Der Beginn des Studiums ist zweifellos eine aufregende, aber auch beängstigende Zeit. Vor allem, wenn ein Umzug in eine fremde Stadt weit weg von der Heimat nötig ist. Es kann zunächst schwerfallen, sich in das Leben des neuen Zuhauses einzufinden. Helfen kann dabei aber das „junge Kulturcafé“ – die Veränder.Bar – in Wolfenbüttel. Dort werden viele Veranstaltungen angeboten und somit jede Menge Möglichkeiten, andere gleichaltrige Menschen kennenzulernen.
Nicht nur Konzerte oder Singer-Songwriter-Bühnen können besucht werden, sondern auch Treffen der Queeren Jugend Wolfenbüttel, kurz: QuJuWo. Außerdem gibt es das „Open Ohr“, und damit die Möglichkeit für vertrauliche Beratungsgespräche in den Örtlichkeiten der Veränder.Bar, aber auch Kleidertauschbörsen, Spieleabende und Table-Quiz-Veranstaltungen.
Bühne frei: jede Menge Veranstaltungen – mitmachen erwünscht!
Konzerte finden in dem jungen Kulturcafé regelmäßig statt und bieten regionalen wie auch überregionalen Musikern die Möglichkeit, vor einem Publikum aufzutreten und Erfahrungen zu sammeln. So wie Tim, der diese Chance genutzt hat und mit der Band MALIEK in der Veränder.Bar aufgetreten ist.
Mitmachen und organisieren – das wollte auch Crewmitglied Noel. Sie berichtet über ein weiteres Projekt, einen Table-Quiz Abend. „Wir hatten leider länger keinen mehr organisiert und wollten es dann mit einer Sonder-Edition wiederbeleben – diesmal zum Thema “Wolfenbüttel”“ erzählt sie. Dabei habe sie sich vor allem mit dem Heraussuchen von Fragen beschäftigt und zusammen mit einer anderen Person den Abend moderiert. „Die Moderation hat mir unheimlich Spaß gemacht und war auch mal etwas ganz Neues für mich“ berichtet Noel mit einem Lächeln. Das sei ein gutes Beispiel dafür, wie viele Möglichkeiten man durch das Ehrenamt in der Veränder.Bar hat. Man kann auch mal etwas ganz Neues ausprobieren! Aber einen Beitrag zu leisten, das heißt nicht zwangsläufig, dass man ein Event mitorganisiert. Häufig werde auch Unterstützung gebraucht, wenn es um Kleinigkeiten gehe, wie eine neue Mail-Signatur zu designen, aktualisierte Öffnungszeiten als Aufkleber für die Fenster drucken zu lassen oder den Posteingang zu sortieren.
Etwas Besonderes ist auch die Kleidertauschbörse. Sie fand im November in Kooperation mit der Leibniz-Realschule in Wolfenbüttel im Rahmen des Projektes “2.Wahl.Wf” statt. Mehrere Schülerinnen wollten durch diese Veranstaltung für ihre Idee eines Second-Hand Ladens Werbung machen und Spenden sammeln. Das Prinzip der Kleidertauschbörse unterlag hierbei keinem eins zu eins Tauschprinzip. Jede*r konnte so viele Klamotten vorbeibringen oder mitnehmen wie gewünscht.
Wie alles anfing: die Entstehungsgeschichte
Die Idee für ein junges Kulturcafé kam vor einigen Jahren in einer Sprechstunde mit dem damaligen Wolfenbütteler Bürgermeister Thomas Pink auf. Auslöser war dabei der Wunsch nach einem zentralen Ort, an dem gearbeitet, gelernt, sich entspannt und mitgestaltet werden kann. Gemeinsam erarbeiteten SchülerInnen, der AStA der Ostfalia und andere Studierende in Zusammenarbeit mit der Stadtjugendpflege und dem Stadtjugendring das Kernkonzept. Der Ort sollte immer schon sowohl eine Bühne für angehende KünstlerInnen sein, aber auch entspannte Abende in einer Kneipenatmosphäre ermöglichen. Tagsüber sollen die Räumlichkeiten auch als Workcafé für SchülerInnen und Studierende dienen. Insgesamt war den GründerInnen aber vor allem wichtig, dass sich einfach alle willkommen fühlen und die Veränder.Bar als eine Art Wohnzimmer wahrnehmen. Eben ein Ort, der zentral liegt, selbst gestaltet und gemütlich ist, fasst das Crewmitglied Noel zusammen: „ein Raum zum Arbeiten, aber gleichzeitig eine Location für kulturelle Aktionen – mit dem Fokus auf SchülerInnen und Studierende”.
Auch wenn Noel damals noch nicht selber Mitglied des Projektes war, kennt sie die Entstehungsgeschichte und die ersten Schritte Richtung Veränder.Bar nur zu gut. Sie erzählt, dass vor allem Reisen das Projekt formten.
Um Ideen und Inspiration für die Umsetzung zu sammeln, reiste die Projektgruppe im August zum Beispiel 2015 nach Helmstedt, wo ein ähnliches Projekt, der Pferdestall, sein Zuhause hat. Dabei seien die großen Überschneidungen zu der Vorstellung für Wolfenbüttel schnell klar geworden. Der Pferdestall sei damals als Projekt eines Seminarfachs in der Schule entstanden, erklärt Noel. Die gebotenen Veranstaltungen ähnelten den heute in der Veränder.Bar stattfindenden sehr. So gab es damals in Helmstedt auch Konzerte, Poetry Slams und Kunstausstellungen.
Daraufhin begab sich die Initiativgruppe dann einen Monat lang auf einen „Musikalischen Roadtrip”, eine Art Workshop, bei welchem in Zusammenarbeit mit drei Bands Konzerte in drei leerstehenden Lokalen stattfanden. Dabei wurden mit den circa 130 BesucherInnen Ideen zum Namen, zum Konzept und der präferierte Standort auf alten Tapetenrollen gesammelt.
Bei einem weiteren Roadtrip am 1. April 2016, diesmal gemeinsam mit der Projektgruppe des Summertime Festivals, eine non-profit Veranstaltung, welche jährlich in Wolfenbüttel stattfindet, wurde schließlich eins klar: die Kreuzstraße 13 in Wolfenbüttel ist die Location, nach der man gesucht hatte. Fast genau ein Jahr später war es dann endlich so weit: nach zahlreichen Planungstreffen, der Vorstellung im städtischen Ausschuss „Jugend und Soziales“ und der Beschlussvorlage für den Rat eröffnete die damals noch namenlose Veränder.Bar unter dem Titel „Eröffnung – Bühne Theke Sofa” am 04.04.2017. Im Laufe von fünf Tagen wurden damals die vielfältigen kulturellen Angebote vorgestellt, welche bis heute in dem Kulturcafé stattfinden. So gab es etwa einen Spieleabend, einen Poetry Slam und Konzerte.
“Eins fehlte aber noch: der Name.” erzählt Noel. So wurden sechs Namen von der Projektgruppe ausgewählt und in einer großen Online-Umfrage der Wolfenbütteler Bevölkerung zum Abstimmen gegeben. Schließlich wurde am 21.04.2017 der Name „Veränder.Bar – Bühne. Theke. Sofa.” offiziell verkündet und im Anschluss ein junger, regionaler Designer beauftragt, um zusammen mit den Ehrenamtlichen ein Design und eine Corporate Identity zu entwickeln.
Die Crew
Die “Veränder.Bar-Familie” besteht aus zahlreichen Ehrenamtlichen, angestellten Thekenkräften und Hauptamtlichen beziehungsweise Projektstudierenden der sozialen Arbeit, welche einen offenen, toleranten und respektvollen Umgang miteinander fördern wollen. Sie wollen die Eigeninitiative jedes Einzelnen unterstützen und die Kultur der Stadt aktiv mitgestalten. Die Crew der Veränder.Bar besteht aus verschiedenen kleineren Teams mit speziellen Arbeitsschwerpunkten wie zum Beispiel dem Marketing-Team oder dem Musik-Team.
Für Konzerte gibt es zum Beispiel eine eigene WhatsApp-Gruppe, so Noel weiter. Der Prozess beginnt dabei meist mit einer Anfrage per Mail. „Bei der Veränder.Bar muss natürlich auch immer darauf geachtet werden, dass eine “laute” Veranstaltung nicht länger als 22 Uhr geht, aber auch zu einem früheren Zeitpunkt nicht zu störend für die Anwohner ist. Sowas muss natürlich also vorher abgeklärt werden“, erklärt Noel. Ist ein Termin gefunden, wird geguckt und geplant, wer welche Aufgaben übernehmen möchte. Das können Vorbereitungen im Vorfeld der Veranstaltung sein, wie zum Beispiel Werbung schalten oder die weitere Kommunikation mit den KünstlerInnen. „Es ist wichtig zu klären, welche Technik gebraucht wird und ob diese schon in der Veränder.Bar ist.“ Es gehe aber auch darum, am Abend des Auftritts verschiedene Aufgaben zu erledigen. So könne es sich hierbei beispielsweise um Catering, Tontechnik oder Awarenessarbeit handeln.
Diese Teams, wie auch die vielen Projekte und Stammtische, seien offene Gruppen für alle Ehrenamtlichen, die Zeit und Lust darauf haben, mitzugestalten und Ideen zu verwirklichen, berichtet Noel. “Hierarchien gibt es dabei nicht, und jede*r beteiligt sich im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten so, dass er*sie sich wohlfühlt.” Für die Kommunikation untereinander wird eine Community auf WhatsApp genutzt, über die alle Team-/Projektgruppen zusammenfinden, und über die es leicht ist, einem der Teams beizutreten.
Mitmachen, mitgestalten, Leute kennenlernen – so wird die Veränder.Bar schnell auch vor allem für all jene zu einem zentralen Ort, die neu in der Stadt sind: ein Hafen für Neuankömmlinge und gleichgesinnte junge Menschen.