Frühgeburt – wenn das Leben anders startet als erwartet

Wenn Babys zu früh ins Leben starten, stellt diese Ausnahmesituation Eltern sowie Pflegende auf eine harte Belastungsprobe. Manchmal müssen die Frühchen um ihr Leben kämpfen.

Die Zeit nach der Geburt sollte die schönste Zeit für die Familie sein. Doch was ist, wenn zu Beginn alles anders kommt und das Kind viel zu früh geboren wird?

Eine Frühgeburt bringt für die Eltern oft eine emotionale Achterbahn mit sich, die von Sorge, Unsicherheit und manchmal auch Schuldgefühlen geprägt ist. Die neue Situation und der unvorhersehbare Verlauf können eine immense psychische Belastung darstellen. Gleichzeitig stehen Pflegekräfte vor der Herausforderung, die spezialisierte Pflege und Unterstützung für diese besonders vulnerablen Neugeborenen zu gewährleisten sowie den Eltern zur Seite zu stehen.

Wie kommt es zu einer Frühgeburt?

Laut Bundesamt für Statistik kommen in Deutschland jährlich knapp 60.000 Babys zu früh auf die Welt, das heißt 6,3 Prozent der Gesamtgeburten sind Frühchen.

Wenn die Geburt vor der Vollendung der 37. Schwangerschaftsswoche erfolgt, spricht man überhaupt  von einer Frühgeburt. Die Ursachen für eine Frühgeburt können sehr unterschiedlich sein.

Das Universität Spital Zürich sagt, es hänge davon ab, ob die Geburt aufgrund zu früher Wehen, vorzeitigem Platzen der Fruchtblase oder Komplikationen, medizinisch eingeleitet werden müsse. In etwa 40 Prozent der Fälle seien die genauen Ursachen aber unklar, sie können sowohl bei der Mutter als auch beim Kind liegen. 

Lisa Brückner ist eine dieser Mütter, die früher als geplant ihre letzten beiden Kinder zur Welt brachte, und weiß, was es heißt, ein Frühgeborenes zu bekommen.

Spätfolgen sind häufige Begleiter einer Frühgeburt 

Je früher ein Baby geboren wird, desto mehr Spätfolgen sind zu befürchten. Entscheidend ist das Geburtsgewicht. Je geringer das Gewicht ist, desto höher ist das Risiko der langfristigen Folgeschäden.

Vor allem bei Kindern, die unter 500 Gramm wiegen und weniger als 24 Wochen im Mutterleib waren, besteht ein hohes Risiko, einen Hirnschaden davonzutragen, der die Entwicklung erheblich beeinträchtigen kann. Zudem ist die Lunge oft noch nicht vollständig entwickelt, was zu Problemen bei der Atmung führt. Das kann im späteren Leben zu Einschränkungen im kognitiven, emotionalen sowie sozialen Bereich führen.

Außerdem sind Frühchen im späteren Verlauf allgemein anfälliger für Infektionen und haben oftmals Probleme mit den Nieren. Viele Frühchen entwickeln sich aber auch völlig normal und haben keinerlei Spätfolgen.

PflegerInnen und  SozialpädagogInnen

Nicht nur für die Eltern ist das eine Ausnahmesituation, auch für die Pflegekräfte auf der Frühchenstation, der Neonatologie, ist die Arbeit sowohl medizinisch als auch emotional herausfordernd. Die Pflegekräfte benötigen besonders viel Zeit für die Pflege und Zuwendung, die meist nicht mehr bleibt. Wie auch auf anderen Stationen ist das Pflegepersonal unterbesetzt und überlastet, weshalb die täglichen Herausforderungen nicht leichter werden.

Neben der medizinisch fachlichen Kompetenz ist zudem ein hohes Maß an Empathie und Einfühlungsvermögen im Umgang mit den Eltern erforderlich. Es müssen nicht nur die Neugeborenen bekümmert und versorgt werden, es muss auch den Eltern mit viel Einfühlungsvermögen zur Seite gestanden werden. Das erfordert allerdings besondere organisatorische Voraussetzungen und eine spezielle Schulung des medizinischen Personals im Umgang mit den Eltern. Zu ihnen gehört auch Sarah Gehmert. Sie ist seit 2005 Kinderkrankenschwester im städtischen Klinikum in der Salzdahlumer Straße.

Die Zeit nach der Frühgeburt ist sowohl für Eltern als auch das Pflegepersonal nicht einfach zu bewältigen. Aber dank des medizinischen Fortschritts und kompetenten Personals steigen die Überlebenschancen und die Komplikationen bei Frühgeborenen sinken. Trotz allem bleibt es ein unschöner Begleitgedanke einer jeden Schwangerschaft, das Kind zu früh zu gebären.

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