Wer braucht da noch die Götter in Weiß, die jahrelang den menschlichen Körper studiert haben, wenn wir mit einer allwissenden Suchmaschine gesegnet wurden? Und wenn wir ehrlich sind: Die zukünftigen Ärzte der Generation Corona sitzen, statt in der Uni, auch zu Hause vor ihren Laptops und googeln sich ihr Wissen zusammen.
Die Sprechstunde bei Dr. Google bringt schnell Klarheit. Überraschung! Es ist ein Hirntumor. Meine letzten Tage müssten eigentlich schon gezählt sein. Zumindest behauptet das der eine User in diesem Gesundheitsforum, der eigentlich Bankkaufmann ist. Aber wäre ja zu schön, wenn es dabei bleiben würde. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Parasiten im Kopf, den ich mir in den Tropen eingefangen habe? Egal, was es letztendlich ist, ich sollte schon mal das Bestattungsunternehmen kontaktieren. Sicher ist sicher.
Mit den allerletzten Kräften schleppe ich mich von Dr. Googles Behandlungsliege in das Sprechzimmer des Arztes. Die nötige Operation lässt sich leider noch nicht virtuell abwickeln. Obwohl Google sicherlich gute Anleitungen zur Ausführung des Eingriffs bereithält. Und wer dann noch alle Staffeln „Grey’s Anatomy“ geguckt hat, ist sicherlich qualifiziert genug, um selbst das Skalpell anzulegen – Dr. Meredith Grey höchst persönlich. Nur doof, dass der menschliche Arzt die Wahnvorstellungen beendet und mich auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Viel Tee und ordentlich Schlaf können die lebensrettende Operation wohl gerade noch verhindern. Das Einzige, was meinem Kopf fehle, sei rational denken zu können.
Besser ist wohl, wenn wir uns auf die verlassen, die es auch studiert haben. Wer trotzdem auf Dr. Google schwört, sollte darüber nachdenken, eine Zweit-Meinung bei Yahoo einzuholen.