Es ist Juli, das heißt, mehr als die Hälfte des Jahres ist um. Wenn ich dich daran erinnere, dass du dir am Anfang des Jahres etwas vorgenommen hast, fühlst du dich wahrscheinlich ertappt. Du gestehst dir womöglich ein, dass du davon das Geringste umgesetzt hast.
Abnehmen, für die perfekte Sommerfigur. Das steht bei den meisten dick unterstrichen ganz oben auf der Liste. Dreimal dürft ihr raten, wie viel ich in den letzten Jahren abgenommen habe. Tada – richtig, nämlich gar nichts. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich den Kampf gegen die Kilos bei weitem verloren habe. Ich bin ein Mensch, der immer versucht, das Positive aus Dingen zu ziehen. Das Positive an dem Coronavirus ist definitiv, dass ich mich mit Bikini nur in Mamas Garten lege anstatt an den überfüllten Badesee. Unsere Tomaten sind bei dem Anblick meiner Kurven also die einzigen, die rot werden.
Dann hätten wir auf der Liste noch: pünktlich kommen. Ich habe das Gefühl, dass ich dieses Jahr noch unpünktlicher geworden bin als ohnehin schon. Meine Powernaps kommen mir da einfach immer in die Quere.
Eine Sache, die ich allerdings wirklich umgesetzt habe, ist, öfter auf mein Fahrrad zurückzugreifen, als ständig meinen bequemen Po in das Auto zu verfrachten. Man könnte meinen, dass mein Wille immerhin so groß ist, dass ich wenigstens das geändert habe. Falsch gedacht! Das liegt daran, dass ich meinen Führerschein für ein halbes Jahr abgeben musste, hoppla.
Ich könnte die Liste stundenlang ergänzen, aber jetzt ist Schluss mit lustig!
Ich habe genug von meinen lästigen Gewohnheiten und habe meine Langeweile in der Isolation genutzt, um mir ein paar Gedanken darüber zu machen. Zu guter Anfang habe ich all meine Vorsätze ganzheitlich über Bord geworfen. Ich bin in mich gegangen und habe mich gefragt, was ich wirklich verändern möchte und nicht, was die Gesellschaft vermutlich von mir erwartet. Die Gesellschaft hat nämlich in keiner Weise das Recht, irgendwelche Anforderungen an mich zu stellen geschweige denn in eine gesellschaftliche Norm zu drücken. Ich, ausschließlich ich, muss mit mir im Reinen sein. Das war das Erste, was ich gelernt habe. Wie soll ich schließlich Dinge umsetzen, die mich an mir selbst gar nicht stören oder die ich absolut nicht ändern möchte?
Daraufhin habe ich mir ein Visionenboard erstellt. Dieses soll mich an meinen schlechten Tagen, an denen meine nicht vorhandene Disziplin um die Ecke kommt, daran erinnern, warum ich mir dies alles vorgenommen habe. Dort habe ich verschiedene Bilder raufgeklebt, die meine Vorsätze bildlich beschreiben. Zum Beispiel ein Bild von meinem schlanken Körper, den ich zuletzt in der neunten Klasse hatte.
Ich habe meine Ziele ebenfalls auf Tages-, Wochen- und Monatsziele aufgeteilt. Diese lassen mich stetig daran arbeiten und nicht aufschieben, wie man es bisher kennt. Ein Jahr kommt einem im Januar schließlich noch unheimlich lang vor. Somit setze ich diese nun Tag für Tag und Woche um Woche um. Nicht alles auf einmal, sondern kategorisch nach Priorität, nach und nach. Das funktioniert in der Coronakrise wunderbar, da meine tollen Freunde mich durch die Kontaktsperre nur schwierig davon abhalten können.