Zwischen Windeln und Hörsaal

Ob gewollt oder nicht: Ein Kind kann Glücksfall sein, aber auch Belastung – vor allem als junge Frau. Campus38 trifft zwei junge Mütter und erklärt, wo sich Studentinnen Hilfestellung bei der Betreuung ihre Kindes holen können.

Bin ich zu jung, um eine gute Mama zu sein? Wie wird meine Zukunft aussehen? Wie finanziere ich ein Leben mit Kind? Wichtige Fragen, die sich Madeleine als Mutter eines einjährigen Jungen, damals kurz vor der Abiturprüfung stellte. Mit 21 Jahren wurde sie ungewollt schwanger: „Meine Gefühle waren total gemischt.“ Der Alltag wird nun vom eigenen Baby bestimmt. Sein lautes Schreien in der Nacht reißt sie oft aus dem ersehnten Tiefschlaf. Die Windel muss gewechselt werden, dann hat Milan wieder Hunger. Der Morgen beginnt früh, für einen Blick in den Spiegel ist keine Zeit mehr. Madeleines Leben scheint dennoch sehr geordnet, sie wirkt nicht gestresst oder überfordert.

Nach dem Abitur konzentriert sie sich voll und ganz auf ihr Kind, merkt aber schnell, dass sie sich weiterbilden möchte. Mit Anfang zwanzig kann man noch viel erreichen, deshalb erkundigt sie sich, ob ein Studium mit Kind gelingen kann. Sie möchte Grundschullehrerin werden. „Ich habe schon einen Infotermin, da wird die Kombination Kita-Studium besprochen“, erzählt sie. In diesem Jahr beginnt ihr Studium. Während unseres Treffens betont Madeleine oft, dass sie selbstständig sein möchte.

Verantwortung für ein zusätzliches Leben

Mutter zu sein heißt Verantwortung zu übernehmen – für das Kind, aber auch für sich selbst. Man muss selbstbestimmt entscheiden, wie man sein Leben gestalten möchte – realistisch planen. Die langen Partynächte sind nun vorbei. Mit Anfang 20 Hausfrau und Mutter zu sein, war auch nicht Laras Lebensplan. Seit ein paar Monaten ist nun ihre kleine Tochter auf der Welt. „Ich bin eh nicht schwanger“, heißt es anfangs. Dann aber der erschrockene Blick auf den positiven Schwangerschaftstest. Lara hat keinen Schulabschluss geschweige denn eine Ausbildung. Der Einstieg in einen Beruf fällt ihr schwer. Mittlerweile arbeitet sie als Wochenendkraft im Seniorenheim und möchte dort 2019 eine Ausbildung beginnen, für ihre kleine Tochter und natürlich für sich selbst.

Die jungen Mütter sind sich bewusst, wie wichtig eine abgeschlossene Ausbildung oder die Weiterbildung als Lebensgrundlage ist. Der Einstieg ins Berufsleben kann nervenraubend sein: Eine Betreuung für das Kind suchen, dem Chef erklären, dass man nicht immer kann, vor allem, wenn das Kind mal krank wird, und nebenbei auch noch den Haushalt managen. Trotzdem ist es sinnvoll, den Sprung in die Arbeitswelt langsam, aber bestimmt anzugehen. Ein Aushilfsjob bietet vorerst die Möglichkeit, sich wieder an feste Arbeitszeiten und die Alltagsumstellung zu gewöhnen. Schließlich kann man so auch die Betreuungssituation für das Kind testen.

Betreuungsangebote von den Studentenwerken

Die Wunschvorstellung ist für viele: Abitur, Studium, Beruf, Familie. Wenn es aber anders kommt als erwartet, ist man wortwörtlich in ein neues Leben hineingeworfen. Wird ein junges Mädchen ungeplant schwanger, stellen sich oft Angst und Überforderung ein. Dies sorgt vor allem in Deutschland Jahr für Jahr für reichlich Gesprächsstoff. Laut dem Bundesbildungsministerium haben sechs Prozent aller Studierenden ein Kind. Jede vierte Mutter lässt ihr Kind privat betreuen – von den Eltern oder einer Tagesmutter. Andere nehmen Hilfen der Hochschulen in Anspruch, die das Studieren mit Kind erleichtern und fördern sollen. „Ohne dieses Hilfsangebot wäre es mir nicht möglich zu studieren“, sagt Madeleine. Die bundesweit 220 Kindertagesstätten, die die 55 deutschen Studentenwerke anbieten, erleichtern jungen Eltern die Vereinbarung von Familie und Hochschule – kein kleiner Beitrag zur Chancengerechtigkeit. Die Ostfalia Hochschule bietet beispielsweise ein Programm mit Betreuungsmöglichkeiten und Beratungsangeboten für junge Mütter an. Kinderbetreuung, Unterstützung bei finanziellen Problemen, Beratungen und psychologische Hilfen formen dieses Konzept.

„Viele unterschätzen mich, nur weil ich jung bin“, sagt Madeleine. Doch die Zukunftsaussichten für junge Mütter sind alles andere als düster. Es ist dieser erste entscheidende Schritt, um ein vollkommendes Leben zu führen. Die Kombination Studium und Kind kann zwar eine Belastung sein, allerdings sind dies Kinder in anderen Lebensphasen ebenfalls. Das Studium bietet für die Familienphase sogar eine Vorteile, schließlich lassen sich Studium und Kind häufig miteinander vereinbaren, da viele Studiengänge relativ flexibel gestaltet werden können. Die Kinderbetreuung ist an den meisten Hochschulen gut ausgebaut. Es ist eine organisatorische Herausforderung, Kind, Seminare, Klausuren und Finanzen gleichzeitig zu bewältigen. Daher gibt es auch zahlreiche Beratungs- und Betreuungsmöglichkeiten und finanzielle Unterstützung, wie das Kindergeld, Betreuungszuschuss vom Jugendamt und der Kinderbetreuungszuschlag im Bafög. Mit der richtigen Planung kann man Familie und Karriere gleichzeitig meistern, das beweisen die jungen Mütter Madeleine und Lara.

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