TikTok schreibt in seinen AGB ein Mindestalter von 13 Jahren vor. Für Jugendliche unter 18 Jahren setzt die App zudem eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten voraus. Das Alter wird jedoch nicht geprüft. Es genügt die Angabe eines falschen Geburtsdatums. Auch die Einverständniserklärung der Eltern untersteht keiner Kontrolle. Nicht wenige NutzerInnen sind zudem deutlich jünger, als das Mindestalter der App vorgibt. Gerade viele Kinder und Jugendliche geben viel von sich preis, um interessant für andere zu wirken. Alles nur für mehr Klicks und Likes. Die Minderjährigen gehen häufig unbedacht mit ihren Kontaktdaten um und veröffentlichen im Chat oder in ihren Profilen persönliche Daten.
Unsere Daten in China?

Auch die App selbst wird in Hinblick auf den Datenschutz immer wieder kritisch hinterfragt. Nicht selten ist die Rede davon, dass die Daten von NutzerInnen der chinesischen Regierung in die Hände fallen könnten. Ex-US-Präsident Donald Trump wollte TikTok während seiner Amtszeit in den USA deswegen kurzerhand verbieten. Dies trat jedoch nie in Kraft. KritikerInnen sehen in der Freizügigkeit mancher NutzerInnen eine Gefahr für Missbrauch, genannt Cybergrooming. Viele Videos zeigen Kinder, die jünger als 13 Jahre sind. TikTok ergreift immer wieder Maßnahmen gegen den Missbrauch der Videos und die Belästigung der NutzerInnen. So wurden beispielsweise bestimmte Hashtags gesperrt, die Pädophile für die Suche nach Inhalten genutzt haben. Bei Hashtags wie #bellydance und #bikini fanden sich in der App immer wieder Videos von Minderjährigen, die vermeintlich aufreizend zu populären Songs tanzen und singen.
Ein neuer Vorwurf gegen TikTok ist der sogenannte Shadowban. Die App zeigt gezielt Videos und Kommentare mit bestimmten Wörtern wie beispielsweise Porno, schwul, LGBTQ, queer usw. nicht mehr an. Viele NutzerInnen verwenden deshalb alternative Buchstaben in dem Wort, sodass andere NutzerInnen wissen, was gemeint ist, die App diese Wörter aber nicht erkennt. Der Gedanke dahinter: Die Wörter sollen nicht diskriminierend verwendet werden. Die Umsetzung ist allerdings sehr fragwürdig.
Die künstliche Intelligenz, die im Hintergrund der App TikTok tätig ist, ist bedenklich. Dieser Algorithmus wertet das Verhalten aller NutzerInnen auf der Plattform aus: Wann sie liken, wann sie weiterwischen und wann sie Videos mehrmals hintereinander anschauen. Dadurch erkennt der Algorithmus ihre Vorlieben, ja sogar ihre Grundeinstellung und ihren Charakter. Durch den Algorithmus werden den NutzerInnen immer wieder ähnliche Inhalte angezeigt, so können sie leicht in eine Filterblase geraten. Das Wort Filterblase stammt aus der Medienwissenschaft und bedeutet, dass nur noch Inhalte angezeigt werden, die unsere Interessen widerspiegeln. Erstmal nichts Verwerfliches, doch dies kann gerade bei extremistischen Inhalten oder Verschwörungsmythen fatal sein.
Durch Trends berühmt
Durch die sogenannte „For You“-Page erhalten die vorgeschlagenen Videos schnell an Reichweite und somit auch eine hohe Anzahl an Likes, Klicks und FollowerInnen. Anders als bei anderen Apps muss man niemandem folgen, um ihn oder sie auf der Startseite zu sehen. Dadurch gewinne viele Video-Clips schnell an Bekanntheit und können einen sogenannten Trend starten. Die NutzerInnen werden somit auch auf anderen Social Media Accounts bekannt und können durch Klicks oder auch Produktplatzierungen und Werbung Geld verdienen. Viele KonsumentInnen haben Spaß an der App, da sie uns für einen kurzen Moment aus dem Alltag entfliehen lässt und zudem die ganze Welt miteinander verbindet. Man sieht viele Kulturen und Menschen und kann sich problemlos mit diesen in Verbindung setzen. Es wird auch auf wichtige Themen eingegangen und diese frei diskutiert. Jeder kann Bezug nehmen, an der Diskussion teilhaben und seine Meinung frei äußern.