Verpackungen mit Pop

Popcorn soll zur Alternative für Plastikverpackung werden. Kann der Naturstoff neben Kinobesuchern auch die Industrie überzeugen?

Der Erfinder des Popcorn-Plastiks, Alireza Kharazipour, griff während eines Kinobesuches in seine Popcorntüte und stellte fest, dass sich der gepuffte Mais wie Styropor anfühlt. Aus dieser Feststellung wuchs die Idee, verschiedene Produkte aus den kleinen gelben Maiskörnern herzustellen.

Es wird Industriemais verwendet, der kleiner als der bekannte Popcornmais im Kino ist und extra für die industrielle Nutzung angebaut wird. Damit wird er nicht für die Lebensmittelversorgung benötigt. Er ist besonders gut geeignet, da er leicht zu bearbeiten und vollständig recycle- sowie biologisch abbaubar ist. Zusätzlich besteht der Rohstoff aus einem nachhaltigen Material, das der Umwelt zugutekommt. Dies bedeutet auch, dass die Produkte aus Popcorn ganz leicht auf dem Kompost entsorgt werden können. Dadurch kann eine Menge Plastikmüll gespart werden.

Um aus den Maiskörnern eine Platte herstellen zu können, werden sie zuerst mechanisch zerkleinert, sodass Maisschrot entsteht. Im nächsten Schritt wird dieses mit einem Bio-Leim gemischt, damit es aneinanderhaften kann. Für die Weiterverarbeitung wird das Gemisch durch einen Druckstempel und eine Heißpresse in Form gebracht. Diese verleiht der Platte mehr Festigkeit und Stabilität.

Das außergewöhnliche Material hat ein großes Spektrum von Einsatzbereichen. ExpertInnen beschäftigen sich stetig mit der Erforschung dieses Rohstoffes und der Verarbeitung, um optimale Funktionalität bieten zu können. Einige Verwendungsmöglichkeiten für das Popcorn sind beispielsweise die Nutzung als Dämmmaterial, sowie die Herstellung von Spielzeug, Möbeln, Kühlboxen und weiteren Schachteln und Verpackungen, unter anderem für Weinflaschen. Folglich gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie Popcorn als Styropor-Ersatz verwendet werden kann. Bis Ende 2021 wurde das Ziel verfolgt Produkte, die zu 100 Prozent aus Popcorn bestehen, im Bereich der Verpackung produzieren zu können. Auf Styropor kann in diesem Areal somit gänzlich verzichtet werden.

Mit Blick auf die Zukunft sind weitere Einsatzbereiche vorstellbar. Denkbar sind hier beispielsweise die Verwendung des Popcorns im Automobil-Interieur, im Baugewerbe, in der Dämm-/Isolier- und der Packmittelherstellung. Zwei Drittel der Wärme wird vom Styropor gedämmt, einen ähnlichen Wert erzielt das Popcorn. Das bedeutet, dass beide Materialien sehr gute Dämmeigenschaften besitzen. Bei einer Brennprobe, bei der das Material mit einer 800 Grad heißen Flamme für 30 Sekunden erhitzt wird, zeigt sich, dass Styropor nach wenigen Sekunden Feuer fängt. Popcorn hingegen fängt an zu karamellisieren, bleibt aber weiterhin stabil und brennt nicht. Es ist ein gutes Argument, um Styropor durch Popcorn zu ersetzen und damit nachhaltig einen großen Schritt weg von umweltschädlichen, toxischen Materialien zu gehen.

Darüber hinaus wird der Rohstoff aus der einheimischen Landwirtschaft gewonnen. So unterstützt die Produktion des Industriemais sowohl lokale Unternehmen als auch den Umweltschutz in Bezug auf Nachhaltigkeit.

Es ist also möglich, Plastik durch Popcorn zu ersetzen. Der Verbrauch von umweltschädlichen Produkten kann deutlich verringert werden. Alireza Kharazipour hat mit nur einem Griff in eine Popcorntüte eine weltbewegende Idee gehabt.

Total
0
Shares
Ähnliche Beiträge
Mehr lesen

Alarm: Cobra 38

Auf der größten Schlangenfarm Europas gibt es immer etwas zu tun. Schlangenfarmer Olli kümmert sich unfassbar gerne um die Reptilien, obwohl er schon einige Bisse abbekommen hat.
VON Theresa Ikkert
Mehr lesen

Aufbruch ins Unbekannte: ein Semester im Ausland

Schon lange träumt Studentin Jule Noria von einem Leben im Ausland. Sie entscheidet sich, ein Semester in Sevilla zu studieren, um Menschen, Sprache und Kultur kennenzulernen. Für sie steht fest, das Auslandssemester wird ihr noch lange gut in Erinnerung bleiben.
VON Mareike Böse
Mehr lesen

“Fakultätsgeflüster”: Folge 3

Was denkt ihr: Warum vergeben DozentInnen eigentlich so selten eine glatte „1“? Sollten nicht viel mehr Lehrveranstaltungen online angeboten werden? Oder was bringt es, wenn Folien schon vor der Vorlesung hochgeladen werden? Genau das ist Thema der dritten Folge bei "Fakultätsgeflüster".
VON Maria Pfützner