Veganes Tierschutzzentrum

Das “Land der Tiere” bietet gequälten Tieren ein neues Zuhause. Das Besondere an diesem Tierschutzzentrum ist, dass es vegan ist.

Veganismus boomt – Immer mehr Menschen in Deutschland entscheiden sich dazu, auf tierische Produkte komplett zu verzichten. Gründe dafür können unterschiedlich sein, zumeist stecken allerdings ethische und moralische Motive dahinter. Dass für ein Schweinesteak ein Schwein geschlachtet werden muss, dürfte wohl jedermann klar sein. Doch, dass Tiere auch leiden müssen, wenn sie dafür nicht direkt getötet werden, wissen tatsächlich noch immer nicht alle. Beispiel Kuhmilch: Um diese herstellen zu können, wird eine Kuh in engen Ställen dicht an dicht mit ihren Artgenossen gehalten, künstlich geschwängert und unter Antibiotika gesetzt, um das große körperliche Leid überhaupt ertragen zu können. Das Bild einer fröhlichen Kuh, die mit ihrer Familie auf der großen Weide grast und von der ab und zu Milch abgezapft wird, weil sie es ja sowieso über hat und es ihr sogar Erleichterung bringt, trifft also wahrlich nicht auf die Realität zu.
„Das Land der Tiere“ in Mecklenburg-Vorpommern zwischen Hamburg und Berlin ist ein Tierschutzzentrum, das mit ihrem Hof ein Zeichen gegen Tierleid setzen möchte. Gegründet wurde es 2014 von der Stiftung Tiernothilfe. Auf dem 133.000 qm großen Areal leben von Schweinen, Puten, Kühen bis zu klassischen Haustieren jegliche Art von Tieren ohne menschliche (Aus-)Nutzung. Im Oktober 2022 leben bereits 170 Tiere auf dem Hof – die meisten von ihnen wurden aus der Nutztierhaltung gerettet, einige allerdings auch aus Privathaushalten. Sie werden also aus Notlagen befreit und auf den Hof gebracht, wo sich Mitarbeitende um sie kümmern, wie Tanja, die Öffentlichkeitsbeauftragte des Hofes, erzählt.


Auf dem Hof werden Tiere gekrault, nicht ausgenutzt. (Quelle: Land der Tiere)

Wichtig für „Das Land der Tiere“ ist es, die vegane Ernährungsweise zu vertreten. Es soll als Aufklärungsort gelten und ein gutes Beispiel für alle sein, die bereits vegan sind oder es in Zukunft noch werden möchten. Auch die Tiere selbst erhalten ausschließlich veganes Essen – den MitarbeiterInnen ist es wichtig, dass der Hof frei von jeglicher Art der Tierqual bleibt. Auch bei Besuchen von außen – sei es bei Rundführungen oder bei Workshops mit Schulklassen, die im „Grünen Klassenzimmer“ auf dem Hof stattfinden – darf nichts mitgebracht werden, was mit Tierleid- und -tötung in Verbindung gebracht werden kann.

Dass die vegane Lebens- und Ernährungsweise vor allem jüngere Menschen überzeugt, hat auch die Ernährungsberaterin Sonja Beinlich aus Braunschweig gemerkt. „Tatsächlich suchen mich auch immer mehr Menschen auf, denen es neben der eigenen Gesundheit auch um unser aller Gesundheit beziehungsweise die Gesundheit unseres Planeten geht. Meist sind dies vor allem jüngeren Menschen. Wir Menschen orientieren uns mit unserem Lebenswandel an gewissen Werten. In den letzten Jahren legen immer mehr Menschen großen Wert auf das Thema Gesundheit, aber auch auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit.“ Ein Streitthema beim Veganismus ist oft auch der gesundheitliche Faktor – Wird doch oft von Menschen mit omnivorer Ernährungsweise argumentiert, dass beim Verzicht auf tierische Produkte essenzielle Nährstoffe fehlen.

„Es gibt leider nur wenige Studien, die eine vegane Ernährungsweise mit einer Ernährungsweise von Menschen, die auch Lebensmittel aus Fleisch und Fisch essen, vergleicht. Vergleichsstudien zu Allesessern beziehen sich meist auf Vegetarier allein oder Vegetarier und Veganer gemischt.
Aus diesen Studien geht hervor, dass Vegetarier bzw. Veganer oft einen allgemein gesünderen Lebensstil haben. Der in den Studien ermittelte Gesundheitszustand liegt also nicht rein allein an ihrer Ernährungsweise, sondern auch an Lebensstilfaktoren wie Sport und Bewegung, Nichtrauchen und wenig bis kein Alkoholkonsum. Die Ernährungsweise allein entscheidet folglich nicht darüber, wie gesund ein Mensch ist.
Nur die Ernährungsweise betrachtet und andere Lebensstilfaktoren außen vorgelassen, kann man dennoch nicht sagen, ob eine vegane Ernährung gesünder ist als eine andere Ernährungsform. Ich kann mich vegan und gesund ernähren, aber genauso gut kann ich mich vegan und ungesund ernähren. Setze ich aus Zeitmangel viel auf Fertigprodukte bzw. stark vorverarbeitete Produkte, bekomme ich nicht alle notwendigen Nährstoffe. Da ist es egal, ob die Produkte rein pflanzlich sind oder tierische Bestandteile enthalten. Zu einer gesunden Ernährung gehört die Verwendung von vorwiegend unverarbeiteten Lebensmitteln.
Selbst mit vielen Mahlzeiten aus unverarbeiteten Lebensmitteln ist es bei einer veganen Ernährung immer noch nicht möglich, alle Nährstoffe aus der Nahrung zu beziehen. „Ganz klar ist es bei Vitamin B12 unmöglich, dieses durch eine rein pflanzliche Ernährung aus den Lebensmitteln aufzunehmen, denn es kommt ausschließlich in tierischer Nahrung vor. Wer sich also für eine vegane Ernährung entscheidet muss in jedem Fall Vitamin B12 irgendwann als Nahrungsergänzung zu sich nehmen“, so Sonja Beinlich.
Fragt man Tanja vom Land der Tiere, welche Geschichte sie am meisten berührt hat, fällt ihr neben unzähligen Momenten vor allem eine ein:

Hanna mit ihren drei Ferkeln (Quelle: Land der Tiere)

Das Land der Tiere ist ein rein spendenfinanziertes Projekt. Es arbeiten sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitkräfte, aber auch ehrenamtliche MitarbeiterInnen auf dem Hof. Von März bis Oktober sind Rundführungen möglich, um sich ein genaueres Bild vom Projekt zu machen. Wer sich beim „Land der Tiere“ engagieren möchte, hat die Möglichkeit Patenschaften für die Tiere zu übernehmen.

Total
0
Shares
Ähnliche Beiträge
Mehr lesen

Willkommen in der AfD-Hochburg

Landesweit verliert die AfD an Zustimmung, nur nicht in Salzgitter. Hier fährt die Partei in Stadtbezirken bis zu 37 Prozent an Stimmen ein. Die anderen Ratsparteien zeigen zwar klare Kante, doch das soziale Klima der Stadt heizt sich weiter auf. Ein Kommentar.
VON Daniel Johannes Kalis
Mehr lesen

Der Scheideweg der EU

„Die Einheit Europas war ein Traum von wenigen. Sie wurde eine Hoffnung für viele. Sie ist heute eine Notwendigkeit für uns alle“, sagte Konrad Adenauer 1954. Dass diese Worte einmal Gefahr laufen in Vergessenheit zu geraten, hätte damals niemand gedacht.
VON Franziska Sievers