Sex und Liebe

Haben wir Sex aus Liebe? Oder ist Liebe nur ein Trick um uns zur Fortpflanzung zu bewegen? Campus 38 widmet sich dem Thema Liebe und Sex aus psychologischer, philosophischer und religiöser Sicht.

Mit Sicherheit spielen diese Sichtweisen eine große Rolle, wenn es darum geht, wie man das Thema selbst empfindet, doch ist es nicht unerheblich, in welcher Kultur man aufwächst und welche Sichtweise dominierend ist. Heutzutage wird in den Medien mit kulturell und gesellschaftlich bedingten Fakten gespielt, die sich psychisch auf den Menschen auswirken. So wird einem in Filmen suggeriert, dass Liebe und Sex unzertrennlich sind. Wir sehnen uns nach einem Happy End, lesen Bücher, in denen es darum geht, dass es nur der unendlichen Liebe vorbehalten ist, intim zu werden und sind entsetzt darüber, wenn in einer Romanze der eine dem anderem fremdgeht.

Aber passt das wirklich mit der Realität zusammen?

Vorurteile, beispielsweise denjenigen gegenüber, häufig Männern, die auch ohne Liebe mit Frauen intim werden können, manifestieren sich dadurch in unserer Gedankenwelt. Mit Sicherheit hat alles damit zu tun, wie wir gesellschaftlich geprägt werden. Monogamie ist etwas, was unseren Werten und Vorstellungen entspricht. Diese Werte und Vorstellungen machen sich die Medien zunutze und fordern uns auf, diesen Bedürfnissen gerecht zu werden oder ein Teil dieser Gesellschaft werden zu wollen.

Betrachtet man aber das Thema aus rein biologischer Sicht könnte man meinen, dass Liebe und Sexualität nicht zwangsläufig zusammengehören. Zwar hat Sex viel damit zu tun, ob man seinen Partner attraktiv findet und auch in gewisser Weise, ob die Chemie stimmt. Mit Sicherheit lässt sich aber auch viel darüber ableiten, ob das eventuell zu Liebe führen könnte, doch sind Verhaltensweisen immer noch ausschlaggebend dafür, ob man sich in die Person oder nur in den Körper verliebt. Rein körperliche Liebe würde ausreichen, um uns fortzupflanzen und das ist es letztendlich auch worauf es ankommt, damit die Menschheit in ihrem Bestand überlebt. Wie passt dann aber beides zusammen? Möglicherweise ist es einfach, auch die Verweigerung der Tatsache, dass wir uns selbst nicht nur als lebendige Lebewesen sehen, sondern auch als physische bzw. als vernünftige Wesen sehen wollen. Da wir nicht triebgesteuert handeln, ist es uns wichtig Moralvorstellungen entsprechend vernünftig zu handeln, was auch dem Schutz dient, die eigenen Grenzen und Grenzen anderer nicht zu überschreiten.

Triebe und Instinkte

Aus philosophischer Perspektive sind wir folglich nicht nur Tiere, sondern unterscheiden uns dahingehend, dass wir über die Dinge nachdenken. Ist also eventuell das Bedürfnis des Menschen dafür ausschlaggebend, dass wir es nicht schaffen, in unserer Gesellschaft Liebe von Sexualität zu trennen? Laut des Philosophen Richard David Precht besteht der Sinn des Lebens darin, seine Gene weiterzugeben, um die Unsterblichkeit der Menschheit zu garantieren.

Im Laufe des Lebens sind Männer in der Lage, bis zu 30.000 Kinder zu zeugen, Frauen hingegen können nur 16 Kinder auf die Welt bringen. Der genetische Auftrag eines Mannes aus rein biologischer Sicht ist es, jede junge, gesunde und attraktive Frau zu schwängern. In Wirklichkeit tut dies allerdings keiner. Vielmehr wird versucht, diese Vermehrung zu vermeiden. Hier stellt sich die Frage, welchen Sinn eine evolutionäre Strategie hat, welche sich selbst um die Früchte ihres Erfolgs bringt. Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Menschen vielleicht nicht nur biologisch funktionieren.

Soziale Wesen

Schaut man sich hingegen die Rolle der Frau an, geht es vielmehr darum, den genetisch optimalen Mann zu finden. Also lässt sich daraus ableiten, dass es vollkommen ausreicht, intim miteinander zu werden, ohne Liebe füreinander zu empfinden. Jedoch dürfen wir nicht vergessen, dass wir Menschen soziale Wesen sind und Gefühle füreinander dafür sorgen, dass wir uns in Gruppen zusammenfinden und so unsere Nachkommen vor Gefahren schützen. So ist beispielsweise eine Mutter, die gerade entbunden hat, hilfsbedürftig, wenn ein wildes Tier kommt. Hier hat Liebe eine biologische Funktion, wenn man einen Mann an seiner Seite hat, der einen und seine Kinder beschützt. Genauso ist es auch bei der Liebe der Mütter zu ihren Kindern. Brutpflegeliebe gibt es auch bei Tieren.

Schaut man sich die Liebe nun ein wenig genauer an, wird schnell klar, dass diese im Gehirn beginnt. Unterschiedliche Hormone werden hier ausgeschüttet, wie zum Beispiel der Botenstoff Dopamin – ein Glücksgefühl, welches sowohl für positive Gefühlserlebnisse als auch für Suchterkrankungen verantwortlich ist. Das Kuschelhormon Oxytocin sorgt sowohl für den Aufbau emotionaler Bindungen als auch für den Abbau von Stress und stärkt das Vertrauen ineinander. Ausgeschüttet wird dieses bei körperlicher Nähe, Sex und sogar beim Stillen.

Wenn man den Zusammenhang zwischen Liebe und Sex betrachtet, lässt sich auf jeden Fall nach genauer Behandlung dieser Thematik feststellen, dass beides ihren Sinngehalt und Zusammenhang hat. Einen Punkt, welchen man genauer unter die Lupe nehmen könnte ist vielleicht die Lebensform der Monogamie. In Deutschland leben die meisten Menschen in monogamen Beziehungen.

Eine offene Beziehung, oder auch Polygamie genannt, ist für die Wenigsten Vorstellbar, obwohl diese auch Vorteile mit sich bringen kann. So ist es zum Beispiel bei einem One-Night-Stand irrelevant, was das Gegenüber von einem denkt, es geht um nichts und man kann sich gehen lassen, ganz ohne Verpflichtungen dem anderen gegenüber. In Monogamen Beziehungen hingegen macht man sich mehr Gedanken und möchte sich von seiner besten Seite zeigen.

Ganz egal, ob Monogam, Polygam oder andere Beziehungsformen – es gibt kein richtig oder falsch, es ist immer das persönliche Empfinden eines Menschen. Daher spielt es keine Rolle aus welchen Perspektiven der Zusammenhang zwischen Liebe und Sex beleuchtet wird, es hat seine Verbindung. Vielleicht nicht unbedingt für die Fortpflanzung im Kern, aber für alles, was danach kommt.

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