Politik ist ein wichtiger und unverzichtbarer Teil der Gesellschaft. Das wird einem schon früh beigebracht. Besonders für Jugendliche und junge Erwachsene ist es aber häufig schwierig, sich mit politischen Themen und Entscheidungen auseinanderzusetzen und sie nachzuvollziehen. Die Prioritäten liegen oft woanders. Das zeigen auch Studien, wie die Shell Jugendstudie 2015. Bedeutet das, dass junge Menschen generell kein Interesse an der Politik haben und sich nicht politisch engagieren?
Schaut man sich den Altersdurchschnitt der Mitglieder in den großen politischen Parteien an, sieht man schnell: junge Menschen sind hier die deutliche Minderheit. Laut einer Statistik der Freien Universität Berlin haben alle großen Parteien einen Altersdurchschnitt von 50 bis 60 Jahren. Die CDU und die SPD haben mit durchschnittlich 60 Jahren die meisten älteren und die Grünen mit einem Durchschnitt von 50 Jahren die meisten jüngeren Mitglieder. Nur 6 % der CDU-Mitglieder sind jünger als 30 Jahre, bei der Partei Die Linke sind 14 % jünger als 30 Jahre.
In der Shell Jugendstudie 2015 gaben 46 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 24 Jahren an, politisch interessiert zu sein. Das sind zwar 11 % weniger als im Jahr 1991, jedoch ist das Interesse im Vergleich zum Jahr 2002 wieder um 12 % gestiegen.
Eine politische Partizipation findet trotzdem statt, aber eben meist nicht in Parteien. 40 % aller Befragten der Jugendstudie der Friedrich-Ebert-Stiftung, kurz FES, gaben an, auf eher unkonventionelle Weise zu partizipieren. Dazu zählen unter anderem die Teilnahme an Demonstrationen und Beteiligung an Online-Protesten. Auf konventionelle Art, also beispielsweise die Arbeit für oder in Parteien, agieren hingegen nur 11 % der befragten Jugendlichen.
Demonstrationen sind eine der beliebtesten Arten in dieser Altersgruppe, um politisch zu partizipieren. Für 70 % der 14- bis 29-Jährigen kommt es in Frage zu demonstrieren. In eine Partei einzutreten nur für 29 %. Jedoch bei der Frage, ob wirklich schon mal eine Partizipation stattgefunden hat, egal ob bei den konventionellen oder unkonventionellen Methoden, fallen die Prozentzahlen deutlich niedriger aus. Die größte aktive Beteiligung findet bei den Wahlen statt. Dass die politische Teilnahme bei vielen jungen Menschen eher gering ausfällt, liegt nicht unbedingt am fehlenden politischen Interesse. Der politische Zugang ist zunächst sehr abhängig von Faktoren wie dem Alter oder der Bildung. Aus der FES-Jugendstudie 2015 geht hervor, dass die politische Involvierung mit dem Alter wächst. So sind die jungen Erwachsenen mit Mitte 20 deutlich politisch aktiver als die 15-Jährigen. Ähnlich ist es mit dem Bildungsgrad: je höher der Abschluss, desto häufiger findet eine Beteiligung statt.
Ein Grund, weshalb junge Menschen teilweise misstrauisch gegenüber der Politik und den Parteien sind, ist das geringe Vertrauen in Politiker. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit glaubt nur jeder Zehnte der befragten jungen Menschen, dass Politiker ehrlich über ihre Ziele informieren. Noch weniger glauben, dass Politiker halten, was sie versprechen. Deswegen ist es wahrscheinlich gar nicht schlecht, dass junge Menschen erstmal ihren eigenen Weg suchen und. durch Demonstrationen ihren politischen Einstieg finden. So bekommen sie früh ein Gefühl für Politik, das sich im Laufe des Lebens weiterentwickeln kann.