Overtourism – ein echtes Problem

Urlaub bietet vielen Menschen mindestens einmal im Jahr die Möglichkeit, dem stressigen Alltag zu entfliehen. Ein übermäßiger Zustrom an Touristen in den Urlaubsregionen kann allerdings sowohl für Urlauber als auch für Einheimische zur nervlichen Zerreißprobe werden.

Das Phänomen des Overtourism ist noch relativ jung. Erst vor vier bis fünf Jahren wurde erstmals darüber berichtet. Für Tourismusforscher Jürgen Schmude von der Ludwig-Maximilians-Universität München liegt der Grund für den Übertourismus in bestimmten Regionen: so habe der Tourismus in den Marktsegmenten in den letzten Jahren stark zugenommen, sodass die Städte anfangs wachsende Touristenzahlen verzeichneten. Dass Metropolen wie Venedig durch ansteigenden Kreuzfahrttourismus, Dubrovnik durch die Serie Game of Thrones oder auch Amsterdam, Barcelona und Berlin von Overtourism betroffen sind, ist kein Geheimnis. Eine Prognose der Welttourismusorganisation UNWTO zeigt, dass in den nächsten 15 Jahren die Touristenströme noch einmal um 50 Prozent ansteigen sollen. In den letzten Jahren verzeichneten ebenso die karibischen Inseln einen großen Aufschwung im Tourismussektor. Auf Platz eins liegt die Dominikanische Republik, gefolgt von Kubaauf Platz zwei. Siezählt zu dem am schnellsten wachsenden Gebiet in der Karibik. Allein im Jahr 2015 ist der Tourismus in Kuba um 18 Prozent angewachsen. Die Gefahr besteht dennoch, dass auch Kuba, sowie die anderen karibischen Inseln in den nächsten Jahren von Overtourism betroffen sein könnte. Schon jetzt gibt es erste Anzeichen und Berichte, dass der wachsende Tourismus zu Nahrungsmittelknappheit und Preissteigerung für Einheimische führt. Einhergehend mit Overtourism taucht ebenso der Begriff der unsichtbaren Belastung auf. Laut einem Bericht der Travel Foundation der Cornell University handelt es sich dabei um „nicht berücksichtigte Mehrkosten durch Bereitstellung von lokalen Infrastrukturen, durch Schutz von ökologischen und soziokulturellen Systemen, durch zusätzliche Treibhausgasemissionen oder steigendes Abwasser- und Abfallmanagement.“ Die Stadt, die Region und die Einwohner haben demnach nicht nur mit den steigenden Touristenmassen zu kämpfen, sondern auch mit den daraus resultierenden Mehrkosten wie für Abfall und Abwasser, welche im schlimmsten Fall auch die Lebensqualität beeinflussen

Nicht nur Billigflugangebote, günstige Wochenendapartments und unschlagbare Reiseangebote locken Urlauber an beliebte Reisehotspots. Auch die sozialen Medien tragen einiges dazu bei. Seien es Reiseblogger, die ihren Urlaub dokumentieren und somit Aufmerksamkeit und Interesse erzeugen oder Influencer, die auf Instagram und Co. vor berühmten Sehenswürdigkeiten posieren und das Gefühl vermitteln, als müsse man unbedingt dort hin. Aber ebenso wie Leute, die direkt oder indirekt für bestimmte Urlaubs- oder Reiseziele werben, gibt es auch Gegenmaßnahmen durch sogenannte Unfluencer, die in Blogs oder ähnlichen davor warnen, in bestimmte Gebiete zu reisen. Stattdessen sollen Urlauber Routen nehmen, die fernab von Touristenhotspots existieren, auch so genannte „off-the-beaten-track“ Routen.

Maßnahmen, Touristenströme zu kanalisieren, gibt es bereits. In Berlin und Amsterdam gibt es beispielsweise 1b-Standorte in zweiter Lage, die Touristen auch zu Sehenswürdigkeiten lenken sollen, die fernab von den gewöhnlichen Hotspots stehen, um diese auf ein größeres Gebiet zu verteilen. Zudem wird auch immer mehr dafür geworben, beim Reisen intensiver auf ökologische und ökonomische Rahmenbedingungen zu achten. Auch Touristengebiete setzen vermehrt auf nachhaltigen Tourismus und fordern Abgaben von Betten- und Touristensteuern oder setzen auf Besucherbegrenzungen. Was jeder einzelne grundsätzlich beachten kann, ist, darauf zu schauen, Reisen zu planen, die mit gerechten Arbeitsbedingungen einhergehen, umweltschonend sind, vor Ort die lokale Wirtschaft stärken und generell darauf zu achten, auch Orte zu besuchen, die einem nicht unbedingt auf den ersten Blick bekannt sind. Der Grundgedanke hinter dem nachhaltigen Tourismus oder auch gerne „sanfter Tourismus“ genannt, ist, dass nicht nur an die Natur gedacht werden soll, sondern auch an diejenigen, die von dem Tourismus leben und profitieren. Versucht jeder einzelne so gut es geht seine eigenen Reisegewohnheiten in gewissen Maßen zu ändern, kann schon viel für Umwelt, Mensch und das Problem des Overtourism getan werden. Auch Städte, Regionen und Regierungen kommen demnach nicht um die Tatsache herum, dass effektive, langfristige Lösungsmöglichkeiten geschaffen werden müssen, um so den rasant ansteigenden Tourismus zu kontrollieren.

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