„Nihao“, „Konichiwa“, „Ching-Chang-Chong“ – Dies sind einige der Aussagen, die ich seit meiner Kindheit von wildfremden Menschen zu hören bekomme. Auch Ausdrücke wie „Schlitzauge“ und „Plattnase“ würden mir, von anderen Kindern und Jugendlichen, oft vor den Kopf geworfen.
Es scheint so, als wären diese Begriffe die einzigen, die sie über AsiatInnen und ihre Kultur zu wissen meinen. Als Deutsche mit vietnamesischen Wurzeln verrät mein Erscheinungsbild meine asiatische Herkunft. Schön, dass man überall begrüßt wird, nur besteht Asien nicht nur stereotypisch aus China und Japan. Im größten Kontinent der Welt liegen nämlich 46 eigenständige Staaten, in denen insgesamt über 2.000 Sprachen gesprochen werden. Wer also meint, sein Asien-Knowhow beweisen zu müssen, sollte sich davor gründlich informieren.
Nach Ausbruch des Corona-Virus sehe ich in den sozialen Medien vermehrt Beiträge über Gewalttaten gegen BürgerInnen asiatischer Herkunft. Sie werden auf das in der Stadt Wuhan (China) ausgebrochene Virus reduziert, beschimpft und bedroht. Auch mir wurde zu Anfang der Covid-19-Pandemie auf offener Straße „Corona“ hinterhergerufen. Im Zug und im Bus ziehe ich schiefe Blicke an und jeder setzt sich so weit weg wie möglich.
Jedoch verspüre ich einen eigenartigen Hauch von Erleichterung. Ich wurde nicht wie andere AsiatInnen mit Desinfektionsmittel besprüht. Ich wurde nicht wie andere AsiatInnen von Fremden angespuckt. Ich wurde nicht wie andere AsiatInnen körperlich attackiert. Doch ich habe Angst, dass es an irgendeinem Tag, an dem ich, ein Freund, eine Freundin oder ein Familienmitglied vor die Tür geht, passieren wird. Das Erschreckendste: Bei vielen der gewalttätigen Übergriffe sollen AugenzeugInnen anteillos danebengestanden, sich weggedreht oder entfernt haben.
Früher hielt ich es für die beste Lösung, rassistische Kommentare oder Zurufe gekonnt zu ignorieren. Ich habe gehofft, dass die Belustigten von allein aufhören. Mittlerweile ist mir klar geworden, dass dies nicht die Lösung ist! Wir dürfen nicht nur zuschauen und schweigen. Wenn wir Raum für Rassismus lassen, wird er seine Chance ergreifen und sich ausbreiten.
Rassismus ist kein neues Thema, sondern aktueller denn je. Um ihn zu bekämpfen, müssen wir aktiv gegen ihn vorgehen. Wir könnten damit anfangen, das Thema mit unseren Geschwistern, Eltern, Kindern und FreundInnen zu diskutieren. Um dem Hass entgegenzuwirken, müssen wir alle an einen Strand ziehen und Solidarität zeigen. Nur so können wir ein friedliches Miteinander gewährleisten.