Namen machen Leute

Justin oder Sören-Pascal? Mandy oder Elisabeth? Mit jedem Namen entsteht ein Bild im Kopf. Diese Assoziationen beruhen häufig auf Vorurteilen, und können damit für den einzelnen Namensträger zur Belastung werden. Treffen Eltern die falsche Wahl, können sie sich oder ihr Kind schnell zum Kevin machen.

Doch der Name hat nicht nur Auswirkungen auf die Wahrnehmungen der Person in sozialen Beziehungen wie zum Beispiel unter Freunden – sondern vor allem auch in der Arbeitswelt. Wie kommt es also dazu, dass Sabine und Dirk das höchste Durchschnittsgehalt verdienen? Laut einer US-amerikanischen Studie werden bei Männern im Beruf ein- oder zweisilbige Vornamen bevorzugt, wie beispielsweise Ralf, Marco oder eben Dirk. Bei Frauen ist dies nicht immer der Fall, denn dort geht die Tendenz nur leicht zum kurzen Namen. Die Hauptsache ist, dass der Name leicht anzusprechen und zu merken ist.

Dazu gibt es auch einige deutsche Studien und Erfahrungsberichte, die den Eltern bei der richtigen Namensgebung helfen sollen. Einer der größten modernen Studien ist von dem Namensforscher Thomas Liebecke. Er untersuchte sechs Jahre lang wie die unterschiedlichsten Vornamen auf die 500.000 teilnehmenden Internet-Nutzer wirkten. Die daraus entwickelten Wirkungsprofile zeigten, welche Charaktereigenschaften welchem Vornamen zugeordnet werden.

Sie lesen als potenzieller Arbeitgeber beispielsweise unter anderem die Bewerbungen von Oliver Schwarz oder Stacey Fischer. Ob du willst oder nicht – beide Namen werden bei dir direkt Bilder vor Augen auslösen. Häufig basieren diese auf persönlichen Erfahrungen oder gesellschaftlich bekannten Vorurteilen. Dadurch kann es sogar dazu kommen, dass der Arbeitgeber trotz vergleichbarer Bewerbungen sich nur für den Bewerber entscheidet, dessen Namen gegenüber er mehr Sympathie empfindet.

Namensforscher haben herausgefunden, dass Personen mit ausländischem Namen in der Arbeitswelt häufiger diskriminiert werden, da diese mit einer höheren Kriminalitätsrate in Verbindung gebracht werden. Dies geschieht hauptsächlich sogar unabhängig von der eigentlichen Herkunft des Bewerbers. Oftmals löst aber ein kreativer Mix von Vor- und Nachname ein noch negativeres Bild über den Bewerber aus. So kann es passieren, dass ein Jason Müller durch seinen amerikanischen Vornamen und typisch deutschem Nachnamen eher abgelehnt werden würde. Die Wahl fällt meist auf einen vertraut klingenden Namen.

Jetzt stellt sich allerdings natürlich noch die Frage, wie es überhaupt zu diesen Assoziationen kommen kann. Laut Sozialpsychologin Juliane Degner haben Menschen „eine starke Tendenz, das Eigene und Bekannte dem Anderen und Fremden vorzuziehen“. Dadurch, dass wir unser Gegenüber noch nicht kennen, neige unser Gehirn dazu, diese Lücken durch eigene bereits entstandene Erfahrungen zu schließen. Man mache es sich leichter, wenn man die Person aufgrund ihres Namens und ihres Erscheinens einfach direkt in eine „Schublade steckt“ und sie dadurch Gruppen zu teilt.

Ein weiterer Aspekt ist, dass man oft eine starke Zuneigung gegenüber den Personen empfindet, die denselben Vor- oder Nachnamen hat wie man selber. Forscher haben im Jahr 2004 dazu ein Experiment durchgeführt, bei welchem Probanden mit einem manipulierten Namensschild Testpersonen nach Spendengelder gefragt haben. Herauskam, dass Testpersonen mit demselben Namen wie der Proband häufig doppelt so viel gespendet haben und bereitwilliger waren dem Namensvetter zu helfen.

Diese entstanden Vorurteile einer Person gegenüber zerfallen nach dem Kennenlernen meist aber auch wieder genauso schnell wie sie gekommen sind. Auch wenn Sabine und Dirk laut Statistik am erfolgreichsten in der Arbeitswelt sind, hat es letztendlich nur wenig mit ihren Namen zu tun. Der Name kann Einen vermutlich aufgrund seiner Wirkung schneller voran bringen oder ein Hindernis sein. Am Ende jedoch muss sich jede Person durch seinen Charakter auszeichnen lassen.

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