Bereits im Mittelalter entstanden laut dem Deutschen Brauer-Bund die ersten Brauereien in Deutschland. Diese Brauereien befanden sich meist in Klöstern. Dort wurde erst für den eigenen Bedarf gebraut, dann aber auch nach und nach für Andere. In den Klöstern wurden die Brauprozesse studiert, Rezepturen getestet und stetig verbessert. So wurde im 12. Jahrhundert Hopfen als Zutat ergänzt, der vor allem für den typischen bitteren Geschmack verantwortlich ist. Im Jahr 1516 kam es dann zum wichtigsten Einschnitt in der deutschen Biergeschichte – dem deutschen Reinheitsgebot. Bis heute gilt, dass bei der Bierherstellung nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe verwendet werden dürfen. Das deutsche Reinheitsgebot sorgt dafür, das deutsches Bier sich von Rezepturen und Brauweisen anderer Länder unterscheidet und somit einzigartig bleibt.
Aber wie laufen der Brauprozess und die Abfüllung heutzutage ab? Einen Einblick gibt das Einbecker Brauhaus, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1378 zurückreichen.
Brauereien in Deutschland
Der Deutsche Brauer-Bund verzeichnet 2023 in Deutschland knapp 1.500 verschiedene Brauereien. Die Brauereidichte ist in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern sehr hoch. In Österreich zum Beispiel zählte der dortige Verband der Brauereien im Jahr 2023 nur 334 Brauereiunternehmen. Etwa zwei Drittel der deutschen Brauereien liegen im Süden Deutschlands und in Nordrhein-Westfalen. Das Statistische Bundesamt gibt an, dass im Jahr 2023 etwa 8,4 Milliarden Liter Bier in Deutschland abgesetzt wurden. Im Vergleich dazu wurden in Österreich nur rund 998 Millionen Liter im selben Jahr abgesetzt, so der Verband der Brauereien Österreichs. Obwohl es in Deutschland eine Vielfalt von etwa 5.000 bis 6.000 Biersorten gibt, ist und bleibt das Pils die beliebteste Biersorte der Deutschen.
Rückgang des Bierkonsums
Ein Absatz von 8,4 Milliarden Litern Bier mag zunächst beeindruckend klingen. Schaut man aber auf das Jahr 2022, so ist der Bierabsatz um 394 Millionen Liter gesunken. Aber woran liegt das? Nach Angaben des Deutschen Brauer-Bunds brach der Biermarkt aufgrund der Corona-Krise in den Jahren 2020 und 2021 stark ein. Im Jahr darauf erholte sich dieser Markt eigentlich wieder und die Brauereien blickten optimistisch in die Zukunft. Allerdings nimmt der Bierkonsum nun weiterhin stetig ab. Ein Grund dafür ist die Inflation, die dazu führt, dass Bier immer teurer wird.
In den Jahren 2011 bis 2022 ist der Bierpreis im Einkauf um mehr als einen Viertel für einen Liter gestiegen. Diese Auswertung durch das Marktforschungsunternehmen Nielsen IQ veröffentlichte der Business Insider. Zu Beginn der Aufzeichnungen lag der Bierpreis im Jahr 2011 bei nur 1,13 Euro für einen Liter Bier. Bis 2022 ist der Preis um ganze 30 Cent pro Liter angestiegen.
Die Inflation ist nicht allein schuld am Rückgang des Bierkonsums. Laut Holger Eichele vom Deutschen Brauer-Bund gibt es noch weitere Gründe, die den Rückgang begründen. Die Gesellschaft wird immer älter – und ältere Menschen trinken weniger. Eichele ist sich zudem sicher: Wo früher nur Bier getrunken wurde, sind heute auch Getränke wie Aperol Spritz oder Lillet beliebt. Nicht zuletzt gibt es einen immer stärker werdenden Gesundheitstrend, der zu einem deutlichen Rückgang des Alkoholkonsums in der Bevölkerung führt.
Was bedeutet der rückläufige Konsum für die Brauereien?
Vom Absatzrückgang und Kostenanstieg sind besonders mittelgroße Brauereien betroffen. Natürlich haben auch die kleinen und großen Brauereien mit denselben Problemen zu kämpfen, doch ist es für sie laut Eichele einfacher diese abzufedern. Kleine Brauereien beispielsweise können oft eine Nische finden und ihr Sortiment dorthin gehend anpassen, wie zum Beispiel Craft Beer oder auch Bio-Biere. Große Brauereien wiederum haben das Kapital, Kostensteigerungen besser zu verkraften und finanzielle Einbußen auszugleichen. Mittelgroße Brauereien hingegen verfügen weder über finanzielle Rücklagen noch über die Möglichkeit, ihr Sortiment gezielt an eine Nische anzupassen.
Was Deutschland besonders macht, ist die große Anzahl von regionalen Brauereien. Nach Angaben des Deutschen Brauer-Bunds produziert diese regionale Vielfalt über 7.500 Biermarken. Diese Auswahlmöglichkeit ist weltweit einmalig. Doch durch den rückläufigen Bierkonsum und steigende Preise schrumpft sie zunehmend. Laut Eichele muss fast jede Woche eine Brauerei in Deutschland schließen.
BrauManufaktur Härke – eine Ära geht zu Ende
Die BrauManufaktur Härke wurde im Jahr 1890 von Ernst Härke in Peine gegründet. Die Härke Brauerei war einst eine mittelgroße Brauerei. Bereits 2011 musste die Härke Brauerei einen Kooperationsvertrag mit dem Einbecker Brauhaus eingehen, um den Standort halten zu können. Abfüllung und Logistik wurde abgegeben. Im Jahr 2013 kam es dann zur endgültigen Übernahme von Härke durch Einbecker. Nur so konnte eine Insolvenz abgewendet werden. Ende 2023 folgte dann die komplette Schließung des Standorts Peine. Die Brauerei ist momentan noch für Besichtigungen zugänglich, doch auch diese scheinen dem Ende zuzugehen. Was ist mit der Brauerei passiert? Wie kann es sein, dass ein Unternehmen, dass über 130 Jahre fester Bestandteil der Peiner Kultur war, auf einmal schließen muss?
Fragen zu Gründen der Übernahme und der Schließung der Härke Brauerei beantwortet Holger Schütte. Er ist seit Anfang 2024 Leiter der Führungen in der BrauManufaktur Härke.
Teaserbild: Bierflaschen, Foto von Mailin Schütte