Klimawandel erhitzt die Gemüter

Die Einen sagen so, die Anderen sagen so. Gerade wenn es um den Klimawandel geht, gehen die Gemüter weit auseinander. So auch bei unseren Autoren Tim und Maja, deren Standpunkte nicht verschiedener sein könnten. Sind wir schuld am Klimawandel? Oder ist es einfach der Lauf der Dinge?

Wir sind Schuld! Tim Wildhofer

Viele Faktoren beeinflussen das Klima der Erde. Die Rolle des Menschen ist zwar klein, aber auf keinen Fall unwesentlich.

Um das klarzustellen: Klimaforscher haben keine Zweifel daran, dass Treibhausgase wie Wasserdampf, Ozon und CO2 den Klimawandel auslösen. Zugegebenermaßen tun sie das nicht alleine: Selbstverständlich zahlen auch andere Faktoren auf das Klima ein, so führen die Skeptiker des so genannten anthropogenen Klimawandels häufig die Sonne als Hauptschuldigen ins Feld. Demnach soll die Sonne durch ihre unregelmäßige Leuchtkraft die Erde aufheizen. Das Sonnenmodell kann aber wichtige Phänomene des Klimawandels nicht erklären. Warum erwärmen sich die höheren Breitengrade stärker als der Äquator? Warum werden vor allem die Winter immer wärmer und warum auch die Nächte? Fragen, die mithilfe eines Sonnenmodells nur schwer beantwortet werden können. Zudem geht die Intensität der Sonnenleuchtkraft seit Jahrzehnten zurück, wie die NASA beobachtet. Die Sonne wird kälter.

Diese Phänomene lassen sich nur durch Treibhausgase erklären. Denn einer erkaltenden Sonne folgend müsste es sonst auch auf der Erde kälter werden. Treibhausgase konservieren jedoch Wärme in der Atmosphäre, indem sie die Wärmestrahlen zurück zur Erdoberfläche werfen. Forscher können beobachten, dass sich die Troposphäre, also der Teil der Atmosphäre, in der sich die Treibhausgase sammeln, stetig erwärmt. Die der Sonne nähere, äußerste Schicht der Atmosphäre (Stratosphäre) hingegen kühlt sich ab.

Klimaskeptiker verharmlosen die Rolle von CO2 gerne. Doch seit Beginn der Industriealisierung ist die Temperatur im langfristigen Mittel um zwei Grad Celsius gestiegen. Der Mensch stößt demnach CO2 aus, das der Planet nicht aufnehmen kann. Immerhin liegt der relative Anteil von CO2 lediglich bei 0,041 Prozent. Vor der Industrialisierung lag dieser bei 0,028 Prozent. Der Rest ist ausschließlich auf den Menschen zurückzuführen.

Nur durch den Treibhauseffekt werden alle Phänomene des Klimawandels erklärbar. Wir sollten also mit dem Arbeiten, was wir verstehen und erklären können, anstatt die Sonne oder irgendeine geheime Kraft zum Sündenbock des Klimawandels zu machen.

Das ist zu einfach! Maja Raff

„Wir zerstören unseren Planeten!“, werfen mir meine Freunde an den Kopf, wenn wir über den Klimawandel diskutieren. Dass es auch andere Ursachen gibt, wollen sie nicht hören.

Der künstliche CO2-Ausstoß ist schuld. Ganz klar. Also wir Menschen. Es gebe hier keine natürlichen Ursachen. Der Klimaforscher Friedrich-Karl Ewert vertritt hingegen die Meinung, dass sich die Richtung der Erdachse geändert hat und die Aktivität der Sonne steigt. Das sorgt für einen Temperaturanstieg in den Meeren, wodurch CO2 frei wird und sich der Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre auf natürliche Weise erhöht. Der Clou dabei: Die Menschen haben gar nichts damit zu tun! Oder hat hier etwa ein Schlingel an der Erde gedreht?

Sicherlich, das darf nicht verschwiegen werden, hängen viele solcher Meinungen von einer Menge Geld ab – hinter der Studie Ewerts stehen Interessen der US-Industrie. Sie stehen also unter Ideologieverdacht, dienen zur strategischen Kommunikation im Diskurs. Aber kann man nicht Gleiches über die Gegenseite sagen?

Laut Definition des Umweltbundesamts zieht man „statistische Eigenschaften“ wie Mittelwerte, Häufigkeiten oder Extremwerte heran, um das Klima zu charakterisieren. Weit mehr als bloß die Temperatur. Und tatsächlich sind Schwankungen ab 0,25 Grad Celsius innerhalb von ungefähr 500 Jahren normal. Ein Beispiel dafür ist die kleine Eiszeit des 17. Jahrhunderts. Das ist kein Klimawandel, bei dem sich der Klimazustand für tausende von Jahren verändert, das sind Klimavariabilitäten und diese treten häufig auf.

Außerdem wird eine Sache von Menschen gerne vergessen. „CO2 ist die Quelle des Lebens“, sagt Ewert, und damit hat er Recht. Erst der Treibhauseffekt macht das Leben, wie wir es kennen, möglich. Nur so ist es warm genug, dass Leben entstehen kann. Pflanzen brauchen CO2, um Photosynthese zu betreiben. Ohne Photosynthese könnte kein Sauerstoff hergestellt werden und sämtliche Lebewesen würden auf ihrem eigenen Planeten ersticken.

Man muss aufhören, allgemein Kohlenstoffdioxid zu verteufeln, wenn wir ohne diesen nicht leben könnten. Denn wenn wir dies tun, töten wir am Ende nicht unseren Planeten, sondern uns selbst.

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