Warum Corona schlaflose Nächte verursacht

Das Corona-Virus wirkt sich auf nahezu alle Lebensbereiche aus. Besonders die Kulturbranche leidet aktuell stark unter der Pandemie. Theaterschließungen, keine Arbeit und zunehmende Existenzängste sind längst Normalität.

Abgesagte Veranstaltungen, eingeschränkte Kontakte, fehlende Einnahmequellen. Das Corona-Virus hat gravierende Auswirkungen auf alle gesellschaftlichen Bereiche. Oft gerät allerdings in Vergessenheit, dass neben der Gastronomie auch Branchen wie die Hotellerie oder der lokale Einzelhandel, stark unter den Einschränkungen leiden. Dieses Problem betrifft auch viele Kulturangebote.

Bei einer im März 2020 durchgeführten Umfrage von Jimdo wurde genau diese Problematik sichtbar. Aus der Kategorie Schauspiel, Modeln, Tanz befürchteten 96 Prozent, dass sie in den kommenden vier Wochen – ausgehend vom Befragungszeitpunkt – mit einem Rückgang an Buchungen oder ähnlichem rechnen. In der Kategorie Events und Locations waren es sogar 97 Prozent. Jimdo ist ein Unternehmen, das Selbstständigen beim Aufbau einer Webseite hilft. Die Selbstständigen wurden im Zuge der Umfrage befragt. Und bis heute bleiben alle Kultureinrichtungen geschlossen.

 

Davon betroffen ist unter anderem auch das Junge Musical Braunschweig – kurz Jumubs. Eine Gruppe an Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die gerne singen, tanzen und schauspielern. Die eingeprobten Stücke präsentieren sie natürlich der Öffentlichkeit, um ihrer Leidenschaft nachzukommen und ihr eine Fläche zu bieten.

Jumubs ist aufgestellt in fünf verschiedene Altersgruppen. Darunter sind alle möglichen Musicalbegeisterten ab acht Jahren zu finden. Nach oben gibt es keine Grenze. Durch die verschiedenen Gruppen kann garantiert werden, dass jeder oder jede weitere InteressentIn das richtige Umfeld im Verein findet, um sein oder ihr Hobby bestmöglich auszuüben.

„Wir geben Kindern und jungen Menschen die Gelegenheit, ihre Stärken zu entdecken“, schreibt Jumubs über den Verein auf ihrer Internetseite. Doch nun fallen alle Veranstaltungen aus. Auch das Training wurde im zweiten Lockdown bis auf Weiteres erneut abgesagt. Eine kurze Zeit konnte es noch auf Grundlage eines Hygienekonzepts stattfinden, aktuell ist dies allerdings nicht möglich. Ganz zum Enttäuschen der etwa 200 Vereinsmitglieder.

Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gehen dabei selbstverständlich nicht spurlos an der Branche vorbei. „Immer wieder hört man von Kulturbetrieben und Dienstleistern in der Kulturbranche, dass es bei ihnen aufgrund der anhaltenden Pandemie zunehmend um das Überleben geht“, berichtet Ulf Hilger aus dem Fachbereich Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig. Dies bestätigt auch eine Umfrage des Berufsverbands Bildender KünstlerInnen Berlin vom März 2020. Rund 1.600 KünstlerInnen aus Berlin haben dabei den monatlichen Verlust ihres Einkommens geschätzt. Ganze 57,8 Prozent der befragten Personen gingen dabei von einem Rückgang von mehr als 75 Prozent aus. Lediglich 4,8 Prozent erwarten weniger als 25 Prozent Einkommensverlust.

Die Ergebnisse sind erschreckend, dennoch sind sie für viele Beteiligte in der Branche die bittere Realität. Allerdings scheint das größere Problem, was durch das Corona-Virus einhergeht, vielmehr die hohe Anzahl an abgesagten Veranstaltungen zu sein. Hilger betont dabei, dass die Rahmenbedingungen für Veranstaltungen Probleme verursachen. So fehle beispielsweise der nötige Platz, um eine Vorführung unter Corona-Maßnahmen zu ermöglichen. Bei stattfindenden Veranstaltungen gelten selbstverständlich gewisse Hygienemaßnahmen, welche auch in der Kulturbranche nicht unbemerkt bleiben. Durch die geltenden Abstandsregelungen musste die Besucherzahl deutlich heruntergeschraubt werden. Auf der anderen Seite sei aber das Interesse der Bürger, Veranstaltungen zu besuchen, weiterhin sehr groß. Dennoch sei die Stimmung auf jeglichen Veranstaltungen deutlich angespannter, stellt Hilger fest.

Diese Veränderungen zeichnen sich auch bei den Proben ab. Schließlich gelten auch dort die Bestimmungen des Mindestabstandes sowie das Tragen einer Maske, was sich allerdings als eine große Herausforderung gestaltet. Zusätzlich „sollten alle Akteure bei den Proben anwesend sein“, erläutert Hilger, wodurch das Infektionsrisiko aber gleichzeitig steigt. Dadurch kämen deutliche Sorgen auf. Vor allem im Hinblick auf die noch ungewisse Zukunft sowie die weiteren Entwicklungen. Immer wieder schweifen die Gedanken „zu einem existentiellen Problem für alle Kultureinrichtungen“, erzählt Hilger. Gerade deswegen versuche die Stadt Braunschweig dort zu helfen, wo es aktuell am dringlichsten ist. Neben einem „Kulturhilfsfonds zur Unterstützung von Kultureinrichtungen und Kulturschaffenden“ weist Hilger in diesem Zusammenhang außerdem auf die Initiative „Ohne Kunst und Kultur wird’s still“ hin. Der Kulturhilfsfonds bietet dabei finanzielle Hilfe für abgesagte Kulturangebote betroffener KünstlerInnen. „Ohne Kunst und Kultur wird’s still“ versucht währenddessen, auf die aktuellen Probleme aufmerksam zu machen. „Alle sind von dieser Krise getroffen, aber keine Branche trifft es so hart wie die Kunst und Kultur“, sind die Worte auf der Website der Initiative.

Trotz der anhaltenden schwierigen Situation zeigen sich die Mitglieder von Jumubs optimistisch. Sie sehen die Corona-Pandemie in diesem Zusammenhang eher als den „größten Härtetest“, den sie in ihren bisherigen zwölf Jahren Vereinsgeschichte als Jugend-Musical durchmachen mussten. Gesungen und getanzt wird aktuell von zu Hause aus. Dabei wird das Ganze als virtuelles Training über Video-Konferenzen umgesetzt. So kommt dennoch, wenn auch auf unübliche Weise, ein Gefühl von Gemeinschaft zustande. Zumindest solange, bis das richtige Training wieder beginnt. Genaue Planungen können diesbezüglich aber noch nicht durchgeführt werden, vielmehr gilt: abwarten. Der Verein bleibt aber positiv gestimmt. Auf ihrer Internetseite betiteln sie ihre zuversichtliche Lage mit den Worten „Don’t worry about me“, was so viel bedeutet wie „Mach dir keine Sorgen um mich“. Dieser Optimismus ist gerade in dunklen Zeiten die Motivation, weiterhin durchzuhalten und auf eine Besserung zu warten.

Selbstverständlich bleibt die Hoffnung auf baldige Normalität. Laut dem Beschluss der Bund und Länder von letzter Woche dürfen „in Stufe vier“ neben der Außengastronomie auch wieder Theater, Opern, Konzerthäuser und Kinos öffnen. Wann diese erreicht wird, bleibt jedoch ungewiss Bis dahin besteht weiterhin die Möglichkeit, Tickets für Veranstaltungen zu kaufen. Diese wurden durch Corona bereits verschoben, wurden nun aber neu terminiert. Ob diese Veranstaltungen stattfinden ist bislang unklar, allerdings wird weiterhin darauf gehofft und hingefiebert.

Total
0
Shares
Ähnliche Beiträge
Mehr lesen

Seine Karriere als Tänzer

Er geht seinem Hobby beruflich nach: Patrick Rybatzki ist Tänzer. Er steht seit 15 Jahren auf der Bühne. Heute besitzt er seine eigene Tanzschule und arbeitet als Choreograf und Tanzlehrer. Er ist das lebende Beispiel dafür, dass man mit Motivation viel erreichen kann.
VON Seymanur Aktitiz
Mehr lesen

Altersunterschied in Beziehungen

Nur zwei Prozent der Männer und ein Prozent der Frauen in Deutschland können sich eine Paarbeziehung mit einem Altersunterschied von über zehn Jahren vorstellen. Die gemeinsame Zukunft, Familienplanung sowie Vorurteile in der Familie gehören zu den größten Hindernissen und Sorgen. Dass es aber funktionieren kann, zeigt die 27-jährige Nastasja Katharina Feist und ihr 25 Jahre älterer Mann Peter Clemens.
VON Lina Tauscher