Die Torte, der Hochzeitsfotograf, die Location, das Hochzeitskleid und vieles weitere planen und organisieren die Wedding PlannerInnen für die perfekte Hochzeit und die unvergesslichen Erinnerungen dazu. Doch die PlannerInnen können seit Mitte März letzten Jahres ihren Beruf wenig bis gar nicht ausüben, denn seit der Einführung der Corona-Maßnahmen für Großveranstaltungen dürfen Hochzeiten entweder nur in einer minimierten Version oder gar nicht stattfinden. Somit wurde ihnen durch die Pandemie für eine unbestimmte Zeit ihre Existenzgrundlage genommen. Dies führte dazu, dass nach Daten des Statistischen Bundesamtes in der ersten Hälfte in 2020 im Vergleich zum vorherigen Jahr insgesamt 29.200 weniger Hochzeitspaare getraut wurden. Für die PlannerInnen bedeutet das einen wirtschaftlichen Totalausfall.
Die wechselhaften Corona-Regeln für Hochzeiten
Seit Anfang der Pandemie wurden für Großveranstaltungen verschiedene Regeln verordnet, an die sich die Wedding PlannerInnen halten mussten. Die Probleme hierbei waren unter anderem die wechselhaften Regeln und ein fehlendes Konzept, explizit für Hochzeitsfeiern, an das sich die Hochzeitsbranche halten konnte. So stellt es sich nach wie vor als äußerst schwierig dar, die Regeln klar zu benennen. Am Anfang der Pandemie durften sich Paare in Niedersachsen einzig zu zweit auf dem Standesamt das Ja-Wort geben. Nach den Fallzahlen des Robert Koch Instituts sind die Infektionszahlen im Sommer 2020 gesunken. So konnte die Hochzeitsbranche wieder ein wenig aufatmen, da private Feiern in geschlossenen Räumen mit 25 Personen und draußen mit 50 Personen möglich wurden. Mit dem Inkrafttreten des Teil-Lockdowns am 2. November 2020 sind private Zusammenkünfte in Niedersachsen erneut auf maximal fünf Personen aus zwei Haushalten minimiert worden, was abermals das komplette Aus für die Arbeit der PlannerInnen bedeutete. Außerdem wurden diese Regeln nicht bundesweit entschieden, sondern jedes Bundesland hat seine eigenen Regeln, welche die Komplexität der Hochzeitsplanung für die Wedding PlannerInnen nicht erleichtert. Allgemein gilt dennoch stets: 1,5 Meter Abstand zueinander halten, was sich bei einer Hochzeitsplanung als äußerst schwierig darstellen kann.
„Es wird eine schwierige Zeit“
Jacqueline Jasper arbeitet seit zehn Jahren als Wedding Plannerin und plant normalerweise in ihrem Laden in Salzgitter viele Hochzeiten. Sie begleitet Hochzeitspaare bei der Planung circa ein Jahr lang und betont, dass es ihr besonders Spaß bereite, die Paare mit ihrer Wunschhochzeit glücklich zu machen. Die Pandemie hat auch Frau Jasper stark getroffen, denn die steigenden Infektionszahlen und die damit eingeführten Maßnahmen haben es ihr nicht leicht gemacht, ihren Beruf auszuüben. Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen des vergangenen Jahres.
Anmerkung der Redaktion: Das Interview mit Frau Jasper wurde im November 2020 geführt.
„Wann können wir heiraten?“
Die Bloggerin Patricia Hau führt seit 2010 gemeinsam mit ihrem Mann Alexander Hau den Hochzeitsblog „Hochzeitswahn“. Sie beobachtet die Situation und betont in einem ihrer Blogeinträge, dass hinter den vielen Absagen ein grundlegendes Problem steckt: die fehlende Aufmerksamkeit gegenüber der gesamten Hochzeitsbranche. Es fehlen konkrete Antworten und Anweisungen seitens der Regierung, die seit Anfang der Pandemie offengelassen wurden. Das führt dazu, dass Brautpaare ihre Verträge mit den Wedding PlannerInnen nicht ändern können, weil sie weder von der Regierung noch von der Hochzeitsbranche eine Versicherung bekommen. Laut Patricia Hau eine Lose-Lose-Situation. So haben sie keine Möglichkeit, einen Alternativplan aufzustellen und verschieben ihre Hochzeit oder sagen diese ab. Den Wedding PlannerInnen bleibt in den letzten Monaten keine andere Chance, als die wohl am meisten gestellte Frage unbeantwortet zu lassen: „Wann können wir denn jetzt endlich heiraten?“. Infolgedessen müssen sie zusehen, wie auch die letzten Aufträge ihnen aus den Händen gleiten.
Doch eigentlich trägt die Hochzeitsbranche eine hohe Priorität. Sie ist nicht nur wichtig, da sie zwei Liebende vereint und einen der für viele schönsten Tage im Leben plant. Sie trägt auch eine wichtige Rolle für die deutsche Wirtschaft. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben in Deutschland im Jahr 2019 rund 416.300 Menschen geheiratet. Aus den Berechnungen des Vereins Bund deutscher Hochzeitsplaner e.V. gibt ein Paar in Deutschland etwa 10.000 Euro für ihre Hochzeit aus. Für die deutsche Marktwirtschaft bedeutet das, dass im Jahr allein durch Hochzeiten eine Summe von etwas mehr als vier Milliarden Euro zustande kommt. Patricia Hau betont, dass die Hochzeitsbranche somit einen großen Teil der deutschen Wirtschaft ausmache und von der Wirtschaft und Politik nicht ignoriert werden dürfe.
Hohe Geldverluste der Wedding PlannerInnen
Auf den Berg von Problemen stapeln sich neben dem psychischen Stress auch finanzielle Probleme auf. Die Verschiebungen der Hochzeiten vom vergangenen Jahr in dieses oder sogar in das nächste Jahr erscheinen vorerst als eine gute Alternativlösung zu einer Komplettabsage. Der Verein Bund deutscher Hochzeitsplaner e.V. betont jedoch, dass die Verschiebungen der Hochzeiten in dieses Jahr für die Wedding PlannerInnen bedeute, dass sie zwei Hochzeiten zum Preis von einer planen werden. Nach den Angaben des Vereins würde Frau Jasper beispielsweise bei einem Hochzeitsbudget von 10.000 Euro einen Anteil von 15 bis 20 Prozent erwirtschaften, die bei ihren ursprünglich geplanten zehn Hochzeiten circa 15.000 bis 20.000 Euro betragen würden. Da sie für dieses Jahr lediglich eine Hochzeit planen wird, bedeutet das für sie einen Umsatz von 1500 bis 2000 Euro, welcher im Vergleich zum eigentlichen Umsatz deutlich geringer ausfällt. Auch wenn es die Möglichkeit gibt, als selbstständig arbeitende Person Wirtschaftshilfen zu beantragen, reicht diese einzige Unterstützung seitens der Bundesregierung meist nicht aus.
#STANDUPFORLOVE
Am 9. Juni 2020 hat die gesamte Hochzeitsbranche in Deutschland mit der Initiative Stand up for Love bundesweit demonstriert und eingefordert, dass die Ignoranz gegenüber der gesamten Branche aufhören muss. Sie hatten explizit zwei Forderungen: eine finanzielle, nicht zurückzuzahlende Unterstützung für alle Soloselbständigen, EinzelunternehmerInnen und Unternehmen der Hochzeitsbranche und einen Fahrplan mit Maßnahmen, die private Feiern ohne Mindestabstand ermöglicht– und das bundesweit einheitlich. Die gleichen Forderungen hat der Verein Bund deutscher Hochzeitsplaner e.V. auch zuvor am 2. Juni 2020 in einem Brandbrief, adressiert an die Bundeskanzlerin Angela Merkel, gestellt. Rückmeldungen gab es von allen offiziellen Stellen nicht. Die Grünen haben sich der Problematik angenommen. So haben sie erstmals an dieser Thematik gearbeitet, indem ein Antrag in den Bundestag gebracht wurde: „Selbständige unterstützen- aktiven Mittelstand wertschätzen“- damit wollen sie die gesamte Hochzeitsbranche in Zukunft optimaler unterstützen können. Ob letztendlich die gestellten Forderungen in den kommenden Monaten durchgeführt werden, bleibt jedoch offen.
Fakt ist: Wedding PlannerInnen, wie Jaqueline Jasper schaffen in vieler Leben unvergessliche Erinnerungen und stellen dazu einen sehr wichtigen Wirtschaftsfaktor für Deutschland dar. Dennoch muss Frau Jasper seit Monaten, wie viele weitere PlannerInnen in Deutschland, um ihre Existenz bangen und hoffen, ihren Beruf auch weiterhin ausführen zu können. Denn wenn sich die Corona-Infektionszahlen nicht schnell mindern oder die Politik der Hochzeitsbranche nicht mit einem expliziten Fahrplan mehr Aufmerksamkeit widmet, haben die Wedding Planner*innen weiterhin eine schwierige Zeit vor sich.
Tipp
Wenn ihr euch über die Situation von Wedding PlannerInnen informieren möchtet und über die aktuellen Regelungen auf dem neusten Stand sein wollt, bietet sich die Seite Wedding Relations an. Hier halten Hochzeitsprofis aus ganz Deutschland Brautpaare, DienstleisterInnen aus der Branche oder einfach auch Interessierte auf dem Laufenden.