Die Themen, die die Jugend heutzutage bewegen, sind jedem klar. Es geht um Klimaschutz und Digitalisierung, aber auch um Bildung. Und obwohl diese Themen in der Gesellschaft präsent und weit diskutiert sind, schien der Großen Koalition der letzten acht Jahre nichts daran gelegen, sich über das Diskutieren hinaus ins Handeln zu bewegen.
Warum auch? SPD, CDU und CSU haben ihre stärkste Wählerschaft im Alter über 70. Erstwählende hingegen machen nicht mal 5 Prozent der Gesamtwählenden aus. Noch rächt sich das konsequente Ignorieren der Erstwählerforderungen also nicht. Noch.
Denn die Unzufriedenheit der Jugend dringt immer weiter in die Gesellschaft ein. Inzwischen weiß jeder, dass in deutschen Schulen immer noch mit Overheadprojektor gelehrt wird. In einer PISA-Studie zur Digitalkompetenz von Lehrenden landete Deutschland auf Platz 76 – von 78. Europaweit ist nur Ungarn schlechter. Eine solche Statistik lässt selbst den CDU-Wählenden, handyhassenden Boomer aufhorchen. Zurückzuführen lassen sich diese Dinge auf die schleppende Bildungs- und Digitalpolitik der Volksparteien.
Zudem hat die Coronapandemie den katastrophalen Zustand des deutschen Breitbandausbaus offengelegt. Überlastete Leitungen, abstürzende Server und keine Aussicht auf Besserung waren die Bilder, mit denen Arbeitnehmende in den letzten Jahren konfrontiert wurden. Junge Wählende beklagen sich schon seit Jahren über das Ignorieren der so dringend nötigen Digitalisierung. Dass es erst eine Pandemie brauchte, um die Volksparteien in Bewegung zu setzen, ist ein Armutszeugnis.
Noch schlimmer verhält es sich beim Klimaschutz. Hört man sich Bundestagsdebatten an, könnte man meinen, alle Parteien, mit Ausnahme der AfD, haben Klimaschutz in ihr Parteiprogramm aufgenommen und setzen sich aktiv gegen Umweltverschmutzung ein. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Der Kohleausstieg wird immer noch geplant, das Pariser Klimaabkommen im Grunde jetzt schon verfehlt. Gegen Naturkatastrophen wie das Hochwasser in NRW und Rheinland-Pfalz 2021 helfen auch keine Papierstrohhalme oder Teslafabriken. Die Klimaschutzprogramme der Volksparteien bleiben also leere Versprechen.
Die Themen der Jugend werden immer präsenter. Mittlerweile machen sich mehr Menschen Gedanken über Klimabilanz und Internetausbau. Und auf Twitter trenden die Hashtags „#niewiederCDU“ und „#niewiederSPD“ immer häufiger. Doch bisher zeigen die Volksparteien weiterhin wenig Einsicht. Warum sollten sie auch? Die alte Wählerschaft interessiert sich einfach kaum für Zukunftsthemen, sondern für Rentensicherung und innere Sicherheit. Und danach wählen sie auch.
Wohin uns das alles führt? Während Wählende der Volksparteien langsam aussterben, wächst eine neue Generation an Wählenden heran, mit denen es sich Union und SPD von Beginn an verscherzt haben. FDP und Grüne haben wiederum mit ihren Vorschlägen zur Bildungs- und Klimapolitik einen Großteil der Erstwählenden überzeugen können und es mit deren Hilfe in die Regierung geschafft. Denn wegen des systematischen Ignorierens der Jugend wünschen sich immer mehr Erstwählende eine Welt ohne Volksparteien. Und wenn bei den Volksparteien nicht bald ein radikales Umdenken stattfindet, wird diese Welt immer mehr zur Realität.