Der Einsatz des Bestatters im Trauerfall

Der Beruf des Bestatters ist ein 24-Stunden-Job. „Da kann es schon mal vorkommen, dass man nachts um 4 Uhr aus dem Bett geklingelt wird. Auch vor Heiligabend oder den Geburtstagen meiner Kinder schreckt der Tod nicht zurück.“, erzählt Udo. Wann der Tag des Bestatters beginnt, lässt sich nie genau vorhersagen. Bei jedem Telefonklingeln muss das Ehepaar damit rechnen, einen Trauerfall begleiten zu müssen.
Nach Annahme eines solchen Telefonats muss zunächst Ruhe eingebracht werden, da die Angehörigen sich von ihren Emotionen zumeist überwältigt fühlen. Bevor der Bestatter tätig werden kann, muss ein Arzt den Totenschein ausgestellt haben. Danach wird der Ablauf sowie die Art der Bestattung geklärt. Es wird zwischen dem Sarg- und dem Urnenbegräbnis unterschieden. Bei dem Ort der Bestattung können die Angehörigen zwischen dem traditionellen Friedhof, aber auch zwischen dem Friedwald und der See wählen. Im Friedwald sowie bei der Seebestattung ist die Einäscherung Voraussetzung, da die Beisetzung in einer Urne erfolgen muss. Terminvereinbarungen mit dem Friedhofsamt, dem Pastor beziehungsweise Trauerredner, der musikalischen Begleitung, wie Posaunenchor oder Orgel, erfordert ein großes Organisationstalent. Hinzu kommt die Verwaltung der Sterbe- und Rentenurkunden, Abmeldung von Versicherungen und vieles mehr. Die Angehörigen wissen oft nicht, wie sie mit ihrer Trauer umgehen sollen. In dieser Ausnahmesituation ist die Klärung von Formalitäten für die Hinterbliebenen undenkbar. Dabei möchten Udo und Monika behilflich sein. Mit der Auswahl des Blumenschmucks und der Kleidung des Verstorbenen haben die Angehörigen die Chance, ihre Trauer besser verarbeiten zu können. Der letzte persönliche Eindruck des Verstorbenen ist stark geprägt von der Abschiednahme. Eine liebevolle und sorgfältige Aufbahrung erleichtert den Angehörigen das Loslassen.
Am Tag der Beerdigung ist das Ehepaar immer etwas angespannt: „Wir möchten, dass möglichst alles perfekt ist, um den Angehörigen einen angemessenen Abschied zu ermöglichen.“ Beim abschließenden Läuten der Glocken wissen sie, es ist geschafft. Das Ende bedeutet das für sie aber noch lange nicht. Für Rückfragen stehen Monika und Udo den Hinterbliebenen weiterhin unterstützend zur Seite, denn die Trauer endet nicht mit der Beerdigung. „Der Beruf des Bestatters ist eben ein Full-Time-Job“, beschreibt Monika.
„Ich musste den 13-jährigen Sohn meiner Freundin beerdigen“
Der Beruf des Bestatters hat auch seine Schattenseiten. „Unfallopfer, Suizid und der Tod von Kindern haben immer einen bitteren Beigeschmack. Das fällt auch uns als erfahrenen Bestattern nicht leicht.“, erzählt Udo. Monika erinnert sich noch genau an ihren emotionalsten Bestattungseinsatz zurück: „Vor mehreren Jahren ist der 13-jährige Sohn einer Freundin bei einem tragischen Fahrradunfall verunglückt. Sie hat uns gefragt, ob wir die Bestattung übernehmen können.“ In solchen Momenten sei es besonders wichtig, professionell mit der Situation umzugehen. Man dürfe zwar mitfühlen, aber nicht mitleiden, schildert Monika. Beruf und Privatleben zu trennen, empfinde das Bestatterehepaar als besonders wichtig. In solchen Momenten sei es schwierig, die Geschehnisse und die Trauer nicht mit nach Hause zu nehmen. Spätestens wenn Udo abends mit seiner Familie auf dem Sofa sitzt, versuche er abzuschalten.

Vom Tabuthema zur Passion
Nur wenige können der emotionalen Belastung standhalten, die es als Bestatter erfordert. Andere nehmen zum Thema Tod eine Distanz ein oder haben Berührungsängste mit Verstorbenen. Dass der Beruf des Bestatters nicht häufig vertreten ist, hängt vermutlich auch mit mangelnder Aufklärung zusammen. Gerade in Deutschland hat die Anzahl der Bestatter in den letzten Jahren nur schwach zugenommen.
„Als Bestatter kümmert man sich nicht nur um die Leiche. Es vereint die Berufe als Psychologe, Büroangestellter, Dekorateur und Eventmanager in einem. Ich könnte mir keinen abwechslungsreicheren Job vorstellen.“, so Udo. Für Monika sei der Tod zu Beginn ein Tabuthema gewesen. Am Anfang habe sie sich nicht vorstellen können, einmal in diesem Beruf zu arbeiten. Doch heute sei er für sie nicht mehr wegzudenken. Durch ihren Mann Udo musste sie eines Tages bei einem Trauerfall aushelfen und konnte erkennen, dass viel mehr hinter dem Beruf steckt als das Einsargen und Beerdigen. Heute hat sie als Bestatterin ihre Berufung gefunden und daraus eine Passion entwickelt. Indem sie anderen Menschen durch die schwere Zeit des Verlustes hilft, ernte sie viel Wertschätzung und fühle sich gebraucht.
Um ihre Erkenntnisse weiterzutragen, besucht Monika nun einmal im Jahr den Konfirmandenunterricht in verschiedenen Gemeinden. Dort bringt sie den angehenden Konfirmanden das Thema Tod näher und erklärt, dass die Abschiednahme ein wichtiger Baustein der Trauerbewältigung ist. Sie nimmt sich Zeit und beantwortet die neugierigen Fragen der Kinder. Dadurch erhofft sie sich, dass andere offener mit dem Thema Tod umgehen können.
Der Tod gehört zum Leben dazu. Es gibt ein Anfang und ein Ende. Durch Bestatter kann dieses Ende den Angehörigen erleichtert werden, denn die Trauerbewältigung braucht Zeit und jemanden, der einem zuhört. In diesem Moment hat der Bestatter ein offenes Ohr und gibt den Hinterbliebenen Kraft.