Als Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes untersteht das Technische Hilfswerk (THW) dem Bundesinnenministerium. Mit rund 88.000 ehrenamtlichen Einsatzkräften leistet das THW technische Hilfe bei Katastrophen, unterstützt den Zivilschutz im Verteidigungsfall und ist im markanten „blauen Feuerwehrauto“ sowohl national als auch international im Einsatz. Das Spektrum reicht von der Hochwasserhilfe im Ahrtal über die Ortung mit Rettungshunden in der Türkei bis hin zur logistischen Unterstützung anderer Behörden und Einsatzorganisationen bei Großveranstaltungen. Doch hinter den Einsätzen verbirgt sich eine vielschichtige Verwaltungsstruktur.
Hauptamt im THW
Nach ihrem Studium fand Luisa-Marie Schneider ihre Berufung im Hauptamt des Landesverbands Bremen/Niedersachsen. Heute arbeitet sie an dem Standort in Hannover. Sie erklärt, wie das THW aufgebaut ist und wie die Organisation derzeit in der Gesellschaft wahrgenommen wird:
Der Landesverband Bremen/Niedersachsen ist einer von acht Landesverbänden in ganz Deutschland. Hier arbeitet Luisa hauptberuflich und betreut gemeinsam mit ihren KollegInnen 79 Ortsverbände mit etwa 11.900 ehrenamtlichen HelferInnen in den verschiedensten Angelegenheiten. Die Ortsverbände sind in verschiedene Einheiten und Fachgruppen unterteilt, um den vielseitigen Anforderungen im Einsatz gerecht zu werden. Einer dieser Ortsverbände ist der Ortsverband Braunschweig.
Wie sieht ein Tag als Ehrenamtlicher aus?
Samstags um 9 Uhr treffen große Einsatzwagen mit Blaulicht auf dem Hof des THW-Ortsverband (OV) Braunschweig ein. Laute Motorengeräusche mischen sich mit fröhlichem Stimmengewirr, während zahlreiche HelferInnen in ihrer Einsatzuniform durcheinanderwirbeln. Samstags finden im Ehrenamt Ausbildungsdienste statt – doch dieses Mal ist es etwas Besonderes.
Alle Gruppen aus dem Fachbereich Notversorgung und Notinstandsetzung (N) aus dem Regionalbereich Braunschweig kommen zusammen, um gemeinsam Theorie und Praxis zu üben. Jede Gruppe aus einem Ortsverband bringt ihren eigenen Stromerzeuger mit. Warum? Die OVs aus diesem Regionalbereich haben eine besondere Idee umgesetzt: Da nicht alle Stromerzeuger identisch sind und die Einsatzkräfte oft auch fremde Geräte bedienen müssen, ist es hilfreich, sich mit den unterschiedlichen Modellen vertraut zu machen.
Der Tag beginnt mit einer guten Tasse Kaffee und einer Theorieeinheit mit Christian Lau aus dem OV Salzgitter. Schritt für Schritt geht es von den Grundlagen bis hin zu den verschiedenen technischen Aufbauten der Stromerzeuger. Während die Fachgruppen konzentriert lernen, laufen in der Küche bereits die Vorbereitungen auf Hochtouren – denn um 12 Uhr gibt es Mittagessen für die etwa 35 angemeldeten Einsatzkräfte. Alle Küchenkräfte gehören dem THW an und arbeiten ehrenamtlich. Nach dem gemeinsamen Essen folgt der praktische Teil: Die Stromerzeuger werden aufgebaut und ausprobiert. Dazu werden diese als Anhänger von den Mehrzweckkraftwagen zum Übungsplatz gefahren und die große Gruppe teilt sich in kleinere Gruppen auf. Die kleinen Gruppen gehen nun zu den verschiedenen Stationen der Erzeuger und die jeweiligen BetreuerInnen der Aggregate erklären den HelferInnen genau die Funktionsweise der Aggregate und weisen auf Unterschiede hin.
Um 16 Uhr endet die Ausbildung und die einzelnen Ortsverbände des Regionalbereiches Braunschweig werden mit einer Feedbackrunde entlassen. Die Resonanz ist positiv und das Organisationsteam nimmt ein „gerne wieder“ mit nach Hause. Um den Zusammenhalt und den fachlichen Austausch weiter zu stärken, möchte der Regionalbereich solche Ausbildungsdienste häufiger durchführen, auch mit anderen Fachgruppen, wie der Bergung.
Die ersten Schritte im Ehrenamt
Die Teilnahme von ehrenamtlichen Einsatzkräften an Einsätzen setzt den erfolgreichen Abschluss der Grundausbildung (GA) voraus, in der die Grundlagen des Katastrophenschutzes im THW vermittelt werden. Dies umfasst den sicheren Umgang mit THW-typischen Werkzeugen und Geräten wie der Schere und dem Spreizer sowie die Rettung von Personen und weitere Fähigkeiten. Die GA erstreckt sich in der Regel über mehrere Monate und ist die erste Ausbildungsstufe im THW. Nach der bestandenen Grundausbildungsprüfung wird die frische Einsatzkraft einer Spezialisierung bzw. Fachgruppe zugeordnet. Der 18-jährige Max Kolbig aus dem OV Helmstedt ist nach seiner bestandenen GA in die Fachgruppe N gegangen, und erzählt von seiner Grundausbildung:
Ehrenamtliche Hilfe kennt kein Alter!
Um dem wachsenden Mangel an Einsatzkräften entgegenzuwirken, wirbt das THW seit einiger Zeit verstärkt um die Generation 60+. Da es immer schwieriger wird, junge Menschen zu begeistern, und es im ländlichen Raum an Einsatzkräften mangelt, wurde im Dezember 2014 die Altersgrenze von 65 Jahren in der Mitwirkungsrichtlinie aufgehoben. Neben dem aktiven Dienst, wie den Einsätzen, gibt es im THW noch weitere Aufgaben, die ältere Menschen ehrenamtlich übernehmen können, zum Beispiel in der Verwaltung oder der Jugendbetreuung.
Für Ulrich Manthei wäre mit der alten Mitwirkungsrichtlinie in ein paar Jahren Schluss gewesen, was aufgrund seiner langjährigen Einsatzerfahrung und dem Erleben des Wandels im THW ein Verlust ist. Hier ein kleiner Einblick in seine Erfahrungen:
Titelbild: Das Technische Hilfswerk - die unsichtbaren HelferInnen, von Melissa Esenyel-Merse