life is short – Felix´ Kleiderschrank ist groß geworden

Aus dem überfüllten Kleiderschrank eines 18-jährigen entstand zunächst ein Onlineshop und schließlich zwei Läden und das in wenigen Jahren. Der junge Vintage-Ladenbesitzer Felix Schulze nimmt uns mit in die Entstehungsgeschichte von „life is short“.

Braunschweiger Innenstadt, Friedrich-Wilhelm-Straße. Hier ist ein Laden, nein, es sind zwei. Zwei Läden in einem Raum. Rechts Bunny´s CBD, links life is short. Ein besonderes Konzept. Es funktioniert gut. Besonders sind auch die Stücke, die es bei life is short zu kaufen gibt. Es handelt sich hierbei um Vintage-Kleidung und -Accessoires und sie sind einzigartig. Kein Teil gäbe es doppelt im Laden, so Felix, der Besitzer von life is short. Und nicht nur das Konzept des Ladens und was er verkauft ist auffällig –  das Team von life is short ist es ebenfalls: Es ist jung. Alle sind unter 24. Felix ist gerade einmal 23 und zurzeit arbeiten drei Leute für ihn. Mit ihm. Alle im Team sind Freunde. Zwei seiner Mitarbeiter sind im Laden und einer kümmert sich um den Onlineshop, den es auch noch gibt. Felix macht alles ein bisschen. Was halt gerade so ansteht.

Jung, wie das Team, ist der Laden selbst. In der Friedrich-Wilhelmstraße ist er erst seit November 2022 und es ist damit schon der zweite Vintage-Laden, den Felix in den letzten drei Jahren in Braunschweig eröffnete. Im September 2021 entstand der erste, kleinere, etwas mehr in Randlage von Braunschweig und alleine, ohne Bunny´s CBD. Davor gab es von life is short nur die Website, einen Onlineshop. Und davor… war da nur Felix. Felix Schulze und seine Leidenschaft für Vintage Mode. Kein Laden, kein Onlineshop, nicht einmal die Idee davon existierte. Und auch Erfahrungen im Einzelhandel oder Ahnung von Steuern und alles was dazu gehört, hatte Felix nicht. Das war 2018. Felix selbst war gerade erst 18. Und hier beginnt die Geschichte des Ladens.

Was ist eigentlich Vintage? Als Vintage bezeichnet man Kleidung, Schuhe und Accessoires sowie Möbel, deren Herstellung schon einige Zeit zurückliegt. Häufig wird hier von dem Zeitraum zwischen 1920 und 1980 geredet. Wirklich festgelegt ist dieser jedoch nicht. Für Felix geht Vintage bis Anfang der 2000er. Alles, was vor 2002 hergestellt wurde, gehört für ihn dazu. Die Qualität dieser Sachen sei höher, so Felix. Wenn man eine Jeans aus den 90ern mit einer heute produzierten vergleiche, „das ist qualitativ ein Unterschied wie Tag und Nacht“. Und nicht nur darin unterscheide sich Vintage-Kleidung von Neuerer. Auch die Designs der heutigen Kleidung seien häufig trendorientierter und dadurch kurzlebiger. Vintage sei im Gesamtpaket also einfach besser als vieles Neuproduzierte. Und auch die Nachhaltigkeit hat Vintage auf ihrer Seite. Meistens sind die Kleidung und Accessoires Secondhand, also hatten zuvor bereits andere Besitzer. In jedem Fall liegt aber die Herstellung der Vintage Pieces schon ein gutes Stück in der Vergangenheit. Neue Ressourcen werden also nicht verbraucht.

Schon zu Anfang, in der Zeit, als der Verkauf nur über die Website ablief, hatte Felix seinen ersten Großhändler gefunden. Heute hat er davon mehrere, über die life is short seine Kleidung bezieht. Jedes Stück, das im Laden angeboten wird, wurde vorher beim Händler von Felix und seinem Team einzeln ausgesucht. Und später versendet der Händler das Ausgesuchte. Doch gerade in der Anfangszeit des Onlineshops, als life is short nur aus Felix, der Website und Kleiderbergen auf dem Dachboden seines Elternhauses bestand, kamen viele Sachen auch von Flohmärkten – oder eben von besagtem Secondhandmarkt aus dem Vorort, aus dem Felix stammt.

So, wie der Verkauf von Vintage Kleidung begann, entstand auch 2021 der erste Laden: Eher ungeplant. Felix war zu der Zeit gerade 21 und der Onlineshop lief gut.

Beim ersten Laden und auch heute noch, bekam Felix viel Zuspruch und Unterstützung von seiner Familie und Freunden. Allen gefiel, was er da machte. Und so entstand ein Laden, der manchmal etwas unorganisiert und unordentlich war, was aber auch seinen Charme ausmachte. 

Es war ein junger Laden, von jungen Leuten für junge Leute. Es war ein Treffpunkt, manchmal ähnlich einem Wohnzimmer. Viele kamen nur vorbei, um sich zu unterhalten. „Abends hat man mit denen Bier oder morgens einen Kaffee getrunken und man hat einfach gequatscht“, erzählt Felix. Verkauft wurde aber auch und das ordentlich.

Beworben wurden die Kleidung und der Laden weiterhin, wie zu Beginn schon, vor allem über Instagram. Und so ist es auch heute noch. Aber life is short organisiert außerdem immer wieder Events, meistens Pop-Up-Events. Es wird Kleidung verkauft, DJs legen auf und manchmal kann man sich tätowieren lassen oder es gibt eine Afterparty. Diese Events beschränkten sich bisher nicht nur auf Braunschweig, sondern fanden auch schon in Hannover, Berlin, Mainz und Bielefeld statt. Die Pop-Up-Events sind beliebt, die Rückmeldungen, die Felix von den Besuchenden bekam, sehr gut. 

Für unerwartet viele neue Kunden sorgte ein Artikel der Braunschweiger Zeitung über den Laden. Durch ihn wurden auch vermehrt ältere Menschen auf ihn aufmerksam und besuchten life is short. Noch heute zieht der Laden Menschen in jedem Alter an. Der Großteil sei etwa zwischen 18 und 23 Jahren, aber nach oben und unten sei da alles dabei, so Felix.

Der Onlineshop, der nach der Eröffnung zunächst offline genommen wurde, weil Felix keine Zeit mehr für ihn fand, kam bald wieder zurück als sich das Team vergrößerte oder überhaupt erst entstand. Und den Veränderungen folgten weitere. Gut ein Jahr nach der Eröffnung des ersten Ladens, öffnet der nun 22-jährige Felix seinen zweiten life is short store zusammen mit Bunnys CBD.

Der erste, kleinere Laden ist inzwischen wieder geschlossen. Ihn zu behalten lohnte sich nicht. Der neue bleibt. Er ist deutlich professioneller als der erste und doch immer noch kein Laden wie jeder andere. Das Familiengefühl aus dem alten Laden sei im neuen weitergeführt worden, so Valentin Wachs, der bei life is short arbeitet. „Freunde kommen vorbei, alle feiern die Idee von Vintage und stellen zusammen was Schönes auf die Beine. Das fühlt sich einfach gut an“ und mache den Laden besonders, sagt er.Für Felix ist life is short ein Arbeitsplatz, aber auch so viel mehr. Der Laden ist ein Treffpunkt, ein Zuhause. Und er ist die Erfüllung eines Traums, den er lange gar nicht geträumt hatte. Aber es ist ein guter Traum und er ist noch nicht zu Ende.

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