In Deutschland erkranken jährlich bis zu 40.000 Frauen an Endometriose. Damit befindet sie sich auf dem zweiten Platz der gynäkologischen Krankheiten. Mädchen und Frauen können bereits ab ihrer ersten Regelblutung Symptome zeigen, welche in jungen Jahren fälschlicherweise oft als normal eingestuft werden. Eine stichhaltige Diagnose erhalten Betroffene in der Regel erst im Alter zwischen 35 und 45 Jahren. Experten schätzen, dass circa 8 bis 15 Prozent aller Frauen zwischen der Pubertät und den Wechseljahren erkrankt sind. Das sind etwa zwei Millionen Betroffene allein in Deutschland. Eine erschreckend hohe Zahl für eine in der Gesellschaft nahezu unbekannte Krankheit.
Was Endometriose überhaupt ist und wieso Betroffene bei ihrer Diagnose oft das erste Mal von der Krankheit hören, haben wir Assistenzärztin für Gynäkologie Lena Steinkasserer aus der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der medizinischen Hochschule Hannover gefragt:
Die Symptome der Krankheit lassen sich schwer verallgemeinern und müssen individuell betrachtet werden. Lexi und Susanne sind beide von Endometriose betroffen, die Auswirkungen und die Tragweite sind allerdings sehr unterschiedlich. Lexi ist 26 Jahre alt, kommt aus Düsseldorf und schreibt aktuell ihre Masterarbeit. Susanne ist 34 Jahre alt, wohnt in der Nähe von Kassel und ist als Art Director tätig. Im Interview erzählen sie, wie individuell sich die Krankheit bemerkbar macht:
Auch wenn es keine standardisierten Symptome der Krankheit gibt, lassen sich dennoch einige Merkmale zusammenfassen, die von Betroffenen sehr häufig genannt werden:
- Symptome der Endometriose
- sind schwer zu definieren, da sie sehr vielfältig sein können/individuell ausfallen
- Mögliche Symptome können sein:
- Schmerzen während der Periode
- starke und unregelmäßige Monatsblutung
- Schmerzen während und/oder nach dem Geschlechtsverkehr
- Schmerzen während gynäkologischen Untersuchungen
- Schmerzen beim Urinieren oder Stuhlgang
- zyklische Blutungen aus Blase und Darm
- Müdigkeits-/Erschöpfungserscheinungen
- vermehrtes Auftreten von Allergien und anderen Autoimmunkrankheiten
- erhöhe Infektanfälligkeit während der Periode
Die Krankheit ist im Allgemeinen eher unbekannt, was den ohnehin schon komplizierten Prozess der Diagnose zusätzlich erschwert. Hinzu kommt, dass viele GynäkologInnen selbst nicht über das Krankheitsbild der Endometriose informiert sind und die Schmerzen ihrer Patientinnen nicht ernst nehmen. Über den beschwerlichen Weg vom Verdacht bis hin zur bestätigten Diagnose der Krankheit inklusive massiver Schwierigkeiten bei der Suche nach der richtigen Gynäkologin berichten Lexi und Susanne im zweiten Teil des Interviews:
Ob und wie Endometriose behandelt werden kann, erklärt Lena Steinkasserer im zweiten Teil des Interviews. Darüber hinaus spricht sie über die Wirksamkeit alternativer Heilmethoden und mögliche Langzeitfolgen:
Im Zuge der Untersuchung bzw. der Diagnose spricht Steinkasserer von der Laparoskopie, welche die einzige Möglichkeit ist, um einen Endometrioseverdacht pathologisch zu bestätigen. Erst wenn potenziell betroffene Frauen sich diesem Eingriff unterziehen, kann die Krankheit mit absoluter Sicherheit diagnostiziert werden. Tun sie dies nicht, bleibt es immer bei einer Verdachtsdiagnose. Die umgangssprachlich genannte Bauchspiegelung wird mit Hilfe der Schlüssellochtechnik umgesetzt.
Die Laparoskopie ist eine Untersuchungsmethode, die es ermöglicht, den gesamten Bauchraum zu betrachten. So können beispielsweise auch fast alle nötigen Eingriffe an den Bauchorganen, am inneren Genitale, der Gebärmutter, sowie den Eileitern und Eierstöcken durchgeführt werden. Der große Vorteil an dieser Methode ist, dass keine sogenannte Laparotomie mehr nötig ist. Dieser Bauchschnitt wurde früher für derartige Untersuchungen durchgeführt und bedeutet für Patientinnen eine sehr viel größere Operation.
Die Bauchspiegelung nach heutigem Verfahren ist ein minimal-invasiver Eingriff, bei welchem der Bauchraum zunächst mit Kohlendioxid-Gas gefüllt wird, um für die Operation mehr Platz in der Bauchhöhle zu schaffen. Danach werden maximal drei kleine Schnitte im Bereich um den Bauchnabel und am Unterbauch gemacht, durch welche die Instrumente und eine Kamera während des Eingriffs geführt werden. Auf Grund der Vorgehensweise spricht man hierbei von der Schlüssellochtechnik oder der Knopflochchirurgie.
Welche Behandlungsmethoden und Operationen Lexi und Susanne bereits ausprobiert haben oder in Zukunft noch ausprobieren werden, berichten sie im dritten Teil des Interviews:
Zusammenfassend lässt sich in Bezug auf die Behandlungsmethoden festhalten: Sie müssen genau so individuell betrachtet werden, wie der Krankheitsverlauf selbst und entsprechend auf die Bedürfnisse der Betroffenen angepasst sein. Hier gilt allerdings auch, dass sich über die Zeit einige Methoden herauskristallisiert haben, die oftmals zumindest für eine Linderung der Symptome sorgen können.
- Behandlung von Endometriose
- lindert ausschließlich die Symptome
- eine Heilung ist nicht möglich
- Die verbreitetsten Methoden:
- medikamentöse Schmerztherapie
- Hormontherapie zur Verhinderung des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut
- Laproskopie zur Diagnostik und Entfernung der Endometrioseherde
- Alternative Heilmethoden:
- Akupunktur
- traditionelle chinesische Medizin (TCM)
- Homöopathie und Pflanzenheilkunde
- Ernährungsumstellung
Endometriose lässt sich nicht heilen. Alle Möglichkeiten der Behandlung sind dafür ausgelegt, die Symptome abzuschwächen oder temporär zu bekämpfen. Auch nach einer erfolgreichen Laparoskopie können sich immer wieder neue Endometrioseherde im Körper bilden. Für Betroffene gibt es also nie die Gewähr, nach einer Operation langfristig geheilt zu sein.
Wie es ist mit einer Krankheit zu leben, die gänzlich unberechenbar ist und nicht einfach verschwinden wird, berichten Lexi und Susanne im letzten Teil des Interviews. Außerdem erzählen sie von Zukunftsplänen, die aufgrund der Endometriose gescheitert sind, von der unumgänglichen Neustrukturierung des eigenen Lebens und von der psychischen Belastung:
Früh erkannt, lassen sich viele Krankheiten heile, lindern oder zumindest ihr Voranschreiten verlangsamen. Eine Behandlung ist dann erfolgsversprechender. Daher ist eine regelmäßige Vorsorge wichtig.