufgeklärt ist.
Dabei lässt sich Medienkompetenz im Hinblick auf Fake News genauso erlernen wie jede andere Fähigkeit. Viele journalistische Medien, wie CORRECTIV oder der SWR bieten Hilfestellung beim Erkennen von Fake News an. Ein paar grundlegende Dinge sind zum Beispiel zu überprüfen, ob die Quelle seriös ist und ob dazugehörige Bilder manipuliert worden. Dazu kann man Fakten gegen recherchieren, wenn nicht sicher ist, ob die Quelle glaubwürdig ist. Auch wenn durch die Nachricht die eigene Meinung bestätigt wird, ist Vorsicht geboten. Besser ist es, sich dann mit dem Thema noch mal tiefer auseinanderzusetzen. Fake News fallen auch häufig durch Clickbait-Titel auf. Gerade bei diesen kann es sinnvoll sein, dem Drang zu widerstehen, sie anzuklicken. Wenn man eine Nachricht als gefälscht erkennt und sie einem so absurd vorkommt, dass man sie am liebsten teilen will, ist es besser, mit der Nachricht sensibel umzugehen. Am besten meldet man sie auch gleich noch bei den Verantwortlichen der Website.
In unserer heutigen Gesellschaft können Medieninhalte – und somit auch Fake News – immer schneller und einfacher verbreitet werden. Damit wächst auch die Gefahr, dass Menschen gezielt beeinflusst werden, die unreflektiert mit den digitalen Medien umgehen. Deshalb muss gerade Medienkompetenz bei Fake News gelernt sein. Hier heißt es vor allem: Übung macht den Meister. Wer auf die verschiedenen Aspekte achtet, die eine seriöse Nachricht ausmachen, der wird nach und nach immer leichter Fake News entlarven können.