Alle sitzen zusammen an einem Ort, essen und tanzen. Menschen aus 150 Nationen haben Spezialitäten aus ihren Ländern gekocht und führen traditionelle Tänze auf. Am nächsten Tag lernen sie verschiedene Religionen kennen. Wer will, kann auch in einem riesigen Baumhaus Experimente durchführen oder einfach nur Spaß haben. Die Natur an einem knisternden Lagerfeuer genießen. Langeweile ist weit und breit nicht zu finden und alle verbindet das Pfadfindersein oder Scouting, wie es im englischen genannt wird. Diese vielen Aktionen erlebten die Teilnehmer auf dem letzten World Scout Jamboree 2019 hautnah.
Normalerweise hätte Ende Juli dieses Jahres das European Scout Jamboree seit 15 Jahren erstmals wieder mit rund 17.600 Pfadfindern stattgefunden, dieses Mal in Polen. Aufgrund von Corona kann das Treffen diese Jahr leider nicht wie geplant durchgeführt werden. Bei dem Treffen versammeln sich Pfadfinder aus ganz Europa, teilweise auch aus dem Rest der Welt. Sie vereinen Nationen und Kulturen an einem Ort. Kinder und Jugendliche dürfen das landestypische Pfadfindersein kennenlernen. 2020 ist hierbei ein ganz besonderes Jahr, denn es ist 100 Jahre her, dass das allererste Jamboree in England stattgefunden hat. Seitdem ist Pfadfinden eine freiwillige, unpolitische Erziehungsbewegung für Menschen jeglicher Herkunft, Hautfarbe oder Glaubens.
Angefangen hat alles in England zu Beginn des 20. Jahrhundert mit Robert Baden-Powell. Er hat in Zeiten des Krieges für sich erkannt, dass Kinder und Jugendliche in unserer Gesellschaft sehr wichtig sind. Nach der Veröffentlichung des Buches „Scouting for Boys“ entstanden überall auf der Welt Pfadfindergruppen. Es gab Gruppen für Jungs und später auch Gruppen für Mädchen. Dabei kristallisierten sich zwei weltweite Organisationen heraus: Für Jungs, als globale Erziehungsbewegung, die World Organization of the Scout Movement und für Mädchen, als Emanzipationsbewegung, die World Association of Girl Guides and Girl Scouts. Laut Robert Baden-Powell ist das, was sich am meisten auszahlt, zu versuchen, das Glück in das Leben anderer zu bringen.
Seither gibt es verschiedene Merkmale, an denen Pfadfinder zu erkennen sind. Zum einen tragen sie eine Kluft, die je nach Land und Religion verschiedene Farben haben kann. Eins haben die Kluften jedoch gemeinsam: die sogenannten Badges. Aufnäher, die auf der Kluft verteilt angebracht sind und unterschiedlichste Bedeutungen haben, zum Beispiel das Weltpfadfinderzeichen, die Lilie. Zusätzlich tragen Pfadfinder ein Halstuch, das je nach Region und Verband unterschiedlich ist. Um ein Halstuch zu bekommen, muss jeder überlegen, warum er Pfadfinder sein möchte, was er erreichen will und wofür er steht. Der traditionelle Pfadfindergruß spricht für die Pflicht gegenüber einer höheren Macht, gegenüber Dritten und gegenüber sich selbst. Der Große beschützt immer den Kleinen. Daher sitzen Große und Kleine beim Jamboree gemeinsam an einem Tisch und genießen die Atmosphäre am prasselnden Feuer. Wieder zu Hause angekommen, helfen die Pfadfinder jeden Tag da, wo sie können.
Pfadfindersein beschreibt eine Lebenseinstellung, die Menschen auf der ganzen Welt verbindet. Kein Klischee kann dem gerecht werden. Denn es ist dieses Gefühl, da zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird und Jüngeren zu zeigen, wie schön die Welt sein kann. Gerade die Liebe zur Natur und das Gemeinschaftsgefühl prägen den Alltag. Das soll unter anderem auf den Jamborees zelebriert werden. Heute ist sie die größte Jugendbewegung weltweit, mit ca. 80 Millionen Mitgliedern. In nur sechs Ländern der Welt gibt es keine Pfadfinder. Schon Baden-Powell war davon überzeugt, dass die Freundschaft zwischen Nachbarn in fremden Ländern auf der ganzen Welt die beste Methode ist, um einen dauerhaften Frieden zu sichern.