„Pornografie ist noch einmal ein bisschen intimer und darauf habe ich einfach Lust: mich auszuprobieren und auszutesten.“ Annika* ist 23 und studiert Soziale Arbeit. Eine junge, gewöhnliche Studentin sollte man meinen. Doch Annika sticht allein mit ihren Tattoos, Piercings und Dreadlocks optisch aus der Masse heraus. Hinzu kommt ihr ungewöhnlicher Nebenjob: sie dreht Pornos.
Studierende sind oft knapp bei Kasse. Etwa 864 Euro hat der Durchschnittsstudierende, laut der 2012 erhobenen 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, im Monat zur Verfügung. Deshalb gehen rund zwei Drittel der Studierenden einem Nebenjob nach. Das Geld dient dabei nicht ausschließlich der Finanzierung des Studiums, sondern auch des Lebensunterhaltes.
Die Sexbranche lockt mit dem schnellen Geld. Annika beteuert: „Es geht mir vorrangig um die Liebe am Sex und nicht um das Geld. Pornografie ist eine Art Hobby für mich. Zuvor habe ich bereits gemodelt. Ich habe mich also schon immer vor der Kamera präsentieren können und wusste, dass das einfach nur ein weiterer Schritt für mich ist.“ Annika gibt jedoch auch zu, dass sie mit den Pornos gut und schnell Geld verdient.
Außergewöhnlich lohnt sich
Auch Student Leon* jobbt neben dem Studium. Als Türsteher eines Nachtclubs erlebt er regelmäßig Beziehungsdramen und Pöbeleien. „Des Öfteren müssen wir dann von unserem Hausrecht Gebrauch machen und Gäste des Ladens verweisen“, äußert Leon. Seine Miene verhärtet sich, er wird ernster. Denn auch auf körperliche Angriffe müsse man gefasst sein. Auslöser sei fast immer Alkohol. Kein ungefährlicher Job. Er mache ihn jedoch gerne nebenbei, um für das Studium und seine monatlichen Aufwendungen aufzukommen. Zudem lohne sich die Arbeit: „In einer harten Nacht verdiene ich im Minimum 80 Euro, an Feiertagen erhöht sich der Stundenlohn sogar auf bis zu 25 Euro.“
Die Dritte im Bunde ist Jill, 22, Studentin der Sozial- und Organisationspädagogik. „Ich habe ein Faible für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Ich finde das hochspannend, weil ich der Meinung bin, dass diese Menschen zum Teil eine wahnsinnige Ehrlichkeit aufweisen und man sehr viel von ihnen lernen kann“, erklärt sie begeistert. Als Extrawache in einer Psychiatrie bewacht sie fixierte oder eingesperrte Personen und hilft im Stationsalltag mit. Patienten müssen gewaschen, Medikamente ausgeteilt und die Essenausgabe betreut werden. Jill fängt an zu schmunzeln: „Es passieren recht viele kuriose Sachen. Einmal ist mir ein Patient auf den Rücken gesprungen und wollte mit mir Indiana Jones spielen.“ Trotz befremdlicher Erlebnisse treibe sie die Leidenschaft an der Arbeit an. Zudem liege der Stundenlohn mit 11,34 Euro plus diversen Zuschlägen, deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn und biete einen weiteren Anreiz.
Nebenjobs, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine bunte Vielfalt gepaart mit Kuriositäten, guten Verdiensten und auch Gefahren. Wo liegen Überschneidungen? Wo liegt der Reiz an diesen Jobs? Alle drei Studierenden beantworten diese Fragen mit dem Spaß an der Arbeit. Der ausgeübte Nebenjob werde tendenziell eher als eine Art Hobby und angenehmer Nebenverdienst empfunden.
In einer Gesellschaft, in der es immer um „höher, schneller, weiter“ geht, dürfen die eigenen Bedürfnisse, Hobbys und Leidenschaften nicht permanent zurückgestellt werden. Auch beim Nebenjob nicht: man muss nicht immer jedem gefallen, sondern das tun, was einem selbst gut tut und Freude bereitet.
*Namen von der Redaktion geändert
Die zehn beliebtesten Studentenjobs 2016 auf 450-Euro-Basis
- Kellner/in
- Aushilfe in einem Büro
- Aushilfe im Einzelhandel
- Studentische Hilfskraft in der Universität
- Nachhilfelehrer/in
- Werkstudent/in im eigenen Fachbereich
- Promoter/in
- Aushilfe in der Produktion/Lager
- Programmierer/in
- Babysitter/in