Diese Corona-Trends taugen nichts!

Bananenbrot, Joggen, Home-Workout, Autorin Emily Neumann hat sie alle probiert – diese Corona-Trends. Wie erfolgreich sie dabei war schildert sie hier.

Schon der fünfte Jogger, der heute im Park ganz lässig an mir vorbeizieht. Während ich spaziere bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Wahrscheinlich, weil ich ins­geheim neidisch bin, dass sie nach dem Hochlaufen in den dritten Stock kein bisschen außer Atem sind.

Seit Jahren nehme ich mir vor, endlich mit dem Joggen anzufangen. Zum einen würde es mich fit halten und zum anderen käme ich mehr an die frische Luft. Da kommt eine Pandemie wie gelegen. Man hat viel Zeit und somit weniger Ausreden, um die angesammelten Vor­sätze nicht umzusetzen – endlich etwas Neues lernen. Ge­sünder ernähren, mehr Sport machen, neue Hobbys ent­decken. Etwas, was zu Beginn vielversprechend klingt und allen Anschein nach einfach umzusetzen ist. Zum Joggen fehlt mir im Moment jedoch noch die nötige Motivation. Ich rede mir ein, dass ohne Laufschuhe das Joggen nicht möglich ist und da ich leider keine passenden habe, strei­che ich diese Überlegung ganz schnell wieder aus meinen Gedanken.

Ich probiere mich an Home-Workouts – die sind voll im Trend und die nötige Motivation kommt ganz sicher von allein. Neue Sportklamotten und eine Fitnessmatte sind bestellt, schließlich kann ich nur mit professioneller Ausrüstung mein Vorhaben angehen. Bei YouTube suche ich nach Pamela Reif, denn sie ist in aller Munde. Ein „Beginner“-Workout wird mir vorgeschlagen. Spöttisch lächle ich und entscheide mich für das darunter stehende „Intense“-Workout. So an­strengend wird das schon nicht sein. Fünf Minuten später liege ich schweißgebadet auf der neuen Fitnessmatte und mache gefrustet das Video aus. Wie schaffen es nur alle an­deren, sich täglich dieser Qual auszusetzten?

Mit dem Sport läuft es also nicht wie erhofft und ich re­agiere gereizt, wenn mich jemand nach meinen im Vorfeld hochgesteckten Zielen fragt. Für was oder wen soll ich überhaupt trainieren? Bis mich mal wieder jemand im Biki­ni sieht, dauert es eh noch Monate. Also probiere ich mich kulinarisch aus. Von allen Seiten bekommt man Inspiratio­nen, von Dingen, die man unbedingt probiert haben muss.

Gesagt, getan. Aufwendig suche ich alle Zutaten für das perfekte Bananenbrot zusammen. In meiner Küche duftet es herrlich nach Zimt. Doch mehr als zwei Stücke von die­sem reichhaltigen, kuchenartigen Brot schaffe ich nicht. Nun liegt es seit einigen Tagen vertrocknet im Brotkorb und so wirklich essen mag ich es jetzt auch nicht mehr. Der gehypte, aus Südchina stammende Dalgona Coffee gelingt erst beim dritten Versuch und schmeckt furchtbar nach Aschenbecher – purer Instantkaffee eben.

Ich bleibe lieber bei meinem gewohnten Essen und verfal­le wieder in den Corona-Trott. Doch dann sehe ich Videos von Frauen, die mit eleganten Tanzbewegungen einen Hula-Hoop kreisen lassen. Innerlich habe ich mit jeg­lichen sportlichen Betätigungen bereits abgeschlossen, doch das sieht zum ersten Mal nach jeder Menge Spaß aus. Zudem berichten die Frauen von schnellen Erfolgen durch wenig Aufwand – wie gemacht für mich. Mit dem Hintergedanken „Wer billig kauft, kauft zwei Mal“ bestelle ich also für stolze 40 Euro einen Hula-Hoop-Reifen. Eine Woche lang lasse ich regelmäßig meine Hüften krei­sen, doch langsam, aber sicher, wird es immer seltener. Somit bleibt auch der erhoffte Effekt aus und meine Mo­tivation sinkt ins kaum Messbare. Nach über einem Jahr Pandemie erlange ich die traurige Gewissheit, keinen mei­ner Vorsätze umgesetzt zu haben.

Es ist Montagabend. Ich liege mit einer Schüssel voller Chips auf dem Sofa, während ich durchs Internet stöbe­re und mit dem Gedanken spiele, mir neue Laufschuhe zu bestellen. Die werden mich ganz bestimmt endlich zum Joggen motivieren. Mein Blick schweift zur anderen Seite meines Zimmers. Der Hula-Hoop-Reifen lächelt mir traurig zu und dann sehe ich ein, dass auch die Laufschuhe nur ein weiterer Staubfänger sein werden.

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