Da bestellt man eine Spezi in Braunschweig, freut sich auf eine alkoholfreie Cola- und Orangenlimonadenmischung und bekommt im Kreis Cloppenburg Korn gereicht – wahlweise mit Orangen-, Zitronenlimonade oder Cola. Nanu?
Sprache ist wandelbar, stetig in Veränderung, nie beschränkt. Historisch verliefen die Grenzen von Sprachräumen entlang von natürlichen Mauern: Moore, Gebirge, Flüsse und Meere trennten sie voneinander. Heute ist die Gesellschaft viel mobiler und so ist es auch die Sprache.
Das alltägliche Hochdeutsch verdrängt ursprüngliche Mundarten wie das ostfälische Niederdeutsch zunehmend, aber Sprache wurzelt immer in Vergangenem. So lebt das Ostfälische bis heute in unserem Sprachgebrauch weiter – manchmal, ohne dass wir es merken.
Was ist denn nun typisch für die Region? Südostniedersachsen trifft dabei eine Schwierigkeit. Salzgitter, Braunschweig, Wolfsburg, Hannover – so unterschiedlich die Städte in der Region, so verschieden kann auch die Sprache sein. Demnach findet man Redewendungen hier und da, vermeintlich typische Wörter kennen die alteingesessenen EinwohnerInnen gar nicht und andere Begriffe wurden doch ganz woanders aufgeschnappt. Aber seht selbst.
Wenn die entfernten, älteren Verwandten zu Besuch erscheinen, werden einige zu hören bekommen, dass die Lüttchen womöglich gar nicht mehr so lüttch sind, sondern schon so groß geworden sind. Lüttch – auch lüttsch – kommt aus dem Ostfälischen und bedeutet klein oder winzig. Die Lüttje Lage gibt es übrigens auch. Das Getränk ist typisch für Hannover und besteht aus dem Lüttje-Lagen-Bier und einem Glas Korn. Die Trinktechnik ist kompliziert: Beide Gläser werden in einer Hand übereinander gehalten und dann zeitgleich hinuntergekippt. Wer kennt es nicht?
Das Glas voller Bolchen, von dem man einst hoffte, dass eines dieser meist farbenfrohen Bonbons den Weg in die eigenen Kinderhände fand. Von dem Wort gibt es auch die Varianten Bolschen, Bonchen, Bonschen oder Boltchen.
Klapott ist Geschirr, das von Anwesenden auf dem Polterabend kaputtgeworfen wird. Diese Tradition soll dem Hochzeitspaar Glück bringen.
Zwei BraunschweigerInnen treffen sich nach langer Zeit wieder und verabreden sich just für nächste Woche. Keinerlei weitere Absprachen. Die braucht es auch gar nicht. Beide kennen bereits den genauen Termin: Mittwoch, 12 Uhr auf dem Hagenmarkt. Warum? Weil dort mittwochs um 12 Uhr die Woche mit dem Hackebeil zerteilt wird. Sinnbildlich natürlich.
Das Hasenbrot ist das Brot, was schon ganz schön viel gesehen hat. Bereits einen Arbeitstag hat es in der Brotdose überdauert, wenn es abends unverspeist wieder nach Hause zurückkehrt.
Menschen, die schnell frieren, können auch als Frösteköttel bezeichnet werden – oder, je nach Region – auch als Frosteköttel oder Frostekittel.
Rusigemusige oder Rugemuge – so könnte man den Abwasch nach einer großen Party bezeichnen, denn dieser ist doch wirklich meist ein einziges Durcheinander. Manche kennen dafür vielleicht auch den Begriff Kuddelmuddel.
Für Dummheiten gibt es viele Wörter. Beispielsweise ist es auch als Fisematenten oder Fisimatenten bekannt. Und wer wurde als Kind nicht auch schon einmal als Schlumbum bezeichnet, wenn man Döneken angestellt hat. Die unglücklichen Kinder haben womöglich dann die Hucke vollgekriegt – mussten also mit einer gehörigen Portion Ärger rechnen.
Regnen kann es überall, also gibt es auch verschiedene Begriffe dafür. Wenn man Glück hat, sieht man nur durch das Fenster, wie es pladdert. Wer weniger Glück hat, bekommt draußen eine Husche ab.