Nach meinem Abitur habe ich mich auf ein neues Umfeld gefreut, auf Veränderung, Partys, Spaß und neue Leute. Ich war glücklich, nun endlich nur noch das zu lernen, was wirklich meine Interessen widerspiegelt. Keine Hausaufgaben mehr, keine mündliche Beteiligung und einfach kommen und gehen zu können, wann man will. Für mich der absolute Traum. Doch die Wirklichkeit holte mich schon am ersten Tag der Uni ein. Es ist, wie wenn man seine Mutter im Supermarkt verliert. Für mindestens fünf Jahre. Man guckt einmal nach links und rechts und schon hat der Dozent vier Folien übersprungen und man weiß nicht mehr weiter. Kein Wunder also, wenn manche Kommilitoninnen und Kommilitonen von vornherein komplett abschalten und erst wieder panisch hochfahren, wenn das Wort „klausurrelevant“ ertönt.
Ich musste mich also schleunigst an das rasende Tempo gewöhnen, um nicht den Anschluss zu verpassen. Der Stapel an Aufgaben wuchs und wuchs und meine eigenen Erwartungen, sowie die Anforderungen, die von außen an mich herangetragen werden, stapelten sich obendrauf.
Durch die Einführung der Regelstudienzeit drängt uns die Uni immer mehr Richtung Leistung. Man will seinen Abschluss schließlich in der vorgegebenen Zeit schaffen. Für den Bachelor heißt das also drei Jahre und für den Master zwei. Mir ist bewusst, dass ich diese Zeit nicht unbedingt einhalten muss, doch was sage ich meinen späteren Arbeitgebern, weswegen ich länger gebraucht habe? Weil ich meinem Studium etwa nicht gewachsen war? Also ist es mein Ziel, das Studium auch in der vorgegebenen Zeit abzuschließen. Das heißt: Gute Noten schreiben und ja in keinen Prüfungen durchfallen, sonst müsste ich sie ja nochmal antreten und dafür ist nun wirklich keine Zeit.
Und obwohl der Drang alles schnell abzuhaken vor allem durch die Uni entsteht, sind wir doch selbst dafür verantwortlich, wie wir mit dem Druck umgehen. Ich sollte nicht in Selbstmitleid verfallen und mir ständig sagen: „Das schaffe ich doch nie“. Ich sollte die Sachen anpacken. Stück für Stück. Schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Dabei hilft es, sich stets vor Augen zu führen, was man doch alles schon vollbracht hat, auch wenn es einem in der ein oder anderen Zeit unerreichbar vorkam. Man ist kein Versager, solange man etwas versucht. Und es ist auch nicht schlimm, wenn man etwas länger für das Erreichen seiner Ziele braucht. Die Zeit ist schließlich nicht verschwendet, sondern hilft einem, etwas über sich selbst und seine Ziele und Prioritäten zu lernen. Damit will ich nicht sagen, man könne sich ja einen schönen Lenz machen. Nein. Ich denke nur, es genügt schon, den Druck so stark von außen zu spüren. Da sollte man ihn sich nicht auch noch selbst machen. Denn zu hohe Selbstanforderungen und zu starker Perfektionismus können schnell zur Überforderung führen.