Unser Corona-Studium – Fremd an der eigenen Hochschule

Wie es sich anfühlt, das Studium im Coronamodus vor dem Bildschirm, statt im Hörsaal zu starten, kann ich euch berichten. Ich bin Alina, im dritten Semester an der Hochschule und kenne die Räumlichkeiten und technischen Möglichkeiten der Ostfalia nur vom Hören-Sagen.

Gestern saßen wir noch in der ersten Onlinevorlesung und heute sind wir bereits im dritten Semester. Die Tage, die wir an der Hochschule verbracht haben, las­sen sich an einer Hand abzählen. Kein gemeinsames Essen in der Mensa, keine Treffen auf dem Campus und keine Studenten-Par­tys. Das normale Studierendenleben gibt es für uns gar nicht. Wir sind die Corona-StudentInnen.

Im Wintersemester 2020/21 sind wir als Erstsemester an die Hoch­schule gekommen und haben die allermeiste Zeit von zu Hause studiert – 95 Prozent, konservativ geschätzt. Ein Licht­blick sind die wenigen Seminare, die in kleinen Gruppen an der Hochschule stattfinden durften. Doch auch diese wurden durch die Corona-Maßnahmen getrübt. So versammelten wir uns mal mit reichlich Abstand draußen in der Kälte, statt im Hörsaal. Trotzdem sind viele StudentInnen gekommen, um einen realen Eindruck von den KommilitonInnen zu erhaschen. Wir nutzen jede freie Minute, um uns etwas besser kennenzulernen, denn es ist schwierig, nur online zu kommunizieren. Auf WhatsApp ist für persönliche Ge­spräche kaum Platz. Wie sollen wir da neue Kontakte knüpfen? Die meisten Gesichter kennen wir nur mit digitalem Filter – Discord, Zoom, die Bibliothek: unser Lerntreff.

Als dann die Zeit der Prüfungen anbrach, war klar, dass auch diese online stattfinden würden. Ein weiteres Mal den Laptop aufklap­pen und wie gebannt auf den Bildschirm starren. Nach der Prüfung war es schon ein mulmiges Gefühl, sich nicht mit den anderen aus­tauschen zu können. Also wieder WhatsApp öffnen und ein paar Sprachnachrichten versenden: „Wie ist es bei dir gelaufen?“ Die wenigen Kontakte pflegen.

Mein Studiengang, Medienkommunikation, ist hauptsächlich auf Gruppenarbeiten und praktisches Arbeiten ausgelegt. Hier geht es nicht ohne Interaktion mit den KommilitonInnen. Ein Vorteil also, wenn es um soziale Kontakte während der Pandemie geht. Praktisches Arbeiten bedeutet aber auch, sich an der Hochschule für Semina­rarbeiten zu treffen, Videos zu drehen und Audioprodukte im Tonstudio aufzunehmen. In Corona-Zeiten kaum möglich. Schade, bei diesem riesigen Angebot an hochschuleigener Technik.

Langweilig ist mir im Online-Studium aber nicht. Es gibt viel zu tun, auch wenn das meiste davon vor dem Computer stattfindet. Neben Vorlesungen müssen Projekte geplant, Abgaben bearbeitet und für Klausuren gelernt werden. Auch wenn mir morgens die Anfahrt zur Hochschule erspart bleibt – worüber ich das ein oder andere Mal sehr froh war – fehlen mir die Treffen auf dem Campus. Nun bin ich im dritten Semester und kann das „normale“ Studentenleben le­diglich erahnen. Nach der Pandemie hoffe ich auf viele Partys, die nachgeholt werden. Vielleicht ins Ausland fahren, mehr in die Praxis eines Unternehmens schauen, neue Leute kennenlernen, viele neue Erfahrungen sammeln. Alles, was wieder geht, ge­nießen, bevor der Ernst des Lebens wirklich beginnt.

Bis dahin heißt es für uns alle aber erstmal durchhalten. Noch ma­chen wir untereinander Späße darüber, dass wir schon im dritten Semester sind, noch keine einzige Präsenzklausur geschrieben ha­ben, das Filmstudio noch nicht von innen gesehen haben und uns immer noch in der Hochschule verlaufen.  Aber das wahre Studierendenleben und das Präsenzstudium ist in Sicht.

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