“I can´t breathe” – Rassismus in Uniform

Es ist der 25. Mai 2020 in Minneapolis. In den USA wurde erneut ein Schwarzer von einem Polizeibeamten getötet. Vorfälle wie diese sind keine Einzelfälle, sondern ein zunehmendes Problem. Doch wen ruft man, wenn die Polizisten die Mörder sind?

Das Video von George Floyds Tod ging in den vergangenen Wochen viral und sorgte für Schlagzeilen und Proteste auf der ganzen Welt. Er wurde bei seiner Festnahme durch einen Polizisten getötet. Knapp acht Minuten lang presste dieser Polizist sein Knie auf die Kehle des angeblichen Täters, der hier zum Opfer wurde. Er trug weder eine Waffe bei sich, noch leistete er Widerstand bei der Festnahme, wie die Überwachungskameras eines Restaurants zeigen. Dennoch musste er sterben und das vor den Augen mehrerer Zeugen.

Die Worte „I can’t breathe“, welche er immer wieder vor seinem qualvollen Tot sagte, wurden zum Symbol im Kampf gegen den Rassismus. Die Proteste geraten außer Kontrolle und die ganze Welt sieht nach Amerika und fragt sich: Wie kann es sein, dass ein solcher Rassismus ganz öffentlich und vom Staat legitimiert stattfinden kann? Die Brutalität bei der Festnahme dunkelhäutiger Menschen ist in den USA leider trauriger Alltag. Eine Studie der „Washington Post“ zeigt, dass das Risiko für Afroamerikaner durch Polizeigewalt ums Leben zukommen, fast dreimal so hoch ist, wie für Weiße. Umso wichtiger ist es, dass weiße Menschen sich über ihre privilegierte Situation bewusstwerden und ihren dunkelhäutigen Mitmenschen zur Seite stehen.

Als Weißer ist es selbstverständlich, ohne Angst durch die Straßen zu gehen oder bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle gelassen zu bleiben. Für unsere farbigen Mitbürger ist dies nicht der Fall. Videos im Internet zeigen, wie Eltern ihren Kindern erklären, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie von der Polizei kontrolliert werden, damit sie nicht verletzt oder gar getötet werden. Der unfassbare Grund dafür: ihre Hautfarbe. Bei solchen Videos kommen einem die Tränen und man kann nicht fassen, dass dies wirklich ein Problem im Jahr 2020 ist.

Doch Mitleid und Anteilnahme helfen der afroamerikanischen Gemeinschaft überhaupt nicht, weshalb wir uns fragen müssen: Was können wir gegen Rassismus tun? Wie können wir helfen? Bei einer Demonstration gegen die Polizeigewalt in den USA bildeten Weiße eine Menschenkette zwischen farbigen Demonstranten und der Polizei, um sie vor Gewalteinwirkungen der Uniformierten zu schützen. Ein Bild für Solidarität. Doch auch abseits der Demonstrationen ist es möglich und notwendig, sich gegen Rassismus stark zu machen. Es gibt sogar etliche Podcasts und Literatur dazu, wie man rassistische Denkstrukturen durchbricht. Jedes Mal, wenn man mitbekommt, dass ein Mensch aufgrund seiner Hautfarbe oder seiner Herkunft diskriminiert wird, ist es absolut notwendig, sich mit dieser Person zu solidarisieren und ihr zur Seite zu stehen.

Denn auch hier in Deutschland werden immer wieder Stimmen laut, dass Polizeigewalt angeblich rassistisch motiviert sei. Durch Statistiken kann dies zwar nicht nachgewiesen werden, ein Grund dafür sei aber laut Fachleuten, dass es in Deutschland kaum unabhängige Beschwerdestellen gibt. Der bekannteste Fall von Rassismus innerhalb der deutschen Polizei ist wohl der Fall des Oury Jalloh. Sein Tod im Jahr 2005 ging damals durch die Medien. Mit gefesselten Hände und Füßen, verbrannte er in seiner Zelle in Polizeigewahrsam. Bis heute wurde der Fall nicht aufgeklärt. Dass besonders häufig Personen mit dunkler Hautfarbe von Polizeigewalt oder Personenkontrollen betroffen sind, wird als Racial Profiling bezeichnet. Eine dazu geplante Studie wurde nun vom Bundesminister Seehofer (CSU) abgesagt, mit der Begründung, dass man eine solche Studie nicht brauche, da Rassismus sowieso verboten sei. Diese Begründung ist ungefähr so sinnvoll wie die Aussage der Drogenbeauftragten der deutschen Bundesregierung, Marlene Mortler, die sagte, Cannabis sei verboten, weil es illegal ist.

In einer Welt, in der ein Teil der Gesellschaft Angst vor dem alltäglichen Weg zum Supermarkt oder der Fahrt mit dem Auto zum Kiosk haben muss, liegt es an uns, diesen Menschen unsere Unterstützung zu zeigen und für sie einzustehen. Und da ist es auch richtig, seine Wut zu zeigen und sich für diejenigen laut zu machen, denen der Staat nicht zuhört. Sich gegen die zu stellen, die vom Staat eine Waffe in die Hand gedrückt bekommen und ihre Macht missbrauchen, ist nicht leicht und mag eine Menge Mut kosten, aber nur vereint, als eine Gesellschaft, ist dies zu schaffen. Denn was in Minneapolis passiert ist, war keine Polizeigewalt, es war Mord!

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