Atembeschwerden, intensive Kopfschmerzen, Hauterkrankungen wegen mangelnder Schutzausrüstung befallen tagtäglich Arbeiter*Innen und Anwohner*Innen im Ausland. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist laut Human Rights Watch mangelhaft.
Money, Money, Money – Must be funny
Das loswerden von Plastik ist in Deutschland kostspielig. Deswegen schicken viele Länder ihre Plastikabfälle ins Ausland, denn der Export in andere Länder ist kostengünstiger als Verbrennung oder Downcycling.
Deutschland hat im Jahr 2022 fast 750.000 Tonnen Plastikmüll ins Ausland geschickt. Das ist etwa so viel wie das zweieinhalbfache des Gewichts des Kölner Doms! Dabei profitieren auch Hafenbetreiber, die den Plastikmüll umschlagen.
Der Fluss der Dinge
Sobald der Abfall korrekt in die entsprechende Tonne entsorgt wurde, wird er zur Abholung bereitgestellt. Die Müllabfuhr transportiert den Abfall zur Sortieranlage, wo ein komplexer Prozess beginnt. Dort wird ähnlich wie bei Sicherheitskontrollen am Flughafen nach unerlaubten Gegenständen gesucht.
Zuerst werden Metalle mit Magneten aussortiert. Selbst der kleine Deckel eines Joghurtbechers wird separat erfasst, vorausgesetzt, er wurde korrekt vom Behälter getrennt. Allerdings kann ein Aludeckel, der noch am Behälter haftet, übersehen werden. Dies geschieht, weil die Maschine das Material entsprechend dem zuordnet, was sie erfasst. Im dritten Schritt übernimmt ein Infrarotscanner die Identifizierung und Sortierung der Kunststoffe. Der verbleibende Rest wird manuell von geschultem Personal sortiert.
Wusstest du, dass der Joghurt-Kunststoffbecher tatsächlich seinen Ursprung in Niedersachsen hat? Genauer gesagt stammt er aus Lüneburg, dem Sitz des Unternehmens Lünebest. Was einst als bahnbrechende Innovation im Jahr 1963 gefeiert wurde, stellt heute ein ernsthaftes Problem im Recycling dar.
Lagerfeuer
Materialien, die recycelt werden können, werden zu Ballen gepresst und stehen bereit, in neue Produkte umgewandelt zu werden. Alles, was nicht weiter verwertet werden kann, wird energetisch verwertet. Das bedeutet vereinfacht „verbrannt“, was wiederum CO₂ freisetzt.
Nur ein kleiner Teil des nicht exportierten Plastiks wird hier sinnvoll genutzt. Die Verbrennung erzeugt Energie, aber auch ökologische Schäden. Zudem gehen wichtige Rohstoffe verloren, die dann mühsam wieder gewonnen werden müssen.
Nur wenige alte Verpackungen werden vollständig in neue umgewandelt. Der Grund dafür ist, dass recycelter Kunststoff nicht für jede Anwendung geeignet ist. Besonders in Produkten, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, können gefährliche Stoffe enthalten sein. Außerdem variiert die Qualität des recycelten Materials oft, was die Herstellung anderer Produkte erschwert. Aufgrund geltender Bestimmungen können Lebensmittelhersteller ihre Produkte nicht in recyceltem Plastik verpacken, da dieses häufig Verunreinigungen aufweist. Daher wird für solche Anwendungen ausschließlich neues Plastik verwendet.
Neue Identität
Viele recycelte Plastikprodukte werden in einem Prozess namens „Downcycling“ verwendet. Recycler argumentieren, dass das recycelte Material zwar nicht so hochwertig ist wie das Original, aber trotzdem hilft, die Nutzung von begrenzten Ressourcen wie Öl zu reduzieren. Allerdings warnt Greenpeace davor, dass beim Downcycling die Qualität des Materials leidet. Die Gewinnung von Öl ist umweltschädlich, daher ist es nicht ideal, diese Ressource durch Downcycling zu ersetzen. Obwohl recyceltes Material verwendet wird, entsteht dabei ein minderwertigeres Produkt.
Ein Grund dafür ist, dass Lebensmittelverpackungen oft aus schwer zu trennenden Verbundkunststoffen bestehen. Dies erschwert das sortenreine Recycling dieser Materialien.
In welches Ausland wandert der Müll?
Bumerang
Deutschland exportiert nach den Niederlanden am meisten Müll in die Türkei. Da die Niederlande den Müll oft weitertransportiert, liegt der Fokus auf der Türkei, wo Menschen unter den Auswirkungen leiden.
In der Türkei werden Plastikabfälle recycelt, indem sie zerkleinert, gewaschen und bei hohen Temperaturen geschmolzen werden, bevor sie zu Pellets geformt werden. Diese Prozesse können jedoch Luftschadstoffe und giftige Substanzen freisetzen, die zu Gesundheitsproblemen wie Asthma, Atembeschwerden und Augenreizungen führen können.
Viele dieser Recyclinganlagen liegen in Wohngebieten, was gegen türkische Gesetze und Umweltvorschriften verstößt. Obwohl Betreiber solcher Recyclinganlagen Lizenzen und Genehmigungen einholen müssen, bleibt unklar, inwieweit diese Anforderungen tatsächlich erfüllt werden. Es wird berichtet, dass selbst lizenzierte Anlagen oft unzureichende Maßnahmen in den Bereichen Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Gesundheit durchführen.
Hurra, die Welt geht unter!
Häufig endet der exportierte Müll auf wilden Deponien, anstatt ordnungsgemäß recycelt zu werden. Die offizielle Begründung für diese Exporte ist oft die vermeintliche Wiederverwertung im Zielland. Jedoch landet mehr Müll in der Türkei, als die Recyclingkapazitäten zulassen. Wilde Müllkippen bergen ein erhebliches Gefahrenpotenzial, da Chemikalien in den Boden und das Stiegler Annelena, 01.07.2024, Alles nur Müll Illegale Müllkippe irgendwo Grundwasser einsickern können, ohne dass bekannt ist, wie gefährlich die einzelnen Bestandteile sind. Diese Stoffe können für Tiere und Menschen potenziell sehr gefährlich sein, da der Müll zwangsläufig in die Umwelt gelangt. Ein weiteres Problem sind fehlende Kontrollen vor und nach dem Export. Durch unsachgemäßes Verbrennen von Plastik entstehen oft schwarze, giftige Rauchwolken, die die Umgebung belasten.
Auch Malaysia hat sich zu einem Hotspot für Müll entwickelt; illegale Müllhalden stellen dort ein erhebliches Risiko für Umwelt und Gesundheit dar. Diese Halden werden in Brand gesteckt, um die Müllmenge zu reduzieren. Dadurch gelangen schädliche Stoffe in den Boden und das Grundwasser, und letztendlich können sie auch in die Nahrungskette gelangen.
Was kann ich als Verbraucher tun? Grundsätzlich variiert die Art der Verpackung von jedem einzelnen Produkt, was die Situation für Verbraucher oft kompliziert macht. Es ist jedoch wichtig festzuhalten, dass grundsätzlich jede Verpackung negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Natur hat. Daher sollte die Reduktion und Vermeidung von Verpackungsmüll oberste Priorität haben.
Welche Verpackung kann ich als Konsument kaufen?
Wie es mit unserem Müll klappen könnte
Um wertvolle Ressourcen zu sparen, bedarf es sowohl auf makro- als auch auf mikroökonomischer Ebene einer konsequenten Abfallvermeidung und Wiederverwendung. Politische Maßnahmen wie klare Regelungen, regelmäßige Kontrollen und effektive Kommunikation sind unerlässlich. Zudem sollte die Förderung ökologisch optimierter Mehrwegsysteme durch gesetzliche Vorgaben und finanzielle Anreize unterstützt werden, um eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu etablieren.
Internationale Zusammenarbeit ist grundsätzlich sinnvoll, sollte jedoch nur in einem echten Kreislauf erfolgen, bei dem Ressourcen wiederverwendet und Abfälle vermieden werden. Diese Transformation erfordert politisches Engagement und länderübergreifende Kooperation, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.
Ein praktischer Schritt auf individueller Ebene könnte der Besuch eines Unverpacktladens sein, falls einer in Ihrer Nähe existiert. Dort haben Konsumenten die Möglichkeit, abzuwägen, welche Produkte sinnvoll sind.
Schon kleine Veränderungen im Einkaufsverhalten können große Auswirkungen haben. Es ist nicht notwendig, sofort sämtliche Produkte unverpackt zu kaufen; bewusste Entscheidungen für einige Artikel sind ein guter Anfang.
Stellen Sie sich eine Welt vor, in der saubere Luft, reine Gewässer und eine Umwelt ohne Verschmutzung die Norm wären. Dies ist ein Ziel, das wir durch gemeinsame Anstrengungen und verantwortungsbewusstes Handeln erreichen können.