Laut regelmäßigen Studien des Studentenwerks Berlin wohnen rund 23 Prozent der Studenten noch zu Hause. Oft pendeln Studenten länger, als dass sie überhaupt in der Vorlesung sitzen. Zwei Studenten berichten, wie sie ein Leben in einer eigenen Wohnung und im Hotel Mama leben.
Jannis ist Student des zweiten Semesters an der Ostfalia Hochschule in Salzgitter. Er kommt aus Süddeutschland. Für sein Studium zog er um. Er erzählt, dass die Wohnungssuche nicht leicht war: „Ich hatte eine lange Anfahrt, sodass ich mir nicht jede Wohnung anschauen konnte. Es war also Glückssache, ob mir die Wohnung gefiel oder nicht.“ Er verrät, dass man sich am Anfang einsam fühlen kann. Man kenne keinen in der neuen Stadt und Freundschaften oder Beziehungen könnten aufgrund der weiten Entfernung in die Brüche gehen. Einen Umzug empfindet er jedoch als sehr positiv: „Ich kann mein eigenes Leben führen und konnte einmal ganz neu anfangen.“
Seit dem Studienbeginn pendelt Jonas zwischen Hochschule und seinem Elternhaus. Bereits bei der Studienwahl stand fest, dass es eine Hochschule in der Nähe sein wird, um zu Hause wohnen bleiben zu können. Zu anstrengend wäre es ihm, jegliche Bequemlichkeit aus dem Hotel Mama aufzugeben und sich gleichermaßen auf das Studium zu konzentrieren. Selbstverständlich spielt hierbei auch der finanzielle Aspekt eine große Rolle: „Die Spritkosten sind deutlich geringer, als eine Wohnung zu finanzieren.“ Aber das Pendeln könne oft auch sehr nervig sein, verrät Jonas. Er sei immer darauf angewiesen, dass die Straßen möglichst frei sind, um pünktlich in der Hochschule erscheinen zu können. Dennoch kommt ein Umzug vorerst nicht infrage: „Ich fühle mich zu Hause wohl und für 70 Kilometer lohnt sich ein Umzug für mich nicht.“
Die Party fängt an, der letzte Bus ist weg
Stefan Grob, Sprecher des Deutschen Studentenwerks in Berlin, bestätigt, dass viele Studenten aus Bequemlichkeit zu Hause wohnen: „Klar ist es bequem, wenn der Kühlschrank immer gefüllt und die Wäsche frisch gemacht ist.“ Pendeln sei eher Gift fü soziale Kontakte, aber auch für ein Studentenleben: „Es ist schwer zu sagen, dass ein Studentenleben nur dann möglich ist, wenn man vor Ort wohnt. Aber man muss schon bedenken, dass Studentenpartys meist dann anfangen, wenn der letzte Bus bereits gefahren ist.“ Es sei schwieriger, sich zu integrieren, wenn man immer wieder nach Hause fahren muss, erklärt Grob. Er empfiehlt jedem Studenten, der sich vielleicht nicht traut auszuziehen, hart zu sein. „Nur so lernt man es“, sagt er. Man könne sich ein WG-Zimmer suchen oder in Studentenwohnheime ziehen. „Der Preis ist unschlagbar und die Chance geringer, sich allein zu fühlen.“ Er fügt hinzu: „Wenn Ängste vor dem Alleinsein da sind, dann sollte man sie besiegen.“