Tschüss, Sinn und Zweck, hallo Konsum!

Von den Ursprüngen vieler Feiertage ist nur noch wenig erhalten. Die Liste der zweckentfremdeten Feiertage ist lang. Die tatsächlichen Ursprünge kennt aber kaum noch jemand.

Wenn sich Kinder voller Hingabe an das Schreiben dieses Zettels machen, dann ist nicht die Rede von Mathehausaufgaben. Es ist der Wunschzettel, der besser gepflegt wird als das eigene Haustier. Und es ist der nächste Feiertag, der sehnlichst herbeigewünscht wird. Denn dieser bedeutet Geschenke und Gaben der Liebsten. Wozu feiern wir sonst Weihnachten & Co.?

Der Tag der Floristen, auch bekannt als Valentinstag: Männer bringen völlig überraschenderweise einen Blumenstrauß für die Damen mit nach Hause. Die einzige Freude, die an diesem Tag wohl nicht gespielt ist, ist die des Floristen. Wenn sich überhaupt die Mühe zu diesem gemacht wurde. Einen Strauß zusammenstecken lassen? Viel zu aufwendig! Das fertige Paket von der Tanke tut es doch auch. Fassungslosigkeit herrscht, wenn sich die Begeisterung der Gattin dann in Grenzen halt. Frauen kann man es auch nicht recht machen.

Ähnliche Szenarien herrschen an Muttertag: Kinder ehren ihre Mütter auf Knopfdruck. In originellen Meine-Mama-ist-die-Beste-Tassen und Gutscheinen vom Wellnesstag bis zum Sektfrühstück findet die Liebe Ausdruck. Auch der Vatertag bleibt nicht verschont. An Christi Himmelfahrt war der Himmel für Jesus das Ziel. Für junge Nicht-Väter lautet das Motto hingegen „Der Weg ist das Ziel“. Los geht die Reise mit Bollerwagen und Bierflasche in der Hand.

Die massivste Zweckentfremdung ist aber den Amis zu verdanken: Die Kelten drehen sich im Grabe um, wenn sie am 31. Oktober von schrillen „Trick or treat“-Ausrufen gestört werden. Mit ihrem ursprünglichen Brauch, einer Art Fest der Toten, hat das Ganze nur noch wenig zu tun. Das Einzige, was an diesem Tag angsteinflößend ist, ist die Einfallslosigkeit der Eltern, wenn ihr Kind zum wiederholten Male das Bettlaken übergeworfen bekommt.

Nicht zu vergessen ist die schönste Zeit des Jahres: die Weihnachtszeit. Verstaubte Weihnachtsdeko heraus kramen, überfüllte Weihnachtsmärkte besuchen. Stressiger Last-Minute-Geschenkekauf, endlose Schlangen an den Kassen. Zustände, als stehe die Apokalypse bevor. An den Feiertagen selbst ist dann marathonartiges Hetzen von einer Familienfeier zur nächsten angesagt. Fix Reserven anfressen, da es ab Neujahr nur noch Diätkost gibt. Das Finale bildet aber das gezwungene Singen und Gedichte aufsagen der Kinder. Die Geschenke müssen sich ja verdient werden. Überbringer dieser ist der Coca-Cola-Weihnachtsmann. Der wohl genährte, immer gut gelaunte, rot gekleidete Mann mit dem langen, weißen Bart. Bereits den 88. Geburtstag des Brausewasser-Mannes feiern wir in diesem Jahr. Dass wir aber eigentlich das Christfest, das Menschwerden Gottes in Jesus, feiern, ist dabei anscheinend nebensächlich.

Eine Ahnung, was der Ursprung dieser und weiterer Feiertage ist, haben wahrscheinlich die Wenigsten. Aber wie es der Name schon sagt: Hauptsache, es gibt einen Grund zum Feiern. Und Hauptsache, es gibt Geschenke.

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