Deutschlandweit werden jährlich etwa 633 Kilogramm Siedlungsabfälle pro Person produziert. Damit liegt unser Land deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 486 Kilogramm pro Person. Dieser Müll soll getrennt und anschließend soweit wie möglich recycelt werden. Doch wie genau funktioniert das? Kann Recycling überhaupt einen Mehrwert schaffen und können wir schon durch einfache, alltägliche Tätigkeiten wie Mülltrennung wirklich einen Beitrag zum Umweltschutz leisten? 2017 wurden ganze 38,3 Millionen Tonnen Hausabfälle in Deutschland erzeugt, das entspricht etwa 200.000 Tonnen mehr als noch 2016. Allein das Restmüllaufkommen betrug 13,1 Millionen Tonnen beziehungsweise 158 Kilogramm pro Person. Das Biomüllaufkommen lag bei ca. 10,3 Millionen Tonnen oder 125 Kilogramm pro Person. Das ist der höchste Wert seit 2004, dem Beginn der Erhebung. Das Aufkommen gemischter Wertstoffe, wie Altpapier, Glas und gemischte Verpackungen, lag bei etwa 12,2 Millionen Tonnen. Unter sonstige Abfälle fallen zum Beispiel Sperrmüll, dieser betrug im Jahr 2017 insgesamt 2,7 Millionen Tonnen. Eine Menge Zahlen, die gemeinsam ausdrücken: Deutschland produziert zu viel Müll.
Jedes Jahr produzieren die Deutschen also Millionen Tonnen Abfall, der Unmengen wertvoller Ressourcen verschlingt. Aber auch für das Recycling werden Ressourcen und Energie benötigt. Deshalb ist die Abfallvermeidung dem Recycling grundsätzlich vorzuziehen. Wenn das aber nicht vermieden werden kann, dann kommen Wiederverwertung und Recycling ins Spiel. Bei der Wiederverwertung sollen bestehende Verpackungen wiederverwendet werden. Ist das nicht möglich, werden aus den recycelten Abfällen wieder Ressourcen für neue Produkte oder Energie gewonnen. Durch diese Prozesse kann unter anderem der Verbrauch von Ressourcen wie Erdöl, Holz und Energie, also Strom und Wärme, reduziert werden.
Damit aber das Potential des Recyclings voll ausgeschöpft werden kann, müssen auch Privathaushalte durch Mülltrennung zu dessen Wiederverwertung beitragen. Somit können wir alle einen elementaren Beitrag zur nachhaltigen Nutzung von natürlichen Ressourcen leisten. Das A und O ist dabei die saubere Mülltrennung. häufig steht dabei die Frage im Raum: „In welche Mülltonne kommt welcher Abfall?“
Batterien, Elektrogeräte und Medikamente sind dagegen kein Restmüll. Alte Medikamente können in Apotheken entsorgt werden, Elektrogeräte gehören auf den Wertstoffhof oder können beim Verkäufer zurückgegeben werden. Die Stadt Braunschweig hat zudem ein Pilotprojekt gestartet und stellt öffentliche Container für alte Elektrogeräte bereit. So nehmen mittlerweile viele Läden wie Rewe, DM und Saturn alte Batterien zurück.
Für Altglas gibt es spezielle Container. Hier werden Glasflaschen und Einweggläser in Weiß-, Braun-, und Grünglas sortiert. Blau- und Gelbglas können über den Grünglascontainer entsorgt werden. Braunes und weißes Glas dürfen dagegen nicht verunreinigt werden. Wenn zum Beispiel nur drei von 1000 Glasflaschen eine andere Farbe haben, ist die Wiederverwertung nicht möglich. Der Grund: Braun- und Weißglas nehmen zu stark die Farben anderer Glasfarben an. Letztendlich würde dann nur noch die Deponierung oder Verbrennung in Frage kommen.
Auf keinen Fall dürfen mit dem Altglas Trinkgläser, Fenstergläser, Blei- und Kristallglas, Spiegelglas, Vasen, Porzellan, Keramik und Glühbirnen entsorgt werden, da die Zusammensetzung nicht mit normalem Glas vergleichbar ist und somit zu Problemen im Bereich des Schmelzprozesses führen kann.
Nachdem der Müll ordnungsgemäß entsorgt wurde, sammelt ihn das ortsansässige Müllunternehmen ein. Anschließend werden die Reste zum nahegelegenen Abfallentsorgungszentrum transportiert. Hier wird – falls nötig – der Müll noch einmal sortiert und dann weiterverarbeitet.
Tonnenverteilung
Gelbe Tonne
In die gelbe Tonne bzw. den gelben Sack gehören ausschließlich Verpackungen, aber kein Altpapier oder Glas. Das bedeutet: Kunststoff, Aluminium, Weißblech und Materialverbunde (Getränkekartons oder beschichtete Tiefkühlverpackungen) werden hier entsorgt.
Altpapier
Normalerweise stellen Vermieter Altpapiertonnen zur Verfügung. Sollte das nicht der Fall sein, bieten viele Städte mittlerweile auch öffentliche Papiercontainer an. Hier werden Papier, Pappe und Karton entsorgt. Dazu zählen Zeitungen, Papier, Kataloge, Geschenkpapier und Eierkartons. Kassenzettel und Backpapier gehören hingegen in den Restmüll, Tetrapacks in die gelbe Tonne. Bei Kombinationen von Plastik und Papier sollten die einzelnen Bestandteile möglichst getrennt entsorgt werden.
Biomüll
In die Biomülltonne gehören Lebensmittelabfälle, Gartenkompost und Essensreste, wie zum Beispiel Obst, Gemüse, Kaffeesatz und Fleisch aber auch Blumen und Laub.
Restmüll
Alle anderen Abfälle, die nicht verwertbar sind und keine Problemstoffe enthalten, gehören in die Restmülltonne. Dazu zählen beispielsweise Asche, Kerzen, Windeln, Fotos, Leder, Tapeten, Stoffreste, Hygieneartikel und verschmutztes Papier wie Pizzakartons.
Der Recyclingprozess
Beim Recycling werden aus Abfällen Rohstoffe erzeugt, die dem Wirtschaftskreislauf wieder zugeführt werden können. Aus diesen Rohstoffen können neue Produkte entstehen – die sogenannte stoffliche Verwertung. Dafür eignen sich Altpapiere, Eisen, Glas, Kunststoffe und Nichteisenmetalle besonders gut. Diese Wertstoffe müssen hierzu aber eben nach Sorten getrennt und gesäubert sein.
Bei der sonstigen Verwertung werden die Müllreste dagegen in einer Müllverbrennungsanlage verbrannt. Daraus wird dann Energie, also Strom oder Fernwärme, gewonnen. So wird – durch stoffliche wie auch sonstige Verwertung – die nicht weiter verwertete Abfallmenge verringern und zur Ressourcenschonung beitragen. Aber auch das Recycling hat Grenzen: Manche Materialien, wie beispielsweise Kunststoffe, lassen sich irgendwann nicht mehr mit ausreichender Qualität recyceln und müssen dann ebenso verbrannt werden. Selbstverständlich kann daraus wieder Energie gewonnen werden, aber es wird auch klimaschädliches Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Falls auch das Verbrennen des Abfalls nicht möglich ist, muss er auf einer Mülldeponie gelagert werden. Durch die Lagerung entsteht aber unter anderem Methan, welches noch stärker als Kohlenstoffdioxid, der Umwelt schadet. Deshalb wird die Verbrennung regelmäßig der Lagerung vorgezogen.
Alte Verpackungen bereiten der Umwelt die größten Schwierigkeiten, denn diese enthalten häufig toxische Stoffe. Eine fehlerhafte Deponierung oder falsches Recycling können daher zu Umweltschäden führen. Auch landen häufig Gebrauchsgüter bei Verbrennungsanlagen oder Endlagerstätten, obwohl sie noch nutzbringende Ressourcen enthalten. Vorschriften wie das Kreislaufwirtschafts- und Rücknahmegesetz lösen diese Probleme nur teilweise.
Deshalb müssen sich insbesondere Institutionen damit auseinandersetzen, wie sie ihre Produkte weiter verwerten können. Sie müssen entscheiden, inwieweit sie den Müll wiederverwerten oder ordnungsgemäß entsorgen.
Auch wenn das Recycling und insbesondere die Verbrennung von Müll Nachteile mit sich bringen, ist der Mehrwert des Recyclings unbestritten. Lässt sich Müll nicht vermeiden, lassen sich durch das Recycling zumindest Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung vermindern.
Noch ist das Potenzial des Recyclings aber bei weitem nicht ausgeschöpft. Das volle Potenzial des Recyclings zu nutzen, verlangt ein Umdenken, sowohl bei den Unternehmen als auch bei uns selbst. Bereits durch die korrekte Mülltrennung können wir dennoch einen wichtigen Beitrag zur Lösung unseres Müllproblems und damit zum nachhaltigen Umweltschutz leisten.
Ursprung der Mülltrennung
Die Bedeutung von Mülltrennung kennen die meisten, doch die Geschichte dahinter nur die wenigsten. Ihren Ursprung findet die Mülltrennung im späten 19. Jahrhundert in Paris. Die Anwohner luden ihren Müll rigoros auf den Gehwegen vor ihren Häusern ab. Das Resultat war ein unschönes Stadtbild, bestialischer Gestank und die Ausbreitung von Krankheiten. Eugène-René Poubelle erließ am 7. März 1884 ein Dekret, welches die Hausbesitzer dazu zwang, drei verschiedene Mülltonnen vor ihren Häusern zu positionieren. Die erste Tonne umfasste Papier und Lumpen, in die zweite gehörten kompostierbare Abfälle und Glas, Porzellan und Austernschalen in die dritte Mülltonne. Folglich mussten die Tonnen nun regelmäßig von Entsorgungsfirmen geleert werden.